Zu Besuch bei den Feen-Enten in Apeldoorn.

Sonntag morgen, halb acht. Wer hier schon länger mit liest, wird wissen, daß das am siebten Tag der Woche, an dem selbst Gott zu ruhen geruhte, alles ist aber nicht die von mir präferierte Uhrzeit um wach sinnvolle Dinge zu tun. Also, wir haben nicht nur Sonntag Morgen, halb acht, sondern zusätzlich klingelt mein Handy. Was dazu führt, daß ich, mit einem Bein bereits in meiner Mopedhose steckend, mit dem zweiten irgendwo daneben und beiden Händen besagte Motorradhose festhaltend, durch die Wohnung hüpfe auf der Suche nach dem Ruhestörer. Sagen wir mal so, einen Preis für Eleganz oder Schnelligkeit im Sackhüpfen hätte ich mit meiner frühmorgendlichen Performance mit Sicherheit nicht gewonnen. Rechtzeitig genug gefunden hab ich den ollen Telefonknecht zu allem Überfluß auch nicht, die Mailbox war mal wieder schneller.

Doch warum hüpfe ich überhaupt am frühen Sonntag Morgen mit halb angezogener Motorradausrüstung durch die Wohnung? Weil ich verabredet bin, einfache Antwort. Zum Motorradfahren. Sonst würde das Hineinklettern in die Mopedhose ja auch keinen Sinn ergeben. Denn im NTV-Forum haben sich einige Forenten verabredet um im Nachbarland zu einem Treffen von niederländischen Fans der Honda NTV zu fahren … Als ich um viertel vor sieben so vor meinem Frühstück sitze, scheint draußen noch die Sonne. Und je näher der Zeitpunkt meiner Abfahrt kommt, desto mehr verfinstert sich der Himmel während die App des Deutschen Wetterdienstes mir mit Wolken und Niederschlägen droht. Prima.

Auf meiner Mailbox eine Nachricht des Donnerboxers, den ich kurzerhand zurück rufe. Nachdem ich Mopedhose und Smartphone sortiert habe. Tja, leider spielt seine Wildente (sieh an, auch andere Verrückte Menschen geben ihren fahrbaren Untersätzen Namen!) nicht mit und erfreut ihn schon am frühen Morgen mit Inkontinenz. Beim Fahren Sprit verlieren ist jetzt eher suboptimal, das Federvieh müsse erst mal in die Werkstatt und sich unters Federkleid schauen lassen. Aber der Rewired wäre schon unterwegs zum Treffpunkt in Dinslaken. Gut, dann fahre ich mal. Wird schon schief gehen.

Warm einpacken ist das Gebot der Stunde. Zwiebelprinzip, geniale Erfindung das. Verabschiede mich von Cookie, nehme meine Plörren und gehe zur Garage. Mittlerweile hängen sehr dunkle Wolken am Himmel. Vielversprechend, nur leider nix Gutes für ‘ne Tour ohne schützende Karosserie um mich herum. Kaum habe ich mein Schwänchen aus der Garage geschoben und den Helm auf dem Kopp, da fallen mir auch schon die ersten zaghaften Nieseltröpfchen aufs Visier. Super. Das kann ja heiter werden.

Ich beschließe, bis Dinslaken über die Autobahn zu dübeln statt irgendwo quer durchs Land zu eiern. Und komme bis zur Auffahrt A2 Richtung Oberhausen, da werden die kleinen Nieseltröpfchen prompt erwachsen. Meine Begeisterung für erwachsene Regentropfen hält sich sehr in Grenzen. Meine Ausrüstung kann einen kurzen Regenschauer durchaus ab, doch die dicke schwarze Wolkenwand, die sich vor mir her über das Land schiebt, verspricht eher so Dauerregen. Mag mein Moped-Outfit nicht so gerne. Und meine Schuhe schon mal gar nicht …

In Dinslaken wartet Rewired am Treffpunkt und nach einem weiteren Telefonat mit dem Donnerboxer, der immer noch seiner Wildente unter die Federn guckt und eventuell später nach kommt (Spoiler: da wird leider nichts draus), reiten wir kurzerhand zu zweit in den Sonnenaufgang. Pardon, die Regenfront. Die ersten zwanzig Kilometer hält sich das schwarze Wolkenzeugs am Himmel noch zurück, es nieselt lediglich. Täuschen, Tarnen und so, die kleine dicke Frau auf der Deauville schöpft Hoffnung, eventuell doch noch ohne Himmelsdusche bis zum Ziel zu kommen… Die Hoffnung stirbt halt zuletzt, gell? Irgendwo in der Ecke von Gahlen fängt es an zu schütten. Exakt fünf Minuten dauerts, da hat es mir die Schuhe durchnässt. Rewired und ich warten den Rest des Regenschauer unter dem Vordach eines Plattenladens ab. Genau, Platten. So hab ich auch geguckt.

Und dann meint es Petrus doch noch gut mit uns. Oder er hat seinen Azubi endlich an die Kandare genommen, man weiß es nicht. Ist mir genau genommen ziemlich wumpe, denn Fakt ist: bis nach Apeldoorn scheint uns jetzt die Sonne freundlich am blauen Himmel. Wir überqueren die Grenze in die Niederlanden und damit auch jeder merkt “Hey, du bist jetzt nicht mehr in Deutschland”: direkt hinter dem ehemaligen Schlagbaum ZACK, Fahrradweg. Und ebenso ZACK, keine Löcher mehr im Asphalt. Es fahren dort alle gesitttet und vernünftig bei unseren Nachbarn, gefällt mir. Gut, vielleicht ein klein wenig langsam … Was mir den ganzen Weg von der Grenze bis nach Apeldoorn ebenso positiv aufgefallen ist: niederländische Biker grüßen. Und nicht hier wie in Deutschland, selektiv. Sondern alle. Ausnahmslos kriege ich von jedem mir entgegen kommenden Mopedfahrer die Linke zum Gruße. Wie sich das gehört.

Bei schönstem Sonnenschein finden wir den Veranstaltungsort. Genauer gesagt finden wir das Gelände, auf dem das Treffen statt findet. Man kann ganz wunderbar auf dem weitläufigen und verwinkelten Gelände herum irren. Zu unserem Glück erspähe ich irgendwo einen handgeschriebenen Zettel mit vielen Pfeilen drauf und wild gestikulierend bringe ich Rewired dazu, den richtigen Weg einzuschlagen. Juhuuu, wir sind da. Dank Sonne bin ich zum größten Teil wieder getrocknet, nur die Füße sind weiterhin nass. Etwas unangenehm, aber wie sacht man so schön? Nur die Harten kommen in den Garten.

Super freundlich werden wir von den niederländischen NTV und Hawk Fans empfangen, es gibt Kaffee und Tee für alle. Zu Rewireds und meinem Erstaunen hat Joba es ebenfalls bis Apeldoorn geschafft. Per Zufall stelle ich fest, daß der große Mensch mit dem norddeutschen Schlag in der Zunge auch im NTV-Forum unterwegs ist. Hallo 5achser, schön Dich in Person zu treffen!

Die Nachbarn sind merklich erfreut und begeistert, daß wir tatsächlich den Weg aus Deutschland auf uns genommen haben, um zu ihrem Treffen zu kommen. Und ehe man sich versieht, ist man in Gespräche vertieft. Entweder auf Deutsch oder Englisch. Oder, wer es beherrscht, auch auf Niederländisch. So viele verschiedene Menschen, die eines gemeinsam haben: die Begeisterung fürs Motorrad fahren. Genauer gesagt, für die NTV und die Hawk. So viele schöne und gepflegte Motorräder! Das ein oder andere würde ich auch nicht aus der Garage schubsen. Der Trend geht ja zum Zweit-Moped. Aber verrat es keiner dem Schwänchen, nicht, daß es noch eifersüchtig wird.

Zwischenzeitlich ärgere ich mich ein wenig, mich nach einigem Hin und Her dagegen entschlossen zu haben meine Kamera mitzuschlörren. Dabei hätte sich das hier wirklich gelohnt. Notiz an mich: unbedingt gepolsterten Transportbeutel für die Z5 kaufen damit die auf Touren nicht durch den halb leeren Koffer titscht … Und sie dann auch einpacken.

Gegen ein Uhr ziehen – Überraschung – schon wieder dicke Wolken auf. Passenderweise, als wir gesammelt ins nächstgelegene Restaurant gehen zwecks mittäglicher Stärkung. Schon witzig, da treffen sich gut dreißig Biker und dann dackeln sie in Moped-Montur zu Fuß zum Essen. Die Wolken haben dann nicht nur sehr dicke Regentropfen, sondern gleich noch Gewitter mit im Gepäck. Tja, das wird dann wohl ein lustiger Heimweg … Später, erstmal sitzen wir schön gemütlich im Trockenen und genießen unser Mittagessen. Und tolle Gespräche mit interessanten Menschen. Die junge Amerikanerin, die der Liebe wegen in die Niederlanden zog und mit ihrem Partner zu zweit auf dem Motorrad durch Norwegen fährt. Die Dame mit der Pikachu-NTV. Der Arzt, der voller Begeisterung von seinen drei Hawks erzählt. Der junge Mann, der mit breitem Grinsen, das förmlich durch den Helm strahlt, von einer Testfahrt zurück kommt.

Petrus Azubi musste wohl zur Strafe wieder in den Keller, Akten sortieren. Kaum wieder zurück bei all den schönen Mopeds verziehen sich die Wolken, Sonnenschein satt. Wir plaudern noch ein wenig bevor wir uns von den sympathischen Gastgebern verabschieden. Schließlich haben wir die ein oder andere Stunde Rückfahrt vor der Brust. Rewired, Joba und ich brechen zusammen auf. Und irren erst mal wie eine Herde verlorener Hühner über das weitläufige und verwinkelte Gelände auf der Suche nach der Straße. Ich sach jetzt nicht, wer hier an der Ausfahrt auf wen gewartet hat … Gell, Jungs?

Nach der Grenze verabschieden wir Rewired und an der angesteuerten Tankstelle (Hallo, Reserve …) zwecks Benzin Nachfüllens trennen sich dann auch Jobas und meine Wege. Nach drei Stunden komme ich, dieses Mal ohne einen Regentropfen abbekommen zu haben, dafür aber immer noch mit nassen Füßen, wieder zu Hause an. Wo mich Cookie, warme Wollsocken, der Rest Eintopf von gestern und eine Tasse Tee erwarten.

Vielen Dank an die Gastgeber, es war wirklich toll und inspirierend bei Euch! Und super, daß doch der ein oder andere aus dem deutschen NTV-Forum den Weg auf sich genommen hat. Es war ein richtig schöner Tag. Übrigens finde ich es total putzig, daß die NTV bei den Niederländern nicht EnTeVau ausgesprochen wird, sondern EnTeFee!

Und ich will jetzt jemanden haben, der mir sowas in meiner Größe für den Hof baut:

Ach, wasserdichte Mopedschuhe wären übrigens auch eine geile Idee!

2 Gedanken zu „Zu Besuch bei den Feen-Enten in Apeldoorn.“

  1. Hi Steffie, schade dass ich es nicht geschafft habe, mit zu kommen!
    Danke für den schön geschriebenen Bericht, da hast du wirklich ein Talent!
    Und… wer ist denn Cookie?? doch nicht etwa…

    1. Hi Floris,

      vielen Dank für die Blumen. Nächstes Jahr klappts bestimmt. Cookie ist der Mann, dessen rote NTV neben meiner Deauville in der Garage steht 😉

      Liebe Grüße,
      Frau Mirtana

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