Zur Einschulung eines kleinen großen Mädchens.

Heute war es soweit, für das kleinere der beiden Kinder meines Geschwisters beginnt eine neue Zeit. Nun ist sie kein Kindergartenkind mehr, sondern ein I-Dötzchen. Es war Einschulung!

Meine liebe, schon so große kleine Nichte. Das war doch erst gestern das Du gerade in den Kindergarten bekommen bist und jetzt fängt für Dich schon der Ernst des Lebens an? Das ging aber schnell. Deine Tante hat Dir für diesen besonderen Tag ein paar gute Wünsche mit gebracht:

Wunsch 1: Verliere nicht den Spaß am Lernen.

Es ist toll, etwas Neues zu lernen und seine Fähigkeiten zu verbessern. Und vor Dir liegt eine aufregende Zeit, in der Du lesen, schreiben und rechnen lernen wirst. Jeden Tag kommt etwas Neues und ich wünsche Dir, daß Du den Spaß daran lange behältst. Was man mit Freude und Spaß lernt, vergißt man nicht so schnell. Deswegen wünsche ich Dir, daß Du immer Spaß am Lernen hast, auch wenn es mal anstrengend wird.

Wunsch 2: Bleibe neugierig und stell Fragen.

“Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!” Das ist das Lied der Sesamstrasse. Einer Kindersendung, die Deine Tante früher im Fernsehen geschaut hat. Das ist ziemlich clever, denn nur wer fragt, der lernt etwas. Und deswegen höre nicht auf, neugierig zu sein und Fragen zu stellen. Und lass Dir von niemandem sagen, Deine Fragen wären dumm oder nervig! Neugierde und Wissensdurst sind ein großes Geschenk, bewahre Dir das möglichst lange. Es gibt keine dummen Fragen, alle Fragen sind gut und richtig.

Wunsch 3: Tolle Freunde!

Es gibt nichts Schöneres in der Schule, als mit guten Freunden in der Pause zu spielen oder zusammen den Nachhauseweg zu meistern. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, daß Du tolle Spielkameradinnen und Freunde findest, mit denen Du groß und erwachsen werden kannst. Die für Dich da sind, auf die Du bauen kannst und die mit Dir durch dick und dünn gehen. Ach ja, und die Dich im Notfall die Hausaufgaben abschreiben lassen wenn Du vergessen haben solltest, sie zu machen (sag Deinen Eltern nicht, daß ich das gesagt hab!).

Wunsch 4: Wirklich gute Lehrerkräfte.

Ich wünsche Dir Lehrpersonal, das seinen Job als Berufung versteht und nicht nur als Job. Menschen, bei denen man gerne in die Stunden geht und die ihre Fächer mit Spaß unterrichten. Denn von Menschen, die Spaß an ihrem Beruf haben, beim Lernen angeleitet zu werden, ist etwas ganz Wunderbares. Menschen, die Deine Fragen beantworten und Dir mehr beibringen als das, was das Schulministerium in seine Lehrpläne schreibt. Von solchen Menschen beim Lernen begleitet zu werden schenkt Dir etwas, was Dir nach Deiner Schulzeit immer noch nützlich sein wird. Sei nett zu Deinen Lehrern, dann fällt denen das ganz leicht, nett zu Dir zu sein. Und wenn die Lehrer doch mal doof sind, sag Deiner Tante Bescheid. Die regelt das dann.

Wunsch 5: Schöne Zeiten außerhalb des Klassenraums.

Schule heißt nicht nur im Klassenraum zu sitzen, sondern auch Klassenfahrten und Ausflüge. Davon wünsche ich Dir jede Menge. Sammle viele schöne Erfahrungen auf Klassenfahrten und gemeinsamen Ausflügen mit Deinen Schulkameraden. Und hoffentlich fahrt Ihr nicht nur in langweilige Museen, sondern macht richtig spannende Sachen! Oder zumindest in richtig spannende Museen, wo man tolle Sachen sehen und machen kann. Genieß die Zeit außerhalb des Klassenraums und hab viel Spaß.

Meine liebe Nichte, ich wünsche Dir für Deine Schulzeit von Herzen alles Gute! Hab Spaß beim Lernen, bleibe neugierig, finde gute Freunde und tolle Lehrer, hab eine schöne Zeit und mache möglichst viele wunderbare Erfahrungen auf dem Weg ins Erwachsen werden.

Ich bin stolz auf Dich, Du große kleine Maus.

“Einfach nur mal atmen.” – Teil III

Offensichtlich scheinen Dich Teil I und II von “Einfach mal nur atmen.” nicht abgeschreckt zu haben und ich freue mich, Dich zum dritten und letzten Teil begrüßen zu dürfen.

Fünf Tage im Kloster. Fünf Tage voll gepackt mit neuen Erfahrungen. Und auch wenn das Programm straff ist, bleibt genug Zeit für mich. Um mich herunter zu fahren, die neuen Informationen und Erfahrungen vorsichtig zu begutachten, spazieren zu gehen oder in der Sonne zu sitzen und eine Tasse Tee zu trinken. Ich genieße das ganz außerordentlich, einfach mal nichts zu tun haben zu müssen sondern einfach nur dort sein zu können. “Einfach nur mal atmen.” – Teil III weiterlesen

Monatsliebe August: Here comes the Rain again.

