Dürfte ich mir für die nächsten Wochen etwas wünschen, dann wäre es so schönes Wetter wie heute. Schon morgens leuchtet die Sonne golden durch die Alleebäume während ich durch den frischen Tagesbeginn Richtung Büro radle. Ich hab es nicht weit ins Büro, für die Strecke bietet sich das Rad geradezu an. Ich muß mich nicht über andere Autofahrer ärgern und an roten Ampeln herum stehen. Im Moment freue ich mich über jeden Tag, den ich mit dem Rad zur Arbeit fahren kann. Auch wenn jetzt empfindlich kühl ist am frühen Morgen.
Wieder so ein Tag, an dem mir eine Stimme beständig einzuimpfen versucht, daß bestimmte Dinge einfach nicht mein Zirkus, nicht meine Affen sind. Diesen Teil von mir, der allergisch auf Inkompetenz reagiert und am liebsten das Heft in die Hand nehmen möchte, ist schwer zu ignorieren. Nicht alles, was schief läuft, ist auf meinem Mist gewachsen und es ist nicht meine Verantwortung, die Schippe in die Hand zu nehmen und Mist zu schaufeln. Punkt. Und so wurschtle ich mich durch den Tag, gibt schließlich noch genug zu tun. Wie jeden Monatsanfang.
Mittags überwinde ich den inneren Schweinehund und gehe im nahegelegenen Park eine Runde spazieren. Höre dabei den Podcast „Weltzeit: Mexikos Rückkehrer – Abgeschoben in eine Heimat, die keine ist“. Und denke darüber nach, wie froh ich darüber bin, daß Cookie und ich den Plan, die USA zu bereisen, gekippt haben. Mich entsetzt, was dort passiert.
Trump schwor das Militär aber auch auf weitere Einsätze im Inneren ein. Er warf „radikalen linken Demokraten“ vor, von ihnen regierte Städte wie San Francisco, Chicago, New York und Los Angeles unkontrollierter Kriminalität und Einwanderung preisgegeben zu haben.
Das Militär müsse den „Feind im Inneren“ bekämpfen, sagte Trump weiter. Er verwies auf ein kürzlich unterzeichnetes Dekret zum Aufbau einer „schnellen Einsatztruppe, die Bürgerunruhen niederschlagen kann“. Die US-Regierung müsse eingreifen, bevor die Lage außer Kontrolle gerate.
Quelle: Tagesschau – Hegseth will ideologische Wende beim Militär.
Ich habe das Gefühl, die Fiktion von „The Handmaid’s Tale“ rückt immer näher an die Realität heran. Stirbt da gerade die Demokratie und die evangelikalen Irren übernehmen den Laden? Mich erinnern die Nachrichten immer mehr an die Rückblenden in der Serie, die illustrieren, wie schnell eine Gesellschaft in finstere Zeiten abgerutscht ist.
Auf dem Weg immerhin weise Ratschläge. Wenn ich das Gute nur so klar sehen könnte wie all den Scheiß, der diese Welt aktuell überzieht.
Am Ende des Arbeitstages fahre ich die Firmen-Laura zur Tankstelle, damit ihr morgen nicht das Futter ausgeht. Und weil ich schon mal da bin, gönne ich ihr eine Pflegedusche. Damit die Vogelkacke vom Lack kommt. Ab und zu braucht auch eine Firmen-Laura ein wenig Zuneigung. Lerngeschenk des Tages: die Bürsten einer handelsüblichen Waschanlage bringen die diversen Sensoren zum Dauerpiepsen und Laura fühlt sich bemüßigt, mir zu erklären, ich solle doch „beim Rückwärtsfahren Gegebenheiten beachten!“ Klar Laura, ich fahre in der Waschstraße super gerne rückwärts, das freut den Betreiber und diverse Versicherungen.
Damit ich mich von all dem Irrsinn, der auf allen Kanälen reinzuschwappen versucht, nicht komplett verrückt machen lasse, beende ich den Tag mit Gemüseeintopf, Bilder sichern und lesen. Nicht mehr viele Seiten übrig, dann muß ich mich vorerst vom Donnerstagsmordclub verabschieden – der letzte Band ist noch nicht als Taschenbuch erschienen.
Immerhin, morgen ist Home Office. Kriege ich auf dem Weg zum Arbeitsplatz keine kalten Hände. Könnte schlimmer sein.