#Journal 14. November 25

Gestern Abend dachte ich noch, es wäre eine gute Idee, „mal eben“ ein bißchen in Minecraft einzuloggen und der Burg, die ich zusammen mit dem Neffen gebaut habe, ein hübsches Innenleben zu verpaßen. Genau. Mal eben. Plötzlich war es kurz nach zwölf, das ist eine blöde Uhrzeit, wenn am nächsten Tag der Wecker um sechs Uhr klingelt. Dementsprechend stehe ich keine sechs Stunden später dezent neben mir und komme nicht so wirklich in die Gänge. Wenn man sich dann noch Duschöl statt Shampoo in die Haare schmiert, verdreifacht sich die Zeit unter der Dusche, und entspannt in den Tag starten geht wahrlich anders. 

Ohnehin zu spät dran, also fische ich mir den Autoschlüssel aus dem Sammelsurium am Brett und verzichte darauf, durch den Regen zum Büro zu radeln. Und wie das so ist, wenn ich es eilig habe, werfen sich mir diverse Hindernisse in den Weg. Ich warte ewig, um aus der Parklücke zu kommen, und finde gefühlt sämtliche Müllwagen, die sich im Besitz der Stadt Gladbeck befinden. Natürlich in den kleinen Seitenstraßen, wo man an den orangenen Ungetümen mit dem Auto nicht vorbeikommt. Schlußendlich fahre ich den großen Umweg mitten durch die Stadt und komme schon dezent genervt am Büro an.

Eigentlich ist Freitags der sehr ruhige Tag, weil außer mir nur noch ein, zwei Kollegen vor Ort sind. Der Rest arbeitet Freitags im Home Office. Heute ist Essig mit Ruhe. Wir bekommen bald neue Möbel, und so rennt heute ständig jemand durchs Haus, räumt Schränke leer, mistet aus und sortiert Krempel. Normalerweise würde ich mir einfach Knöpfe ins Ohr stecken und instrumentale Fahrstuhlmusik hören, wenn ich denn mein Handy nicht zu Hause an der Ladestation liegen gelassen hätte.

Irgendwie bin ich schlecht gelaunt und habe das Gefühl, ich fange die gleiche Aufgabe ständig neu an, weil mich jemand oder etwas stört und aus der Konzentration reißt. Und Konzentration benötige ich, wenn ich mit Zahlen hantiere. Aber irgendwann habe ich meine Zahlen alle dahin geschubst, wo sie hingehören, und kann Kleinkram abarbeiten.

Mittags fällt mir dann auf, daß ich ohne meinen smarten Telefonknecht gar keinen Podcast hören kann beim Spazierengehen. Dafür habe ich meine D5100 in der Tasche, fange ich halt grautrübe Novembermomente im Park ein. Und, was sagt mir die Kamera? Genau, sie erfreut mich mit der Meldung „Keine Speicherkarte“. Wie jetzt, keine Speicherkarte? Die habe ich wohl in meinem Notebook gelassen. Da liegt sie gut und kommt nicht weg. Entnervt räume ich die Kamera zurück in die Tasche und storniere meinen Spaziergang.

Mache ich mir eben einen Tee. Gerade aufgestanden, die leere Tasse eingesammelt, da klingelt das Telefon. Also Teetasse wieder abstellen, Anruf annehmen. Danach steht unser Admin in der Türe, ob wir mal eben den neuen Scanner testen könnten. Mal eben … Zwanzig Minuten später tut das neue Gerät, was es soll, und ich starte den zweiten Versuch, mir eine Tasse Tee zu kochen. Ich komme bis in unsere Büroküche und stelle fest, die Tasse habe ich am Schreibtisch vergessen. Also wechsle ich, statt Tee zu kochen, den Filter vom Wasseraufbereiter und räume Geschirr in die Spülmaschine. Der dritte Versuch endet damit, daß ich mit dem Kollegen Sideboards durch die Gegend schleppe, sauber mache und die Vorräte an Kaffee von A nach B umräume. Anderthalb Stunden später schaffe ich es beim vierten Anlauf, tatsächlich mit einer Tasse heißem Tee zurück an meinen Schreibtisch zurückzukehren.

Zum Feierabend gieße ich das im Gebäude verteilte Grünzeug und überlege, was ich gleich einkaufen muß. Im Portemonnaie befindet sich gähnende Leere, keine Geldscheine mehr drin. Macht nichts, bezahle ich halt wie sonst auch mit Karte. In der Theorie. In der Praxis steckt die Karte in der Hülle von meinem Handy, und das liegt wo? Immer noch zu Hause. Läuft gut, dieser Freitag.

Vor grauer Vorzeit habe ich mal fünfzig Euro in meiner Schreibtischschublade versteckt, für den Fall, daß ich Bargeld brauche. Wo genau habe ich den Fünfziger vor mir selber versteckt? Das Haus verliert nichts, das Scheinchen findet sich, und das Abendessen ist gerettet. Für den Blumenkohl-Brokkoli-Auflauf fehlt noch die ein oder andere Zutat.

So endet der Tag mit leckerem Auflauf. Viel Gemüse, Kartoffelstücken und Käse. Alles wird besser, wenn es mit Käse überbacken wird. Den nächsten gebrauchten Tag werde ich einfach mit Käse gratinieren, vielleicht schlägt er dann nicht so aufs Gemüt.

Weg mit dem Tag, jetzt ist Wochenende.

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