#Journal 2. Oktober 25

Der Oktober macht an diesem Morgen seinem Beinamen „Der Goldene“ alle Ehre. Ich habe heute fast den ganzen Tag frei, lediglich ein Termin mit der Steuerberaterin steht an. Den ich bequem zu Hause wahrnehmen kann, wir schauen uns zusammen in der Online-Konferenz das neue Tool an, mit dem wir demnächst arbeiten werden. Von dem wir beide nur wissen „Das soll unsere Arbeit vereinfachen“. Wie das geschehen soll, ist uns allerdings ein Rätsel.

In der Theorie soll es also unsere Zusammenarbeit einfacher machen. In der Praxis sind wir erst einmal auf dem Pfad „Öhm, wie funktioniert das hier und was passiert, wenn ich diesen Knopf drücke?“ unterwegs. Allerdings bin ich mit der Gabe gesegnet, mich früher oder später mit so gut wie jeder Software anzufreunden und herauszufinden, wie sie funktioniert. Nach anderthalb Stunden habe ich eine grobe Vorstellung davon, was das neue Modul kann und wo ich noch Fragen zur Klärung habe. Die Steuerberaterin und ich einigen uns auf „Learning by Doing“ und wenn ich ehrlich bin, ich kann auch nix anderes. Ich muss Sachen machen und ausprobieren, da lerne ich am Besten.

Mittags packe ich Mann und Koffer in die geliehene Firmen-Laura, wir holen den Deauville-Kumpel ab und verwirren mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Hund. Normalerweise komme ich immer alleine, um Herrchen für ein paar Tage zu entführen. Der Hund freut sich dann immer mit vollem Körpereinsatz, mich zu sehen. Bis er registriert „Die Frau hat die komische Plastikhose an, die nach Motorrad riecht! Und wenn die Frau die komische Hose an hat, verschwindet Herrchen!“ Nach der Erkenntnis guckt er mich an, mit diesem vorwurfsvollen Blick, den nur ein gestandener Hund hinbekommt. Bisher habe ich Herrchen noch immer unbeschadet wieder heim gebracht. Und jetzt stiefeln Cookie und ich in sein Revier, ohne Plastikhosen, und Herrchen verschwindet trotzdem. Sehr verwirrend.

Und während wir zu dritt in der Firmen-Laura gen Süden rollen, oktobert es in der Landschaft bilderbuchmäßig vor sich hin. Immer wieder habe ich den Gedanken im Kopf „Hach, ob es nicht vielleicht doch schöner gewesen wäre, mit dem Moped nach Franken zu fahren?“ Der Gedanke verkrümelt sich spätestens beim Blick auf die Temperaturanzeige: 12,5° C. Über vierhundert Kilometer 12,5 Grad „warmer“ Fahrtwind? Bei dem Gedanken fröstelt mich. War schon die bessere Entscheidung, tatsächlich mit dem Auto zu fahren.

Sonst eine ereignislose Fahrt. Landschaft, Autobahn, Stau, Baustellen. Man kennt das. Geblitzt worden bin ich allerdings, zum dritten Mal in meinem Leben. Wir haben das Teil alle drei da stehen sehen und alle drei unisono „Guck mal, ein mobiler Panzerblitzer.“ Und PATSCH, hat das Ding ein Foto von mir gemacht. Tja, da hab ich wohl ein Schild übersehen. Dann ist das eben so, manchmal hat man halt Pech. Was soll ich mich darüber aufregen, es ändert ja nix. Außer meinen Blutdruck. Knöllchen abwarten, bezahlen, vergessen.

Die letzten Kilometer bis zur Ferienpension Stahl führen über Land. Das ist schon ein hübsches Fleckchen Erde hier. Auch wenn ich mir nie merken kann, welcher Teil von Franken das hier ist. Oberfranken? Unterfranken? Mittel-, Neben- oder Halbfranken? Mittlerweile genieße ich das, abseits von der Autobahn zu fahren und was vom Land zu sehen und ich stelle fest, dieses Genießen funktioniert auch mit dem Auto, nicht nur mit dem Motorrad. Früher gab es nix schlimmeres, als nach der Autobahnausfahrt erst noch ewig durch die Gegend eiern zu müssen bis man das Ziel erreicht hatte. So ändern sich die Vorlieben.

Und dann sind wir da. Gefühlt mitten im Nirgendwo liegt die Pension, wo wir uns regelmäßig im Frühjahr und im Herbst mit Zweirad-Freunden treffen. Schön, die Menschen wieder zu sehen. Egal, ob mit oder ohne Zweirad. Cookie und ich senden noch einen Videogruß an ein Geburtstagskind, da daß mit dem Bewegtbild-Anruf irgendwie nicht klappt.

Ach ja, hier hat es Katzen. Kleine und Große. Katzen gehen immer, erst recht, wenn die so zutraulich sind wie hier. Flausch und Schnurren auf dem Schoß, nette Menschen und Unterhaltung. Gibt echt schlimmeres.

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