Headerbild Europa-Park - Achterbahn Wasserbahn

„Wir brauchen keine Ponchos!“

Seit ein paar Jahren fahren Cookie und ich regelmäßig in den Schwarzwald. Cookie mag es da und seitdem ich den Motorradführerschein habe, bin ich ein großer Fan der kurvigen Straßen dort. Und ja, auch sonst ist das eine wirklich schöne Ecke. Seit unserem ersten Besuch im Land der Bollenhüte führten Cookie und ich folgenden Dialog:

Er so: „Wenn wir doch schon mal hier in der Gegend sind, dann könnten wir doch einen Ausflug in den …“
Ich so: „Nein.“
Er so: „Aber das ist doch um die …“
Ich so: „Nein.“
Er so: „Das ist wirklich schön da!“
Ich so: „Nein.“

So zog der Mann jedes Mal geknickt von dannen, nachdem er mit Beharrlichkeit vorschlug, doch einen Ausflug in den nur eine Stunde entfernten Europa-Park zu machen und ich diese Idee mit ebensolcher Beharrlichkeit verweigerte. Ich mag keine Freizeitparks. Da sind Menschen und meist viele davon. Die sind laut und nervig und so viel kann ich nicht böse gucken, daß die davon weg gehen.

Schild im Wartebereich der Moulin Rouge Achterbahn im Europa-Park

Und, was wünschst Du Dir so zu Weihnachten?

Dann kam Weihnachten 2019. Ich fragte Cookie, was er sich denn so zu Weihnachten wünschte und Cookie, der die Lektion durchaus gelernt hat, wozu die Antwort „Ach, nichts.“ führen kann, gab mir eine Antwort, mit der ich nichts anzufangen wußte. Cookie wollte ein Gerät, um Wasser aufsprudeln zu können. Damit er keine Wasserkästen mehr schleppen muß.

Nein. Einfach nein. Ich verschenke doch keine Haushaltsgeräte zu Weihnachten, so erwachsen werde ich mit Sicherheit nie werden. Also mußte etwas anderers her … Ich suchte, ich überlegte, ich verwarf eine Idee nach der anderen. Bis mir der zündende Einfall kam und so setzte ich mich an meinen Rechner, schrieb eine lustige Geschichte vom Mann, der gerne in einen Freizeitpark wollte, und seiner Frau, die das partout nicht wollte. Diese Geschichte illustrierte ich mit lustigen Cliparts und ließ sie als kleines Fotobuch drucken.

Bronze-Stier auf der Auffahrt des Hotels vom Europa-Park

Es ist doch kein Wassersprudeldings.

Jetzt bin ich ein sehr gemeiner Mensch. Cookie erwartete also ein Wassersprudeldings zu Weihnachten und so suchte ich einen Karton mit den ungefähren Maßen eines solchen Apparates, füllte ihn mit geschreddertem Papier und sonstigem Zeugs für Gewicht. Um das kleine Büchlein darin zu verstecken. Und freute mich auf Cookies Gesicht wenn er den Karton öffnen würde … Denn in dem kleinen Büchlein verbarg sich ein Reservierungscode für eine Übernachtung in einem der Hotels, die zum Europa-Park gehören. Passend hatte ich alle anderen instruiert, Cookie zu Weihnachten Gutscheine für den Park zu schenken, für den Eintritt. Bis auf eine Ausnahme hat das auch gut geklappt.

Leider habe ich nicht mit einer Pandemie gerechnet und so wurde aus dem Ausflug im Frühling 2020 nichts, der fiel, wie so vieles andere auch, dem Lockdown zum Opfer. Nun ist aufgeschoben ja nicht aufgehoben. Im September 2022 war es dann soweit, Cookie und ich machten uns während des Urlaubes im Schwarzwald auf, um den Europa-Park zu erkunden.

Türschild des Hotelzimmers im Santa Isabel Hotel im Europa-Park

Eine Anfahrt, die ist lustig.

