Oder „Wie Frau Mirtana doch noch zu ihrem Mauerwerk kam.“ Ich wollte ja eigentlich schon im Wohnzimmer Mauerwerk haben, hatte meinen eigenen Plan jedoch geschickt selber untergraben in dem ich ein Muster der jetzigen Tapete, von dem ich bis heute nicht sagen kann warum ich es überhaupt mit genommen habe, neben meine Mauerwerk-Tapeten-Muster gepinnt hab. Tja, da gab es kein Mauerwerk für mich. Zumindest nicht im Wohnzimmer …
Der Flur war mir schon länger ein Dorn im Auge. Nicht, weil ich ihn häßlich gefunden hätte. Sondern weil er eng ist und man ständig mit irgendwas vor die Wände haut. Was schäbige Spuren an einer lediglich gestrichenen Fläche zur Folge hat und nach acht Jahren sah er einfach abgeliebt aus. Da ich finde, daß der Flur durchaus ein bißchen die Visitenkarte der Wohnung ist, wollte ich ihn gerne wieder schick haben. Da kam Corona mit Lockdown inklusive Beherbergungsverbot (ich kann dieses Wort bis heute nicht unfallfrei aussprechen…) im Gepäck und somit platzte unser Schwarzwald-Urlaub. Und so haben wir, wie viele andere Mitbürger auch, eben renoviert statt in den Urlaub zu fahren.
Gehen wir zurück zu den Anfängen.
Als Cookie das erste Mal die Türe zu unserem heutigen Mupfelheim aufgeschlossen hatte und ich diesen Flur sah, da habe ich schon schlucken müssen. Weil mir auf den ersten Blick klar war, was hier für ein Berg Arbeit drin steckt bis diese Wohnung vom verwohnten Alptraum zu einem Zuhause wird. Der Flur war einfach nur scheußlich. Ein schreckliches Babyblau an den Wänden und diese dunkle Eichendecke … Ja, ich bin mir der Ironie bewußt, daß ich acht Jahre später mein Wohnzimmer zart babyblau blaugrau streichen werde. Wir sind uns allerdings hoffentlich einig, daß dieses Babyblau dort ganz besonders scheußlich ist und keinerlei Vergleich zu der von mir liebevoll ausgesuchten Wandfarbe für unser Wohnzimmer ist …?
Der Flur wurde auch nicht schöner nachdem wir die Tapeten abgerissen hatten. Allerdings offenbarte er ein Detail, was ich später wieder aufgriff. Eine zweifarbige Einteilung der Wand. Offensichtlich machte man das früher so, oben kam die teure Tapete dran und unten hat man die Wand mit billiger Ölfarbe bemalt – in schickem Kackbraun. Auf dieser Ölfarbe hält im Übrigen nix wirklich gerne. Kein Spachtel, kein Tiefengrund, kein Tapetenkleister … Dennoch haben wir es irgendwie geschafft, die Rauhfaser an die Wand zu bekommen. Und ich habe die Wände zweifarbig gestrichen, passend zur Tapete hinter dem Schuhschrank.
Aus der restlichen Tapete habe ich mit einer Bilderleiste und einem Holzbrett ein Schlüsselbrett mit Memofunktion gebaut, das uns all die Jahre treue Dienste geleistet hat.
Und wieder einmal Farbkarten und Muster.
Ich bin ja lernfähig. Dieses Mal habe ich nur Muster aus dem Baumarkt mit zurück gebracht auf denen das von mir präferierte Mauerwerk abgebildet ist. Und so hingen einige Tage lang im Flur überall Tapetenstücke an der Wand. Da ich nicht wieder ein babyblaues Wunder erleben wollte, habe ich die Farbkarten ebenfalls an die Wand gebummelt. Damit ich die Farbwirkung bei jedem Licht begutachten konnte. Denn die Wände oberhalb des gefälschten Mauerwerkes sollten wirklich nur zartgrau werden. Spoiler: dieses Mal hat das tatsächlich funktioniert.
