Mirtana goes Makro: kleine Dinge ganz groß.

Ich will schon gefühlt ewig ein Makro-Objektiv haben. Ich mag Aufnahmen von kleinen Dingen, die dann auf einmal groß und gewichtig werden. Feine Details, die man so gar nicht sieht oder so im Alltag nicht bewußt wahr nimmt. Relativ schnell habe ich mir auch eines ausgeguckt, damals. Gut, damals war kurz vor Weihnachten 2014. Ziemlich schnell war mir persönlich klar, daß ich das AF-S DX Micro Nikkor 85 mm haben wollte. Ich lese ja gerne ellenlang und ewig breit Testberichte bevor ich etwas kaufe. Was denn? Ich hab da halt Spaß dran, so what? Und dieses Objektiv schien für meine Zwecke das am Besten geeignete zu sein. 

Wir schrieben also Dezember 2014, ich verlor meinen freien Willen an das Marketing von Nikon und ersetzte es mit einem „Haben wollen, haben wollen!“ Blöderweise war halt gerade Weihnachten und wie man weiß, ist vor Weihnachten ja immer alles viel teurer. Dachte ich und war zu geizig den geforderten Preis von um die vierhundert Tacken auf den Tisch zu legen. „Wird bestimmt nach Weihnachten noch billiger, warte mal ab,“ dachte ich und sollte mich dann die nächsten zwanzig Monate ausgiebig ärgern. Weihnachten war vorbei und als ich mir dann freudestrahlend zum neuen Jahr mein neues Objektiv schenken wollte … war das Mistding auf einmal um die hundertfuffzig bis zweihundert Schleifen teurer. Und zwar durchgängig überall.

Mirtana goes Makro

Das sollte auch konstant so bleiben. Ebenso konstant ging ständig irgendwas kaputt und musste dringend ersetzt werden wenn ich die Kohle endlich zusammen gespart hatte. Man kennt das. So habe ich zwanzig Monate damit verbracht das Objekt(iv) meiner Begierde anzuschmachten. Weil ich ja auch nie weiß was ich mir zum Geburtstag wünschen soll war ich letztes Jahr einfach so uncool mir Geld zu wünschen um es dann endlich in mein Makro-Objektiv investieren zu können.

Hat auch ganz wunderbar geklappt, das mit dem Geld schenken lassen. Was jetzt nicht ganz so kompatibel mit meinem tollen Plan war? Cookie. Der kam eines schönen Tages an und fragte mich, ob er meine Digitalkamera mit nehmen könne. Etwas verdattert habe ich gefragt, warum denn bitte? Der Mann hier im Haus kann mit meinem Kamerawahn nichts bis so überhaupt nichts anfangen … Der Mann sagt höchstens so Sätze „Was soll ich mit so einem Ding, mein Handy macht schließlich auch Bilder“. Pffft.

Und an dieser Stelle möchte ich den geneigten Leser bitten, sich in meine Lage zu versetzen. Ich lebe mit diesem Mann zusammen. Die meiste Zeit liebe ich den auch. Ziemlich abgöttisch sogar. Ich vertraue diesem Menschen und käme nicht mal auf die Idee, er könne mich belügen. Ja, ja. Ich müsste es besser wissen. Die Ausrede, warum der Mann die Kamera mit nehmen mußte, lautete folgendermaßen: „Ähm, mein Kollege überlegt sich eine gebrauchte Nikon, so dein Modell oder ähnlich, zu kaufen und ich hab angeboten, ich bringe ihm mal deine Kamera mit zum Anfassen ob er damit überhaupt klar kommt.“

Ja. Ich habe das geglaubt, Sie dürfen jetzt aufhören zu lachen. Danke. Natürlich gab es keinen Kollegen, der sich eine gebrauchte DSLR kaufen wollte. Es gab hingegen eine eBay-Kleinanzeige eines freundlichen Herren, der auf Vollformat umgestiegen ist und demnach keine Verwendung mehr für seine DX Objektive hatte. Der Cookie das 85er Makro aber nur verkaufen wollte wenn er sicher gehen konnte daß das Objektiv ein meiner Kamera auch funktioniert. Um das wiederum sicher stellen zu konnten musste Cookie mir meine DSLR aus den Rippen leiern ohne mir zu verraten warum. Tricksy hobbit!

Nach einen kleinen „Kalt, warm, wärmer, heiß“ Suchspiel in unserer Küche fand ich den Karton. Mit meinem neuen gebrauchten Makro-Objektiv. Und verlor als Ergebnis die Fähigkeit wie ein erwachsener Mensch zu sprechen, einzig des Quietschens war ich noch mächtig. Mirtana goes Makro!!

