Sonntagsbaum #2

Das zweite Wochenende in diesem noch jungen Jahr. Damit haben wir heute den zweiten Sonntag. Zeit, den Baum vor meinem Wohnzimmer in ein Foto zu bannen. Und für Worte zur Woche. Worte gehen schließlich immer.

Bewegt habe ich mich die Woche. Zum Schwimmen und Krafttraining. Januar ist vermutlich nicht der beste Monat, um mein Sportprogramm weiter durch zu ziehen. Diesen Sonntag hatte ich nicht so viel Glück, daß der Schnee die Neujahrsvorsätze davon abgehalten hat, sich auf den Weg ins Freibad zu machen. War doch relativ voll, genauso wie im Sportstudio. Gym, wie man das heute nennt. Wobei, so ein richtiges Gym ist das eigentlich gar nicht, ich trainiere in einem Reha-Zentrum. Hat den Vorteil, dort kein Poser und Pumper Publikum vorzufinden und mich mit übermotivierten Verkaufstrainern auseinander setzen zu müssen, die mir irgendwelche Eiweißpampe als gesunde Ernährung andrehen möchten. Sonntagsbaum #2 weiterlesen

Dear Diary #6: Alt werden in fünf Minuten.

Ja, das geht neuerdings wirklich so schnell. Innerhalb von fünf Minuten wechsle ich vom Aggregatzustand „Ich, 45, mitten im Leben, alles läuft super, da geht noch was“ über in „Ich, 85, da geht nix, alt und abgehängt“. Und alles, was ich dazu benötige, ist ein modernes Auto. Wer hier länger liest, wird wissen, daß mein Privatwagen nicht nur einen Namen hat, sondern auch ein älteres Semester ist. Genauer gesagt verbirgt sich hinter dem Beschleunigungsmonster ein Toyota Corolla Baujahr 2001.

Wenn ich mit dem Beschleunigungsmonster irgendwohin möchte, gestaltet sich das recht einfach: einsteigen, Schlüssel ins Zündschloß, selbigen drehen, Licht an (ich fahre immer mit Licht, ausnahmslos, egal welches Fortbewegungsmittel), Gang rein, anschnallen, Kupplung kommen lassen und losfahren. Ich bin fünfundvierzig, stehe mitten im Leben, bin fit und eine ganze Industrie will mir einreden, daß fünfundvierzig schließlich das neue dreißig sei, damit ich meine Kohle für Proteinshakes, Detoxpülverchen, Fitness-Apps und Antifalten-Pampe raushaue. Wo sind die alle bitte, wenn ich mich hinter das Steuer eines modernen Autos aus den letzten Jahren klemme? Dear Diary #6: Alt werden in fünf Minuten. weiterlesen

Sonntagsbaum #1

Neues Jahr, neues Schlagwort. Oder mehr so Projekt. Vielleicht auch ein guter Vorsatz? Wer sich jetzt fragt, was zum Teufel ein „Sonntagsbaum“ sein soll und zu welcher Gattung dieses Gehölz gehören könnte: es gibt keinen Grund, eine Suchmaschine zu bemühen. In der realen Welt gibt es diese Gattung Baum nicht.

Was soll ein Sonntagsbaum denn dann sein? Schlicht und ergreifend der fantasielose Name eines Vorhabens für das gerade anlaufende Jahr. Vor meinem Wohnzimmerfenster steht ein Baum. Das tut der schon recht lange und im Sommer bin ich dem Baum sehr dankbar dafür, die Hauswand in Schatten zu hüllen und damit effektiv zu verhindern, daß mir die Sonne aufs Fenster knallt und mein Wohnzimmer in einen Brutkasten verwandelt. Sonntagsbaum #1 weiterlesen

Dear Diary #5: Sach ma, knallt dat bei Euch?!

Zum Jahreswechsel von 2015 auf 2016 war ich vormittags noch kurz beim Discounter um die Ecke, weil ich irgendeine Kleinigkeit vergessen hatte. Und während ich auf der Suche nach der vergessenen Kleinigkeit durch die Gänge lief, zündeten irgendwelche Vollidioten auf dem Parkplatz außerordentlich laute Böller. Und noch während der erste Explosionsknall verhallte, warf sich ein Mensch ein paar Meter vor mir auf den Boden, zitterte am ganzen Körper und hielt sich schützend die Hände über den Kopf. Im ersten Moment fand ich diese Reaktion außerordentlich irritierend. Denn ich reagiere auf diese lauten und unerwarteten Explosionen mit Erschrecken, gefolgt von Wut und lautstarkem Fluchen, in denen nicht jugendfreie Sprache extensiv zum Einsatz kommt und ich dem Verursacher Dinge wünsche, deren Ausführung hochgradig strafbar wäre. Dear Diary #5: Sach ma, knallt dat bei Euch?! weiterlesen

Monatsliebe Januar: Mal dein Herz mit Farbe an.

