Da habe ich mich gestern Abend bis halb zwölf (Winterzeit) auf der Couch wach gehalten, in der Hoffnung, mein Körper würde sich einfach den fehlenden Schlaf holen und mich bis zum Weckerklingeln im Land der Träume belassen. Klare Fehlkalkulation. Aufgewacht bin ich um? Eben. Um zwanzig nach fünf. Meine innere Ticktack so: „Ey, Alter! Im Leben nicht. Es ist gleich halb sieben, Zeit aufzustehen! Hoppi, hoppi!“ Und mein Kopf: „Ähm, nein. Zeitumstellung und so? Lass doch noch bisschen schlummern, bitte?“ Keine Chance. Also liege ich grummelig im Bett und höre Cookie beim Schlafen zu – nicht ohne Neid. Um halb sechs mein Bett verlassen? Nicht mit mir.
Schön, daß es jetzt eine Stunde früher hell wird. Was man bei dem Wetter eben so als hell bezeichnet. Vor meinem Fenster: melancholisches Grau, durchzogen von dramatischerem Grau, weichgezeichnet von munteren Regentropfen. Wetter, um auf der Couch zu fläzen und Socken zu stricken. Ey, ich wollte goldenen Oktober! Von Waschküche war in meiner Bestellung keine Rede.

Mittags, beim letzten Bissen Salat, reißt der Himmel auf, die Sonne zeigt sich kurz. Super Timing unseres Zentralgestirns, alsof flugs die Jacke überwerfen und raus vor die Tür. Natürlich hat sich die Sonne da schon wieder hinter graue Wolken verzogen. Na gut. Immerhin regnet es mir während meines halbstündigen Marsches durch den Park nicht auf den Kopf. Ich verbuche das als kleinen Triumph.

Mittlerweile ist auch meine Tee-Bestellung im Büro angekommen. Und ernsthaft: Wer programmiert eigentlich diese Webshops? Zehn (10!) E-Mails für eine einzige Bestellung:
„Deine Bestellung ist eingegangen!“ – Danke, habe ich auf der Website bereits gesehen. Nach dem Bestellvorgang.
„Die Bestellung wurde autorisiert. Zahlungsstatus: bezahlt.“ – Ja, weiß ich, der Zahlungsanbieter hat mich schon über diverse Kanäle in Kenntnis gesetzt, daß ich was bezahlt habe.
„Auftragseingang Bestell-Nr. 123456789.“ – Okay, die für mich erste wirklich relevante Info. Lassen wir gelten, die Mail.
„Ihre Bestellung wurde komplett bezahlt.“ – Echt jetzt? Danke für die Klarstellung, ich hätte das sonst glatt noch mal bezahlt.
„Ihre Bestellung wurde in den Versand gegeben.“ – Cool. Verratet Ihr mir auch, wann die gedenkt, geliefert zu werden?
„Rechnung zu Ihrer Bestellung.“ – Huch. Hätte ich fast übersehen in der Flut, diese zweite, für mich relevante, Information.
„Ihre Sendung ist unterwegs.“ – Vermute ich, immerhin habt Ihr sie schon in den Versand gegeben. Danke für die Bestätigung, die Zweite.
>„Ihre Sendung kommt heute.“ – Hoffentlich, bevor der Rest meines Lieblingstees leer ist.
>„Ihre Sendung wird gleich zugestellt.“ – Ernsthaft?
>„Ihre Sendung wurde zugestellt.“ – Ach, was für eine weltbewegende Information. Ich hätte mich sonst gefragt, wer mir Tee schicken sollte …
Ist das deren Ernst? Kriege ich demnächst noch Status-Updates, wie es der Ware im Paket genau geht? Mir reichen drei Mails: Auftragsbestätigung, Rechnung, Trackingnummer. Mehr möchte ich nicht haben. Man sollte elektronisches Porto einführen, vielleicht hört dieser Blödsinn dann auf, dem Kunden für jeden Schritt eine euphorische Mail ins digitale Postfach rotzen zu müssen.
Ja, ich bin grantig. Die meinen es mit Sicherheit nur gut. In meinem Fall ist gut gemeint aber das Gegenteil von gut, ich bin von dieser Informationsflut lediglich genervt. Vielleicht bin ich bloß zu alt für diesen Scheiß und der gemeine Kunde möchte das gerne so haben?

So geht Dich das: Morgens wach im Bett liegen, die innere Uhr spielt Schach gegen den Kopf, die Sonne gibt nur winzige Gastauftritte, und der Teedealer verlangt offenbar volle Aufmerksamkeit, drunter macht er es nicht. Ich fasse den Beschluß, daß ich zumindest eines kontrollieren kann: wann ich meinen Tee trinke. Kurz frage ich mich, ob mein Paket wohl mehr Drama erlebt hat als ich diesen ganzen Tag. Ich käme nicht mal auf drei Statusmeldungen – und mein Tee bekommt zehn.
Wer hätte gedacht, daß mein Tee ein aufregenderes Leben führt als ich?