Was den meisten Menschen einfällt wenn sie Makro hören? Blümchen und Bienchen, um es mal platt auszudrücken. Und so weit her geholt ist das wohl nicht … In den Büchern, die ich mir zum Thema Makro gegönnt habe, ist überall die Rede von Flora und Fauna. Das ist auch alles schön und gut, allerdings guckt man dann so als Anfänger etwas blöd aus der Kleidung, wenn man im November mit einem neuen Spielzeug, dafür ohne Motive, da steht. Blumen blühen im Winter halt nicht und Insekten gibt es nicht wirklich. Abgesehen davon isses da schon fast Winter und im nasskalten November bei schlechtem Licht auf dem Boden herum krauchen um als Makro-Anfänger vielleicht doch irgendwie Glück zu haben? Nö, jetzt nicht so wirklich.

Ich lade mir stattdessen die beste Fotofreundin ein und baue unsere Küche zum Fotostudio um. So eine Küche gibt eine ganze Menge an Motiven her wenn man die Vorratsschränke plündert, in Cookies Schraubenkiste wühlt, Küchengerät anschleppt und alles vor die Linse wirft was nicht niet- und nagelfest ist. In der Küche ist es auch warm und kein Wind weht einem das Motiv aus dem Fokus. Stattdessen kann man in aller Ruhe das manuelle fokussieren mit dem neuen Objektiv üben, lustige Dinge aufbauen, mit Licht und Motiven spielen sowie interessante Effekte beobachten. Ein Stativ auf einem Holzfußboden bewegt sich mit wenn man sich bewegt. Und die leiseste Bewegung reicht aus um den Fokus verrutschen zu lassen. Weiß man das auch mal.

Makro geht auch ohne Blümchen und Bienchen. Und es bringt eine Menge Spaß wenn man mit der besten Fotofreundin Dinge arrangiert, umbaut, abguckt und fachsimpelt. Das Objektiv ist toll, allerdings will der Umgang damit echt geübt sein. Ich kann zwar manuell fokussieren, mache das auch regelmäßig beim analogen Fotografieren in Ermangelung von Autofokus da ich analog halt nur manuelle Festbrennweiten benutze, aber in der Digitalfotografie bin ich dafür meist zu faul. Zumal ich über den Sucher auch nie wirklich einschätzen kann wann denn jetzt was scharf ist, ich kann nur über das Display und mittels Live-View vernünftig fokussieren. Und wozu die Mühe wenn das Ding einen Autofokus hat? Eben.

Sie haben da eine Nudel … Oder so ähnlich. Der winzige Schärfebereich wenn man das Objektiv aufblendet, ist absolut gewöhnungsbedürftig. So gerne wie ich auch mit Offenblende fotografiere – ja, ich weiß, Offenblende ist keine Bildaussage – bei dem 85er gerät das Fokussieren bei Offenblende am Anfang zum Glücksspiel. Mit Glück ist überhaupt irgendwas scharf abgebildet und mit ganz viel Pech ist Cookie gerade in die Küche gekommen und hat den Holzfußboden zum Schwingen gebracht. Oder die beste Fotofreundin ist auf der Suche nach etwas aufgestanden. Ich habe vor lauter Aufregung vergessen auszuatmen und hole das just im Moment des Auslösens nach … oder, oder, oder …

Schärfebereich? Nur wenige Millimeter. Ein Windhauch und das mühselig fokussierte Blümchen verschwindet in Unschärfe. Dann doch lieber drinnen die ersten Gehversuche machen. Es war ein ganz wunderbarer Sonntag, auch wenn Cookie ein ums andere Mal kopfschüttelnd ob des anscheinend sehr lustigen Anblickes, den zwei so Fotobekloppte wie die beste Fotofreundin und meiner einer abgegeben haben werden, in die Küche linste. Bekloppt können wir gut, nicht wahr?

Die ersten Gehversuche mit Makro-Objektiv. Da geht noch eine ganze Menge – auch ohne Flora und Fauna zu belästigen. Mirtana goes Makro! Und ein Hoch auf den besten Mann von allen, der mich immer wieder überrascht. <3

3 Gedanken zu „Mirtana goes Makro: kleine Dinge ganz groß.“

  1. Na dann mal HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM MAKRO!
    Das liest sich ja schon fast dramatisch, wie lange du darauf warten musstest, umso mehr freut es mich, dass du dich jetzt in diesem Fotobereich so richtig austoben kannst! Ich finde manchmal wirken andere Motive als Blümchen und Bienchen auch wirklich super vor dem Makro Objektiv und man erkennt Details, die man so nicht erahnt hätte…
    Viel Spaß dir!

    Judith

  2. Cool, da sind aber ein paar sehr tolle Dinge dabei! Selbst bin ich nämlich auch meistens bei der Blümchen, Bienchen, Pflänzchen – Fraktion. Eines jedoch fehlt mir noch immer im Portfolio (und das wäre auch im Winter möglich: Die feinen Schneeflöckchen mit all den unterschiedlichen Formen hätte ich gerne mal vor dem Objektiv! Liebe Grüsse, Miuh

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