Mal dein Herz mit Farbe an
Möglichst bunt, steck ’ne Rose dran
Dann stell dich auf den höchsten Berg
Breit die Arme aus und zeig der Welt dein Werk

Stoppok

Und, schon alle Neujahrsvorsätze auf Hochglanz poliert? Ein neues Jahr hat begonnen, viele werden heute wohl noch ihren Kater pflegen und eine neue, unbeschriebene Seite aufschlagen. In der Hoffnung, das jetzt alles besser wird. Und das scheint eine lange Tradition zu haben, dieses Ding mit den Neujahrsvorsätzen. Auch wenn die Gelehrten sich wohl nicht so ganz einig sind, woher genau dieser Brauch kommt und wie alt er wohl sein mag. Immerhin, die alten Römer mussten sich vermutlich nicht mit lebensmüden Joggern herumschlagen, die meinen, es wäre eine super Idee für die Gesundheit, an einer unbeleuchteten Straße in schwarzen Klamotten früh morgens herum zu joggen und ihnen dabei vor den Streitwagen zu geraten … Monatsliebe Januar: Mal dein Herz mit Farbe an. weiterlesen

Dear Diary #4: Wie grün sind deine Blätter.

Das Fest der Liebe naht und ich rätsle mich mit meinem Krimi-Adventskalender jeden Abend fröhlich näher an den Tag, an dem wir Geschenke unter dem Tannenbaum austauschen. Wer mich schon länger auf diesem Blog begleitet, der wird das ein oder andere Mal offen oder zwischen den Zeilen folgende Tatsache bemerkt haben: ich kann Weihnachten und dem darum herum gestrickten Brimborium wenig abgewinnen.

Würde Weihnachten wegen Bodennebel ausfallen, mir täte nichts fehlen. Im Gegenteil, dieser ganze Wahnsinn um diese drei Tage, an denen wir bitte besinnlich zu sein haben, der dürfte gerne der Vergangenheit angehören. Weihnachtsmärkte finde ich gruselig, der Geruch von Glühwein bereitet mir Übelkeit und Einkaufen in dieser Zeit macht mir alles andere als Spaß. Spätestens, wenn der Typ im Radio zum xten Male davon trällert, wie traumatisiert er doch sei, daß die Olle, der er sein Herz schenkte, es am nächsten Tag verschmähte, möchte ich den nur noch mit den Worten anbrüllen „Boah Alter, werd erwachsen und komm halt drüber weg, daß sie dich nicht wollte!“ Dear Diary #4: Wie grün sind deine Blätter. weiterlesen

Monatsliebe Dezember: Die Lichter sind angezündet.

Hallo Dezember, du letzter Monat des Jahres. Das ging irgendwie ziemlich fix jetzt mit Deiner Ankunft. Und wie jedes Jahr fühle ich mich weder nach Winter noch nach Weihnachten. Ich bin doch noch gar nicht fertig mit dem Herbst! Wobei der November es schon ziemlich in sich hatte.

Der gruselige Sieg des Trumpismus, mit dem ich irgendwie gerechnet habe und trotzdem inbrünstig hoffte, daß die Amerikaner sich nicht ein zweites Mal als so dumm erweisen würden für wie sie gerne gehalten werden. Unsere Regierungskoalition ist auseinander geflogen und mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination am Ekel kann man sich die letzten Wochen angucken, wie sich eine demokratische Partei krachend selber zerlegt. Wobei, Lügen mit mehr Lügen kontern scheint ja das neue Erfolgskonzept zu sein … Das Netz glüht mit Fake-News und überall ergießt sich dummer und noch dümmerer Müll ins Netz. Und mich erschüttert, wie viele Menschen jeden Schwachsinn glauben, wird er nur oft genug wiederholt. Wie soll ich da mit dem Kopfschütteln noch hinterher kommen? Man könnte an der Welt, der Menschheit verzweifeln. Nicht nur im November. Monatsliebe Dezember: Die Lichter sind angezündet. weiterlesen

Dear Diary #3: Ich habe fertig.

Das ist tatsächlich graue Nebelsuppe vor meiner Windschutzscheibe. Und nicht etwa eine so dreckige Frontscheibe, daß sie automatisch für die Weichzeichnung der Welt sorgt. Innerhalb von einer Woche bekommen selbst wir unser Beschleunigungsmonster nicht so eingesaut. Die Bäume der Allee strecken ihre schon fast kahlen Äste gen Himmel, lustlos hüpfen ein paar Krähen über den braunen Acker, all die bunten Blätter liegen als Matsch auf dem Asphalt und ich möchte am liebsten wenden. Nach Hause fahren, mir eine Kanne Tee kochen und mit meinem Buch auf der Couch verschlumpfen …

Es ist doch noch Oktober, noch nicht November. Seufz. Nützt ja nix, der Broterwerb ruft. Zähne zusammen beißen und durch. Jetzt beginnt wieder die Zeit der freundlichen Mütter, die mich bei der Arbeit stören. Wenn ich was mit Eltern hätte zu tun haben wollen, ich wäre Lehrerin geworden. Oder sonst irgendwas, wo man auf Eltern trifft. Ich bin Sekretärin. Aus Gründen. Was diverse Mütter nicht davon abhält, trotzdem meine Arbeit zu unterbrechen …
Dear Diary #3: Ich habe fertig. weiterlesen