Offenbar war ich da im letzten Monat wohl ein wenig zu vorwitzig mit den guten Summertime Vibes. Der größere Teil des Julis bescherte uns im Ruhrpott nämlich Temperaturen um die zwanzig Grad und sehr viel Regen. So viel zum Thema “Genieße den Sommer” … Positiv gesehen gab es wenigstens keine tropischen Nächte mit Temperaturen knapp unter dreißig Grad. Man soll die Feste ja feiern, wie sie eben fallen. Monatsliebe August: Here comes the Rain again. weiterlesen

“Einfach nur mal atmen.” – Teil II

Gut erholt vom ersten Teil? Herzlich Willkommen zurück zu Meditation und Co. KG … Schön, daß Du wieder da bist.

Am nächsten Morgen wache ich ausgeschlafen auf, obwohl es mir schwer gefallen ist, in dieser Stille im Kloster tatsächlich in den Schlaf zu finden. Ich wohne in der Stadt, es ist nie wirklich so ruhig bei uns, daß mich meine eigenen Atemgeräusche vom Einschlafen abhalten würden. Im Gegenteil, das Rauschen der Stadt ist meine Einschlafmelodie, was mir erst auffällt, wenn sie fehlt. Und so tappe ich im ersten Licht des neuen Morgens durch die Kälte zum roten Teppich, um in den ersten Tag des Seminars zu starten.
“Einfach nur mal atmen.” – Teil II weiterlesen

“Einfach nur mal atmen.” – Teil I

Stress, das Grundübel unserer hektischen Zeit, in der vieles, was wir eben noch als sicher erachtet haben, plötzlich über die Lebensspanne einer Eintagsfliege verfügt. Stress, das war in meiner Vorstellung immer dieses Ding von “viel zu viel zu tun haben in viel zu wenig Zeit”. Hand hoch, wer bei dieser knackigen Zusammenfassung ebenfalls eine Person vor Augen hat, die von Meeting zu Meeting hetzt, sechzig Stunden und mehr die Woche arbeitet, Wochenende nur vom Hörensagen kennt, sich mal eben zwischen zwei Terminen irgendwas Ungesundes in den Rachen schiebt, ständig versucht, fünf Dinge gleichzeitig zu tun und sich damit total überlastet … Also exakt das Gegenteil von mir.
“Einfach nur mal atmen.” – Teil I weiterlesen

Monatsliebe Juli: Summertime and the Living is easy.

Hallo Juli! Es ist Zeit für das Bergfest in diesem 2023. Die Hälfte des Jahres ist vorbei und bin ich eigentlich die Einzige, die sich fragt “Wie, schon Sommer und das halbe Jahr vorbei, wann ist das denn passiert?” Auch wenn der Sommer sich gestern sehr schüchtern gezeigt hat und es vorzog, sich als April zu tarnen. Sonne, Regen, Sonne, Regen, mehr Regen. Kleine Atempause bevor es wieder auf die dreißig Grad zu geht … Die ich sehr genieße, diese kühleren Temperaturen. So als ausgewiesenes Kaltblut. Monatsliebe Juli: Summertime and the Living is easy. weiterlesen

Monatsliebe Juni: She’s got a ticket to ride.

Mitten rein in den Text mit dem Zauberwort? Kann ich. Und jetzt alle so: ZACK, da haben wir schon Juni! Neuer Monat, neues Glück. Das ist zumindest der Plan. Der Mai hat gut vorgelegt, da muß sich der Juni schon ein wenig strecken, um da ran zu kommen. Die Möglichkeit, Meerweh zu kurieren, ist ein dicker Stein im Brett des vergangenen Monats. Hach, Wellenrauschen. Geht doch nichts über Sand zwischen den Zehen und dem Rauschen des Meeres in den Ohren.
Monatsliebe Juni: She’s got a ticket to ride. weiterlesen

Und wieder 365 Tage später.

Und ich bereue nichts
Nicht einen Schritt, nicht einen Augenblick davon
Auch wenn es verloren ist
Auch wenn es für uns nicht reicht
Es war doch nichts umsonst

– Silbermond „Ich bereue nichts“ –

Wir schreiben das Jahr 2000 und es ist Mai. Vor mir sitzt ein älterer Herr mit Schnauzer und während er mit seiner an die Kette gelegten Brille spielt, fragt er mich, ob ich T4 fahren könne. Ich bin seit nicht mal einem halben Jahr im Besitz eines Führerscheins und meine Fahrerfahrung beschränkt sich auf ein paar Fahrten mit dem klapprigen Golf 2 meiner Mutter. Und ich habe keine Ahnung, was ein T4 eigentlich sein soll. Dennoch nicke ich selbstbewußt, kann doch nur ein Auto sein. Ist ja schließlich ein Kurierdienst hier, bei dem ich mich bewerbe. Und Auto fahren kann ich, zumindest tut der klapprige alte Golf 2 das, was ich von ihm möchte. Meistens. Prima, ich könne dann morgen als Kurierfahrerin anfangen freut sich der ältere Herr, schüttelt mir die Hand und schiebt mir einen Arbeitsvertrag zu.

