#Journal 11. November 25

Ich möchte doch gar nicht so viel. Zumindest für den heutigen Tag erscheint mir mein Wunsch nicht übermäßig viel. Mir würde es nämlich schon reichen, wenn ich in aller Ruhe einfach nur schlecht gelaunt sein dürfte und mich die Welt mit meinem inneren Griesgram alleine ließe. Ich verdächtige die allgemeine Hormonlage als Hauptschuldige an meiner miesepetrigen Verfassung, die eignet sich dafür hervorragend.

Leider kann ich weder der Welt noch den darauf befindlichen Menschen für heute konsequent aus dem Weg gehen, der Broterwerb ruft. Ganz wieder hergestellt fühle ich mich noch nicht, ich schiebe es auf das Alter. Noch so etwas, das sich hervorragend als Sündenbock für alles eignet, was am eigenen Körper zu verschleißen droht. Doch zurück zur schlechten Laune. So viel sei verraten, ich habe es geschafft, niemanden seines Seelenheils oder der körperlichen Unversehrtheit zu berauben.

Mein Tag beginnt also mit der Feststellung, daß mein innerer Drache gerne zur Höchstform auflaufen möchte und setzt sich direkt nach Ankunft im Büro mit der Erkenntnis fort, daß unbescholtene Handwerker anschreien sozial nicht anerkannt ist. Da steht jemand vor mir für die Wartung von etwas, von dem ich nicht mal wußte, daß unser Bürogebäude das hat. Mir scheint, es sind ein paar Informationen nicht bei mir angekommen – das muß dieses riesige schwarze Loch vor meinem Büro sein, in dem wichtige Dinge immer wieder einfach spurlos verschwinden.

Kann der Handwerker nix für. Also schreie ich den auch nicht an, sondern mache ihm eine Tasse Kaffee und frage den Kollegen, ob er was von einer Wartung wüßte. Immerhin kann der Kollege sagen, wo sich die zu wartenden Gebäudeteile befinden, da ist er mir schon einen Schritt voraus.

Den weiteren Tag piesackt mich mein Rücken. Wenn ich nicht daran denke, mich doof bewege, dann bekomme ich den schmerzhaften Hinweis, ich möge doch bitte achtsamer mit meiner Rückseite umgehen. So lange ich aufrecht sitze und darauf verzichte, mich sitzend im Oberkörper zu drehen, geht es. Also sitze ich möglichst aufrecht und verzichte darauf, meine Wirbelsäule zu knicken oder zu drehen. Funktioniert so semi.

Immerhin, spazieren gehen mag die Wirbelsäule. Das tue ich dann in der Mittagspause, sogar die Sonne läßt sich eine halbe Stunde dazu herab, mir den Weg zu erhellen. Sonst kann ich dem Tag nicht viel abgewinnen, ich werkle vor mich hin und bemühe mich, zumindest den Anschein zu erwecken, ein freundlicher Mensch zu sein. Scheint funktioniert zu haben, es liegen keine abgerissenen Köpfe vor meiner Bürotüre. Irgendwann ist der Tag vorbei, Feierabend und nach Hause fahren.

Grummelig räume ich zu Hause weiter mein Notebook auf. Das Löschen von Dateien hat etwas befriedigendes, vielleicht sollte ich das öfter machen. Therapeutisches Durchfegen der digitalen Speicher, zumindest bekommt man da schneller einen Termin als beim Facharzt. Nicht, daß ich einen bräuchte. Dieser hormonelle Sturm an schlechter Laune verzieht sich irgendwann, früher oder später. Ich würde früher vorziehen. Der Rest der Welt vermutlich auch.

Dann gehe ich jetzt zum Abschluß des Tages eben von echten Drachen lesen. Wegen der Identifikation. Aber vorher mache ich mir eine Wärmflasche für den Rücken. Wenn schon alt werden, dann wenigstens richtig. Gute Nacht, Internet.

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