Um mein gefälschtes Mauerwerk von der gestrichenen Wand abzusetzen (und die Tapetenkante zu verstecken) sollte wieder eine Holzleiste auf den Übergang. Und da ich mir das sehr schick vorstellte, wollte ich die Leisten in einer passenden Akzentfarbe lackieren … Die zu finden sich als ein wenig kompliziert erwies, mir gefiel nicht jede Farbkarte bei jedem Licht. Das sollte ja am Ende danach aussehen als hätte ich gewußt, was ich da tue. So mit Konzept und so …
Weil ich einerseits nichts weg werfen mag, das Schlüsselbrett nun andererseits so gar nicht mehr zu meinem Farbkonzept passen wollte, habe ich das Teil kurzerhand zurück in seine Einzelteile zerlegt. Das Brett und die Bilderleiste, da kann ich bestimmt noch was mit anfangen! Da bau ich einfach ein neues Schlüsselbrett draus. Und das kommt dann an einen anderen Platz. Cookies Begeisterung hielt sich in Grenzen – denn ein neuer Platz für die Schlüssel bedeutete automatisch, daß er neue Löcher bohren muss und das ist in einem Altbau mit Ziegelsteinwänden immer ein Glücksspiel. Entweder man erwischt die Fuge und hat am Ende ein Loch, in dem man die Faust versenken kann. Oder es trifft einen Ziegelstein, der sich weigert, einem Bohrer den Zutritt zu gewähren. Da zieht man den Bohrer mit Pech rotglühend aus der Wand …
Der neue Flur entsteht.
Ich bin handwerklich nicht ganz unbegabt, allerdings kann ich mit Fug und Recht behaupten, daß ich keine Tapeten kleben kann. Ist mir nicht gegeben. Nein, auch keine Vliestapeten. Und weil ich das nicht kann, ist Tapeten an die Wand bringen Cookies Aufgabe. Nachdem wir also im Baumarkt Farbtöpfe, Tapeten, Leisten, Haken, Dübel und was man sonst noch so gebrauchen kann ergattert haben, nahm Cookie Decken-, Fuß- und sonstige -leisten ab damit wir die Farbe an die Wand bringen konnten.
Das sah schon mal gar nicht schlecht aus. Und nachdem Cookie die Tapeten an die Wand gebracht hatte, gefiel mir das ausnehmend gut. So ausnehmend gut, daß ich nix besseres zu tun hatte als dem armen Mann ständig im Weg herum zu stehen während ich ganz entzückt meine neuen Flurwände betrachtete. Ich habe nie behauptet, er hätte es leicht mit mir!
Sie lackiert und lackiert und lackiert.
An dem Platz, wo früher das Schlüsselbord hing, wollte ich die Zeichnungen von Stephen Kings „Der dunkle Turm“ aufhängen, die aus Gründen von ihrem angestammten Platz im Arbeitszimmer weichen mussten. Die ich aber zu cool fand um sie nicht irgendwo anders wieder an die Wand zu bringen. Traf sich gut, daß da jetzt diese Wand im Flur frei wurde. Allerdings waren die Rahmen cremeweiß und es gab davon nur vier. Ich hatte mir aber in den Kopf gesetzt, fünf der Zeichnungen aufzuhängen. Jetzt hätte ich einfach einen Rahmen nach kaufen können wenn … ja … wenn es die Serie noch zu kaufen gegeben hätte. Also dann eben für das fünfte Bild einen anderen Rahmen, der allerdings reinweiß war …
Und den dann zu den cremeweißen Rahmen? Das ging mal gar nicht, einerseits paßte das cremige Weiß nicht zu den neuen Grautönen des Flurs und hob sich andererseits unschön von dem reinweißen Rahmen ab. Schwarze Rahmen kaufen? Och nö, das kostet nur Geld und die Rahmen sind doch noch gut, nur die Farbe ist halt mehr so „Määäh, paßt nicht.“ Ich kann da sehr pedantisch sein. Also kam ich auf die clevere Idee, nicht nur die Zierleisten zu lackieren, sondern auch alle Rahmen im Flur mit der gleichen Farbe zu versehen. Wer keine Arbeit hat, der macht sich welche …
So trug es sich zu, daß ich ganze Nachmittage damit verbracht habe, Bilderrahmen anzuschleifen, zu säubern und zu lackieren. Eine Schicht, zwei Schichten, drei Schichten … -Das Zeug muss zwischendrin halt trocknen. Weil das so entspannend war und ich dachte, es bräuchte für das Vorhaben den ganz großen Pott Buntlack, habe ich nicht nur die Rahmen und Zierleisten für den Flur taubenblaugrau lackiert. Sondern auch alte Bilderleisten und Rahmen fürs Schlafzimmer … Und was mir sonst noch so unter die Finger kam. Ein dreiviertel Liter Acryllack ist eine verdammt ergiebige Sache.
Das neue Schlüsselbord nimmt Gestalt an.
Ich hatte da noch das alte Brett und die Bilderleiste, die ich zu einem neuen Schlüsselbrett zusammen basteln wollte. Nun ist das Brett fünfzig Zentimeter breit, die Bilderleiste hingegen hat die Länge von fünfundfünfzig Zentimetern. Was zur Folge hat, wenn ich die Leiste einfach wieder unten an das Brett schraube, dann steht es auf beiden Seiten über. Und das hat mich vorher schon immer gestört. Wie gesagt, ich kann in dieser Hinsicht sehr pedantisch sein.
Also habe ich Cookie die Leiste einfach in zwei Teile sägen lassen. Und, richtig, hab sie taubenblaugrau lackiert. Die beiden Teile kommen versetzt auf das Brett, darunter die Haken für die jeweiligen Schlüssel. Für jeden vier Haken, immerhin haben wir eine ganze Menge Schlüssel. Wohnung, Haustür, Arbeit, Mopeds, Autos … Ersatzschlüssel. Da braucht es mittlerweile ein paar Haken mehr. Und weil der Mann die Ente als zweirädrigen Untersatz fährt, musste ich einfach die kleinen Entchen bestellen für das Schlüsselbrett.
Und nein, die habe ich nicht lackiert. Dafür allerdings den ebenfalls bestellten Schriftzug … Das Brett selber hat sechs Schichten Magnetfarbe bekommen bevor ich es weiß angepinselt habe. Sagen wir mal so, das war kein billiges Vergnügen. Die blöde Farbe ist schweineteuer und man rührt sich vor jedem Gebrauch eine Sehnenscheidenentzündung, um das Zeug geschmeidig zu kriegen. Macht man auch nur einmal … Immerhin, all die Zeit und der Aufwand hat ein absolut individuelles Ergebnis gebracht. Und ich musste weder Brett noch Bilderleiste entsorgen.
Am Ende wird mit Mauerwerk alles gut.
Wir haben dem neu gestalteten Flur noch neue Teppiche spendiert, Cookie hat das Schlüsselbrett an seinem neuen Bestimmungsort sicher an die Wand gebracht, meine Bilderrahmen hängen – wenn auch nicht gerade, so zumindest symmetrisch ungerade – und alles in allem liebe ich das Ergebnis. Ja, ich freue mich auch vier Monate später noch jedes Mal wenn ich nach Hause komme über unseren schönen Flur.
Und mein gefälschtes Mauerwerk. Natürlich.
Sieht aber auch chic aus!!!
Ich müsste hier auch maln die Puschen kommen. Und vor allem vieles wegwerfen/verschenken/verkaufen …
Liebe Grüße, Ruthy
Danke für die Blumen 😉
Oh ja, aussortieren und wegwerfen bzw. verschenken oder verkaufen ist hier auch so ein Ding … Gut, in regelmäßigen Abständen gehe ich meine Bücher durch und alles, von dem ich weiß, ich lese es nicht noch einmal, verschenke ich. Aber es sammelt sich, gerade was Hobby angeht, im Laufe der Jahre doch so einiges an Zeugs. Ich müsste mal meine Wollvorräte sichten und aussortieren … *hust*. So viel stricke ich nicht, zeitmäßig gesehen, das reicht bis ans Ende des Lebens was da an Wolle herum liegt … Naja, der nächste Winter kommt ja bestimmt. 😉
Liebe Grüße,
Frau Mirtana