Am nächsten Tag stehe ich, frisch gebackene Abiturientin mit Langeweile, neben einem Medizinstudenten vor diesem ominösen T4 und stelle fest: Fuck, das ist ein VW-Bus! Der Medizinstudent soll mich heute einarbeiten. Er drückt mir die Schlüssel in die Hand. Oh! Mein! Gott! Das Teil ist aber riesig im Vergleich mit dem zum Familienfuhrpark gehörigen Golf. Scheiße, mal wieder die Klappe zu voll genommen, das hier kann doch nur schief gehen, wenn man mich Anfänger mit so einem Panzer auf die Straße loslässt. Mit mulmigem Gefühl klettere ich auf den Fahrersitz und starte das Monster.

„Bist du schon mal VW-Bus gefahren?“ fragt der Medizinstudent. Ich schüttele den Kopf. „Ach, das ist auch nur ein Auto, keine Sorge. Und beim Rangieren benutz die großen Spiegel, die Kiste ist eckig und du siehst in den Spiegeln super, wo sie aufhört. Wird schon schief gehen,“ spricht er mir Mut zu.

Wir fahren vom Büro zur Lagerhalle, wo die Wagen beladen werden. Die Lagerhalle ist eng, dunkel und zu allem Überfluss soll ich das für mich ungewohnt riesige Fahrzeug rückwärts einparken. Zwischen zwei bereits geparkte VW-Busse. Unter den wachsamen Augen mehrerer Männer, die sich belustigt das Schauspiel anschauen, rangiere ich vorsichtig den T4 in die enge Lücke. Rückwärts. Und stehe auf Anhieb perfekt in der knapp bemessenen Parkbucht. Der Medizinstudent lobt mich, das sei fürs erste Mal verdammt gut gewesen.

Mit zittrigen Knien und nass geschwitzten Händen steige ich aus. Und mein Blick fällt auf einen bulligen Kerl Marke Bud Spencer, der die Hand ausstreckt und mit den Worten „Ich hab doch gesagt, sie schafft das, also alle mal die Kohle an die Sonne!“ bei den anderen Umstehenden Geld einsammelt. Offenbar lief da unter den Männern eine Wette, ob ich es kratzerfrei mit dem VW-Bus rückwärts in die enge Parkbucht schaffe. Mit hoch erhobenem Haupt würdige ich die Kerle, die ihre Wettschulden an den einzigen Gewinner bezahlen, nicht eines Blickes und beginne, mein Fahrzeug mit grünen Kisten zu beladen. „Was ist das denn bitte für ein blödes Arschloch!“ denke ich. Der bullige Kerl grinst mich an, stopft die gewonnenen DM-Scheine in die Hosentasche und beginnt ebenfalls, seinen neben mir stehenden Lieferwagen zu beladen.

Das “blöde Arschloch”, nun … das warst Du und das war unsere erste Begegnung. Den Sommer 2000 habe ich mit viel Autofahren verbracht und irgendwann jede meiner Ladepausen mit Dir. Mein Herz schlug schneller, wenn ich Deinen Bus auf den Hof fahren sah und ich habe es genossen, vor der Halle in der Sonne zu sitzen, mit Dir und den anderen Kerlen Nudelsalat und Würstchen aus der Kantine zu essen während wir gewartet haben, daß die Nachmittagstouren kommissioniert und fertig gepackt zum Einladen waren.

Ich war traurig als sich meine Vollzeitbeschäftigung als Kurierfahrerin dem Ende näherte, weil ich im Herbst zum Berufskolleg gehen würde und nur noch nebenbei dort arbeiten würde. Ich saß auf der Laderampe Deines Lieferwagens, baumelte mit den Beinen und versuchte, möglichst unbeteiligt zu klingen als ich erklärte, daß meine Zeit als Vollzeitkraft jetzt zu Ende wäre. Macht ja nix, man könne sich doch auch mal so treffen, hast du gesagt und bevor ich groß darüber nachdenken konnte, hattest du die Nummer meines ersten Mobilfunkvertrages und kurz darauf trafen wir unsere erste echte Verabredung.

Es war der Anfang von sieben Jahren Beziehung und dreizehn Jahren Freundschaft. Es war der Anfang von so vielem und immer, wirklich immer, war Dein Credo „Du schaffst das!“ – egal um was es bei mir ging. Bis du im Mai 2020 schon mal vor gegangen bist. Jetzt muß ich mir selbst sagen „Ich schaff das!“ und immer, wenn ich das tue, höre ich dabei Deine Stimme im Kopf.

Wieder 365 Tage. Und heute wäre Dein dreiundfünfzigster Geburtstag.

Happy Birthday, Du alter Sack.

Ich vermisse Dich. Wo immer Du bist, ich trink einen auf Dich.