Ganz doof bin ich zum Glück nicht, deswegen habe ich unseren Besuch im Europa-Park außerhalb jeglicher Ferien und mitten in der Woche geplant. Wie gesagt, ich bin kein Fan von Menschenmassen … Und während Cookie das Beschleunigungsmonster Richtung Rust steuerte fiel ihm auf Hälfte der Strecke auf, daß er vor Aufregung etwas Wichtiges in unserer Ferienwohnung liegen gelassen hatte. Die Gutscheinkarten! Also haben wir noch mal umgedreht, im Urlaub hat man ja genug Zeit um streßfrei durch die Gegend zu eiern.

Im zweiten Anlauf erreichten wir das Ziel und checkten in eines der fünf Hotels ein, die zum Park gehören. Und man muß es dem Europa-Park lassen, Details haben die wirklich drauf. Unser Hotel ist aufgemacht wie ein spanisches Kloster und mich begeistert diese Detailverliebtheit, die überall zu spüren ist.

Eine erste Runde durch den Europa-Park.

Als Hotelgäste dürfen wir am Abend die letzte Stunde vor Schließung umsonst in den Park sowie morgens eine halbe Stunde vor der offiziellen Öffnungszeit. Geschickterweise liegt der Eingang für Hotelgäste am anderen Ende des Parkes, sozusagen gegenüber des Haupteinganges. Und so laufen wir im Licht der abendlichen Septembersonne für eine erste Runde durch den sich leerenden Park, fahren mit kleinen romantischen Bötchen über Wasser, staunen über die vielen Details und ich freue mich darüber, daß Cookie offensichtlich sehr viel Spaß hat.

Den Abend beenden wir im Restaurant des Hotels Krønasår. Aufgemacht wie ein Naturkunde-Museum und Heimstatt von Forschern. Mir gefällt der Steampunk-Vibe und all die kleinen und großen Details. Schon im Foyer begrüßt uns das Skelett eines Seeungeheuers. Wie cool ist das denn bitte?

Skelett eines Seeungeheuers im Hotel Kronasar im Europa-Park - Frontalansicht

Nach dem ausgezeichneten Abendessen – ich bin so satt, ich mag kein Blatt – fahren wir mit dem parkeigenen Shuttleservice zurück in unser Hotel und fallen ins Bett. Morgen früh aufstehen, um halb neun öffnet der Park.

Skelett eines Seeungeheuers im Foyer des Hotels Kronasar im Europa-Park

 

Wir brauchen keine Ponchos!

Wir frühstücken in der Kloster-Apotheke. Und, hab ich das schon mal erwähnt? Bestimmt. Ich bin immer noch ganz verliebt in all die kleinen Details, die sich überall finden lassen. Und begeistert vom Frühstücksbuffet. Es gibt sogar eine Station, wo man sich frisches Rührei oder Omelette machen lassen kann. Gut gestärkt geht es pünktlich um halb neun zum Hintereingang des Parks.

Wir starten in unseren Tag im Europa-Park mit der Wildwasserbahn. Und dem ersten Wasserschwall des Tages. Da ich hinter Cookie sitze, ich alter Fuchs ich, kriegt er den größten Teil ab. Und ja, ich bin ein wenig schadenfroh, schließlich habe ich nie behauptet, ein netter Mensch zu sein. Aber, wie wir wissen, Karma is a bitch. Da der hintere Teil des Parks noch angenehm leer ist, wandern wir weiter Richtung Skandinavien und dem Wildwasser-Rafting. Uns kommt ein Paar mit Überziehponchos entgegen, auf denen das Wasser glitzert. Und so frage ich Cookie, ob wir nicht vielleicht auch so Ponchos kaufen sollen. Die Antwort lautet schlicht „Ach was, wir brauchen keine Ponchos!“

Wildwasser-Rafting im Europa-Park - Blick auf Wildwasserkanal mit leerem Fahrgerät

Da der Europa-Park noch nicht offiziell offen ist, brauchen wir uns nicht anstellen. Sondern können gleich bis zum Einstieg durch gehen. Ohne Ponchos. Wir steigen ein und dann geht es los. Ich sagte doch, Karma is a bitch. Über den Fluß fährt ein kleiner Troll in einem Faß und daraus ergießt sich ein feiner Wasserstrahl. Auf meine Hose, genauer gesagt, mitten in den Schritt. Super. Meine entgleisten Gesichtszüge veranlassen Cookie zu sehr heiterem Gelächter.

Und so trudeln wir weiter auf dem wilden Fluß durch Skandinavien, Cookie lacht mich immer noch fröhlich aus. Da sehe ich, was uns an der nächsten Biegung erwartet und während Cookie noch lacht, schwappt eine riesige Welle über unser Gefährt herein und durchnässt uns. Der entgeisterte Gesichtsausdruck auf Cookies Gesicht spricht Bände. Wie, eben war die Frau noch nass und das war witzig und wieso hab ich jetzt überall Wasser in den Klamotten? „Wir brauchen keine Ponchos!“ quietsche ich bevor mich ein heftiger Lachkrampf schüttelt. Der eine ganze Weile anhalten wird.

Aufsicht auf die Wildwasser-Rafting Bahn im Europa-Park - Wasserkanal mit Fahrgerät

Schatz, meine Hose dampft!

Es wird der Satz des Tages. „Wir brauchen keine Ponchos!“ Zum Glück ist es ein schöner Spätsommertag, die Sonne scheint und es wird angenehm warm. Nach der unfreiwilligen Dusche erholen wir uns bei einer Tasse Tee beziehungsweise Kaffee in einem der vielen Cafés von dem Schreck.

Teepause im Europa-Park - Hand mit Teebecher im Gegenlicht

Während ich so in der wärmenden Sonne sitze, die Hand um meinen Teebecher gelegt und immer noch vor mich hin grinse, fällt mein Blick auf meine schwarze Jeans. Und dann fällt ein Satz, den man inmitten anderer Menschen wohl auch nicht laut sagen sollte. „Schatz, guck mal! Meine Hose dampft!“ Offenbar tut nasse Jeans das, wenn man sich damit in die Sonne setzt.

Es wird ein schöner Tag und obwohl ich immer noch kein Fan des Konzepts „Freizeitpark“ (wir erinnern uns, da sind Menschen …) bin, gefällt mir der Europa-Park ausnehmend gut. Alleine schon die kurzweilig gestalteten Wartebereiche, in denen man nicht sieht, wie viele Menschen eigentlich vor einem dran sind. Stattdessen wird man geschickt an liebevoll gestalteten Schaukästen und Ecken vorbei geschleust. Es gibt mir das Gefühl, nicht wirklich zu warten sondern langsam von einer Fahrt zur nächsten zu schlendern und dabei überall etwas entdecken zu können.

Am Ende des Tages ist meine Jeans wieder trocken, wir sind mindestens fünfundzwanzigtausend Schritte gelaufen und Cookie hat, ganz ungewohnt, ein Dauerlächeln auf dem Gesicht. Die Entscheidung, außerhalb der Ferien und mitten in der Woche in den Europa-Park zu fahren, war keine schlechte. Der Park war ordentlich besucht, dabei nicht überfüllt. Wobei ich mir sicher bin, selbst wenn man in den Ferien dort hin fährt, daß sich die Menschenmassen dort sehr gut verteilen.

Würde ich noch mal in den Europa-Park fahren?

Verratet es Cookie nicht, doch dieser schön gestaltete Freizeitpark hat selbst mich, als ausgewiesenen Muffel in Punkto Besuch solcher Orte, überzeugt. Und mit Sicherheit werden wir dort noch mal hin fahren. Die Übernachtung ist zwar nicht unbedingt eine günstige Angelegenheit, bietet dafür toll gestaltete Zimmer und ein super Frühstück. Als Hotelgäste bekamen wir Rabatt auf den Eintritt, früheren Zugang und am Tag der Anreise die letzte Stunde Zutritt umsonst.

An schöne Erinnerungen pappe ich kein Preisschild. Für den Spaß, den wir hatten, als auch die Freude in Cookies Gesicht, hat sich das allemal ausgezahlt.

Und, für das nächste Mal, merken wir uns: der Satz „Wir brauchen keine Ponchos!“ gilt nur bei Sonnenschein.


Disclaimer: auch hier gilt die Tatsache, daß ich den ganzen Bums selber organisiert und bezahlt habe, der Beitrag also höchstens so etwas wie unbezahlte und unverlangte Werbung darstellt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert