Links unten Sonnenblumen im Gegenlicht, Hintergrund Kopfsteinpflaster im Abendlicht, rechts oben der Titel "Let's get together again" in verspielter Schriftart - Headerbild für die Kolumne "Monatsliebe" - Ausgabe September 2025

Monatsliebe September: Let’s get back together.

Wo war ich nur die letzten Wochen? Nun ja … ich war auf Abenteuer in meinem ganz persönlichen Bermuda-Dreieck des Alltags: Bett, Arbeit, Couch. Zack, da hats mich verschluckt. Wer mich hätte suchen wollen, hätte nur meinen Tagesplan von „schlafen, malochen, horizontal parken“ abarbeiten müssen, um mich zu finden. Ein Wort der Warnung: es ist neblig in diesem Alltags-Bermuda. So eine Art private Wetterlage, die sich nicht zwischen Müdigkeitsfront und Motivationstief entscheiden kann. Vielleicht ist meine Couch auch einfach nur so eine Art Moor mit Kissenbezug, in dem man sich hervorragend festfahren kann?

Zu meiner Ehrenrettung, es gab auf der Moorcouch immerhin eine Armada an guten Dokumentationen und interessanten Sachbüchern. Alibimäßig als „Horizonterweiterung“ getarnt. Im Sog von Futter für den Kopf rauschte der Sommer unspektakulär vorbei. Gefühlt neblig, grau, im besten Falle noch leise informativ. Oder sehr verärgert, frustriert und genervt vom deutschen Gesundheitssystem.

Antike Tischuhr mit Glasglocke, goldene Äste mit kleinem Zifferblatt, Pferdeskulptur; Illustration für den Blogpost "Monatsliebe September"

Mittlerweile lichtet sich die dicke Nebelbank über dem Bermudadreieck, wir haben September. Dieser Übergangsmonat, der unaufgeregt zwischen Sommer und Herbst steht, wie eine Hand, die sich freundlich nach meiner ausstreckt. Abschied nehmen vom Sommer und den Herbst willkommen heißen mit Terminen, die mir zu sagen scheinen „Komm, ich hab was Schönes für dich!“ Ein kurzer Schritt und der September nimmt mich bei der Hand. Für die schönen Seiten des Lebens.

Grund Nr. 1: Urlaub, sie hat Urlaub!

Ein Wort, das mir gerne von der Zunge rollt. Vermutlich nicht nur mir … Der September startet mit zwei Wochen Urlaub. Im Laufe der Zeit hat es sich im Hause Mupfelheim so eingebürgert, daß wir zwischen Sommer- und Herbstferien Urlaub machen. In der Zeit ist das Verreisen günstiger, das Wetter überrascht nicht mit Temperaturen jenseits der dreißig Grad und meist sind weniger Menschen unterwegs. Da die Amerikaner unseren ehrgeizigen Plänen, dieses Jahr die USA besuchen zu wollen, mit der Wahl der blondierten Orange zum POTUS einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, wurden aus den ursprünglich angedachten drei Wochen eben nur zwei.

Grund Nr. 2: Zu Besuch beim Dichterfürsten.

Goethe erwartet mich. In Weimar. Ja gut, nicht er persönlich, schließlich hat er selber schon lange ausgecheckt und die Zombie-Apokalypse mit wieder auferstandenen Dichterfürsten erwarte ich nun nicht. Doch sein Haus, sein Schatten, seine Aura, die angeblich noch immer durch die Flure seiner Residenz weht. Ich freue mich darauf, ehrfürchtig durch die Räume zu tapern des Goethe-Hauses zu tapern, wie man das eben macht, wenn man auf den Spuren eines Klassikers wandelt.

Wahrscheinlich werde ich mich dabei mehr darüber ärgern, die falschen Schuhe eingepackt zu haben als über geniale Weltliteratur nachzudenken … So lange es dem Goethe keiner petzt. Das wird schön. Ein wenig Kultur schnuppern, mich an Möbeln vorbei schieben, die schon vor zweihundert Jahren alt waren, ein Mitbringsel im Museumsshop suchen.

Grund Nr. 3: Time to ride again.

In der Hoffnung, nicht eine Woche Dauerregen zu haben, denn das wäre äußerst ärgerlich, werde ich meine Plörren in die Seitenkoffer und mein Topcase packen, um den Weg nach Weimar ganz gemütlich über Land anzugehen. Ich liebe das, einfach langsam über kleine Straßen, fernab der auf Autobahnen üblichen Hetze und Aggressionen, mit dem Motorrad von Ort zu Ort zu bummeln. Vorbei an Wiesen, Feldern, Wäldern und der gelegentlich auf der falschen Seite des Zauns stehenden Kuh. Deutschland ist so unglaublich vielfältig, schön, abwechslungsreich und Richtung Osten bin ich mit dem Moped noch nicht unterwegs gewesen.

Besonders gespannt bin ich auf meinen Zwischenstop am Edersee. Habe ich dort doch ein ungewöhnliches Motel gefunden, in dem ich unbedingt ein Zimmer buchen mußte, für nicht gerade billig. Egal, was kostet die Welt? Frau Mirtana goes Wild West!

Grund Nr. 4: Mal wieder nach Braunschweig.

Weil ich ja fast in der Nähe bin, so ungefähr zweihundertfuffzich Kilometer nah, bietet sich ein Besuch bei Tante und Onkel Braunschweig an. Nein, die heißen nicht wirklich so. Die wohnen in Braunschweig. Und da fahre ich von Weimar aus hin, quer durch den Harz. Liegt eben fast auf dem Weg nach Hause. Wie sagt man so schön? „Ein Weg braucht nicht unbedingt ein Ziel, aber er braucht Plätze zum Innehalten“.

Genau. Das wird mit Sicherheit lustig, das Innehalten, und bei der Gelegenheit kann ich gleich mal schauen, ob Tante Braunschweig die von mir gestrickten Socken immer noch so liebevoll pflegt. Oder ob ich nach zehn Jahren ein neues Paar stricken kann. Bißchen durch Braunschweig bummeln, Käffchen trinken gehen und Zeit verquasseln. Hach.

Nahaufmahme Springkrautblüte mit Samenkapseln; Illustration für Blogpost "Monatsliebe" September

Grund Nr. 5: Aller guten Dinge sind drei.

Wenn mir der September einen verregneten Nachmittag schenkt, dann werde ich in der Schauburg in einem Kinosessel sitzen und mir einbilden, mitten in Downton Abbey zu wohnen. Links die Tüte mit dem Popcorn, rechts der Becher mit dem Wasser. Fast wie bei den Crawleys, nur ohne Butler, der mir das Ganze mit Stil in einem auf Hochglanz polierten Silberschälchen serviert. Während auf der Leinwand Mrs. Hughes durch Herrenhaus rauscht und Carson die Weltordnung mit einer einzigen Augenbraue aufrechterhält, werde ich mit meinem Popcorn rascheln und zwei Stunden lang aristokratisch mit Familie Crowley und ihren Bediensteten leiden und lachen.

Keine Sorge, hier wird kein Cookie zum Mitkommen genötigt um den dritten Downton Abbey Film im Kino zu gucken. Ich bin schon groß und in meiner Handtasche ist genügend Platz für das ein oder andere Taschentuch. Wobei ich die Dowager Countess und ihren trockenen Humor vermissen werde. Lady Violet, ganz große Liebe hier. „I don’t dislike him. I just don’t like him, which is quite different.“

Grund Nr. 6: Zurück nach Nevermore.

Diesen Monat starten die letzten Folgen der zweiten Staffel von Wednesday. Von mir schon sehnsüchtig erwartet. Mal ehrlich, der Cliffhanger in der Mitte der Staffel, der ist richtig fies. Ich stehe auf diese finstere, schrullige und absolut herrlich übertriebene Mischung aus Teenager-Rebellion, schwarzem Humor und kleinen, übernatürlichen Katastrophen. Meine Portion Gothic-Teenager-Chaos, regiert von der Zopffrisur mit finsteren Blick, deren Einstellung zum Leben ich entweder bewundern oder leicht panisch mit dem Kopf schüttelnd quittieren kann. Eine Serie, die so weit weg von allem Alltag ist, der zum Glück wesentlich weniger Untote, Monster, Mordfälle und komische Raben enthält.

Wednesday ist mein Raum für kleine, subtile Skurrilität und ich feiere all die Details und Anspielungen, mit denen die Serie gespickt ist. In diesem Sinne „Never bring a knife to a sword fight. Unless it’s concealed.“

Nahaufnahme Grashalm-Ähre im Gegenlicht; Illustration für den Blogpost "Monatsliebe September"

Let’s roll with the Tide, September!

Da rollt er heran, der September und bringt kleine sowie große Abenteuer. Nicht nur Urlaub, Kultur und Motorrad fahren, ich hoffe, es bleibt noch Zeit für Ausflüge im heimatlichen Ruhrpott. Mich kribbelt es in den Fingern, die Tischdeko auf Herbst zu trimmen (hier steht noch ein Häschen auf dem Tisch. Von Ostern. Genau) und die letzten Spätsommertage zu genießen bevor meine liebste Jahreszeit in vollem Gewand vor der Türe steht. Dazu kommt noch die Kommunalwahl hier bei uns in NRW, vielleicht bringt sie mir neue Aufgaben und Perspektiven, wir werden sehen. Es bleibt spannend.

Ein Monat gefüllt mit Möglichkeiten, Überraschungen und kleinen Freuden – genau der richtige Zeitpunkt, um den grauen Nebel der letzten Monate hinter mir zu lassen und mich einfach treiben zu lassen. Mit offenen Augen und leichtem Herzen. Ich freu mich drauf.

Habt einen schönen September, da draußen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert