Nur noch eine Reihe - Bild mit handgestrickten Socken und dem Titel "Ein Königreich für Strickzeit"

Nur noch eine Reihe: Ein Königreich für Strickzeit.

Mir war die Tage danach, all die gestrickten Werke der letzten Monate zu fotografieren. Nachdem ich im Frühjahr 22 endlich wieder stricken durfte, war ich moderat fleißig mit meinen Nadeln. Arbeite nebenbei nun mal und Strickzeit läßt sich nicht kaufen. Leider. Trotzdem ist das ein oder andere fertig geworden und nun dachte ich mir, erzähle und zeige ich ein wenig, was ich seitdem mit Hilfe meiner Stricknadeln so produziert habe.

Bevor wir los legen noch folgende Info: ich erwähne Garne beziehungsweise Hersteller und Anleitungen. Dafür hat mich niemand bezahlt, im Gegenteil. Ich kaufe meine Wolle, meine Bücher und Anleitungen selber. Somit ist meine Meinung tatsächlich meine und keine bezahlte. Wäre das hiermit erledigt. Jetzt aber: Tretet ein, nehmt Euch eine Tasse Tee und macht es Euch gemütlich.

Und, was ist es? Es ist ein Set!

Erinnert sich noch jemand an den Schlauchschal, der mir statt der angedachten lustigen Ringel adrett übereinander liegende Farbflächen bescherte? Genau, das Set mit den etwas mißglückten Handschuhen. Dieser Loop ist übrigens super zum Fahrrad fahren, denn er hält den Hals schön warm. Zudem verrutscht er nicht und ich laufe nicht Gefahr, daß mir plötzlich, wie bei einem normalen Schal, ein loses Ende ins Gesicht weht und die Sicht nimmt. Jetzt hat das Teil einen recht knalligen Pink-Anteil … Was nicht unbedingt zu allen Teilen meiner Garderobe paßt, ich trage schließlich nicht nur schwarz und grau.

Fuchs, der ich bin, dachte ich mir: mach ich mir halt einen weiteren. In Grautönen, das ist neutral und paßt zu allem. Ich weiß ja jetzt, wie das mit dem Pooling funktioniert. Gedacht, passendes Garn von der Wollmeise mit dem wohlklingenden Namen “Armer grauer Kater” heraus gesucht, gewickelt und mit der gleichen Nadelstärke exakt die Maschenzahl wie beim ersten Schlauchschal angeschlagen. Tja, was soll ich sagen? Dieses Mal bekam ich meine Ringel. Nix mit schön adrett übereinander liegenden Farbflächen … Gut, dann eben Ringel. Passend zu dem Halswärmer gibt es Pulswärmer, fingerlose Handschuhe und eine Mütze, die unter den Fahrradhelm paßt. Ja, ich weiß. Mütze unter Fahrradhelm sieht total bescheuert aus. Was soll ich sagen? Das ist mir ziemlich wumpe, ich hänge an meinen grauen Zellen und deswegen: Helm auf die Rübe, ob mit Mütze drunter oder ohne. Immer.

Strickzeit - Mütze mit einer Hand und fingerlosen Stulpen

Ein Drama in drei Akten über fast fünf Jahre.

Apropos Mütze. Wer von Euch kennt diesen berüchtigten Selbstbetrug von wegen “Ich habe das Garn für ein Projekt gekauft und das verarbeite ich jetzt? Das liegt nicht Jahre lang hier herum …” Hmm, ich höre, also Freiwillige vor! Meine Wenigkeit gehört definitiv zu diesem Club, denn als im Winter 2017 die Wollmeise mit den Harmonista Färbungen um die Ecke kam, sprach mich die Nr. 18 in der Qualität Pure an und ich fand die so schön, daß ich mir damals gleich zwei Stränge von bestellt habe.

Strickzeit - Collage mit drei Bildern - Wolle im Strang, Stulpen und Loop

Genau. Mit dem festen Plan, mir daraus zeitnah ein zusammen passendes Set mit Mütze, fingerlosen Handschuhen und einem Schal stricken zu wollen … Hey, die Mütze habe ich immerhin noch im gleichen Jahr geschafft! Die fingerlosen Handschuhe hingegen dümpelten ewig als nicht vollendetes Projekt in meinem Strickkorb herum bevor ich mich an sie erinnerte und im Dezember 2019 zu Ende brachte. Inklusive dem verhassten Fäden vernähen.

Dann passierte nix, das unkomplette Set verschwand in den Tiefen meiner Accessoires Schublade … Bis zum Sommer 2022. Weil ich mittlerweile von meinen Schlauchschals so begeistert war, nahm ich mir vor, für den kommenden Herbst und Winter dafür zu sorgen, daß es mir beim Radeln nicht kalt wird. Und da gab es doch schon eine Mütze und Stulpen, da fehlt nur noch das passende Stück für den Hals? So suchte ich den zweiten Strang Harmonista Nr. 18, bemühte den Wollwickler und fing voller Elan einen weiteren von diesen praktischen Rundschals an. Die lassen sich schön bei allen möglichen Aktivitäten stricken, wird ja nur in der Runde glatt rechts gestrickt.

So nach zwei Drittel der erforderlichen Länge, um das Teil bequem um den Hals schlingen zu können ohne mich damit zu erwürgen, ging mir die Wolle aus. Blöd nur, daß mir der üppige Rest des ersten Stranges irgendwo abhanden gekommen war … Ich war der festen Überzeugung, daß der hier irgendwo herum fliegen mußte. Tat er aber nicht, vermutlich hab ich den irgendwann im Rahmen einer Aufräum-Aktion mit den anderen Resten verschenkt. Doof, weil nicht nachbestellbar. Was tun wenn ich mich mit dem zu kurzen Schal nicht erwürgen wollte? Kurzerhand eine andere, passende Farbe genommen und Streifen gestrickt. Wenn einer fragt: das soll so. Immerhin, nach fast fünf Jahren ist der damalige Plan in die Tat umgesetzt. Ist doch auch was. So viel zum Thema “Wolle nur Projektbezogen kaufen”, gell?

Socken, Socken, Socken!

Immer noch meine Lieblingsdisziplin: Socken. Ganze neun Paare sind seit letztem Jahr entstanden, zwei davon habe ich verschenkt beziehungsweise getauscht. Wie, getauscht? Nun, es gab da jemanden, der mein Strickzeug bewundernd anschaute und mich fragte, ob ich auch Socken verkaufen würde. Nein, tue ich nicht. Ich brauche für ein paar Socken – je nach Größe – fünfzehn bis zwanzig Stunden. Jetzt rechne das mal zwölf Euro Mindestlohn, da ist der Materialpreis mit zehn bis zwanzig Euro noch der geringste Posten. Nur mal so als Vorstellung, was ein Paar handgestrickte Socken tatsächlich wert wäre müßte man es bezahlen.

Was ich aber immer wieder gerne mache: tauschen. Entweder weil mein:e Tauschpartner:in etwas kann, was ich nicht kann, dann tausche ich gerne ein Paar Socken gegen ein wunderbares gemaltes Bild. Oder ich sage: schenk mir was von meiner Wunschliste. Es sei denn, Du bist mit mir verwandt, stehst mir sehr nahe, ich hab ein Paar übrig oder ich möchte mich bei Dir für etwas bedanken. Dann schenke ich Dir einfach so Socken, wenn ich Bock drauf habe.

Als ich 2021 eine Woche alleine im Schwarzwald war, habe ich mir während einer Tour nach Villingen-Schwenningen ein paar Knäuel Souvenir-Wolle mit genommen, genauer gesagt Schoppel Wolle Admiral Hanf. Die lag dann ein wenig in meinem Vorrat herum während ich Spaß mit meiner Gipsschiene hatte. Macht dem Garn ja nix aus, so ein wenig in Gesellschaft von anderer Sockenwolle der Dinge zu harren, die da kommen mögen. Und im Falle von Porzellan, Soft Pink und Malachit wurden da wunderbare Socken draus. Mit Anleitungen, die ich schon gefühlt ewig auf dem Schirm habe.

Vor ein paar Jahren habe ich mal ein schönes Sockenpaar aus einer Laune heraus verschenkt und weil ich das Blättermuster so mochte, habe ich mir seitdem gesagt “Ach, machste dir halt ein neues Paar.” Jo, hab ich dann auch. So ungefähr … sieben Jahre später. Aus einem ganz wunderbar zu verstrickendem Garn, an dessen Haptik ich mich gar nicht satt fühlen konnte. Ein Wunder, daß die Socken überhaupt fertig geworden sind bei der ganzen verliebten Streichelei des unfertigen Werkstücks.

Je älter, desto besser. Oder gilt das nur Alkohol?

Aus meinem Wollvorrat habe ich außerdem zwei wirklich uralte Garne gekramt. Im Vorrat herum wühlen und gucken, was man eigentlich so alles hat? Geht hervorragend, selbst mit einer Gipsschiene. Rausgefischt habe ich zwei Stränge, einmal Redwood von Sheepaints, einer Handfärberin, die zu meinem Bedauern nicht mehr färbt. Gekauft wurde das Garn in 2011. Der andere Strang kommt von der Zauberwiese und wohnt noch länger bei mir, den habe ich 2010 erworben. Darfste eigentlich auch keinem erzählen. Damit die nicht mehr länger in der Schublade wohnen und sich verschmäht fühlen müssen, habe ich sie gewickelt und was mit Zöpfen draus gezaubert.

Zopfmuster … Mit Zopfmustern verbindet mich eine kleine Haßliebe. Ich finde die total schön, so optisch. Gerade wenn es, wie bei den Paraphernalia (freie Anleitung auf Ravelry) so eine tolle plastische Wirkung hat. Tja, wenn ich dafür nicht mit der Zopfnadel hantieren müßte … Die Zopfnadel und ich, wir sind nicht unbedingt die besten Freunde. Entweder lege ich sie auf die falsche Seite und zopfe in die verkehrte Richtung, mir fällt irgendwo eine Masche runter oder ich verheddere mich mit dem Faden in der blöden Nadel. Zöpfe stricken geht immer einher mit leisem Fluchen und zusammen gebissenen Zähnen. Aber hey, das Ergebnis ist super!

Und, was strickst du gerade so?

Traue mich kaum, das nieder zu schreiben … Aktuell stricke ich den vierten Loop. In Grautönen, sozusagen absichtlich gestreift. In glatt rechts. Was soll ich sagen? Ich finde die Teile halt echt super zum Fahrrad fahren. Beim Motorrad fahren machen die bei kühleren Temperaturen ebenfalls eine gute Figur, sie verhindern effektiv, daß es mir kalt in die Mopedjacke zieht am Hals. Daneben liegt hier noch ein angefangenes Projekt herum, dem nur noch die Ärmel fehlen, sowie das erste Sockenpaar für 2023 aus der Rubrik “Die Piratenbräute”.

Ach, Pläne für schöne Socken, Pulswärmer, Handschuhe, Pullover habe ich genug. Hätte ich da nicht noch einen Vollzeitjob, dann bekäme ich meinen umfangreichen Wollvorrat bestimmt in ein paar Jahren weg gestrickt … Ich verrate an dieser Stelle besser nicht, für wie viele Jahre Strickspaß all das angesammelte Garn noch reichen wird und ja, ich habe da eine Excel-Tabelle, die könnte das in der Tat genau ausrechnen … Vorausgesetzt, ich kaufe ab sofort kein bunt gefärbtes Schaf mehr. Strickzeit hingegen, die würde ich sofort kaufen und mir auf Vorrat ins Regal legen. Bin mal wieder weg, muß da noch einen Schal fertig stricken …

In diesem Sinne: Nur noch eine Reihe!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert