Eine Runde Urlaubslektüre mit starken Frauen.

Urlaub, gibt es ein schöneres Wort? Urlaub riecht nach Ruhe, ausschlafen, verreisen und endlich Zeit für all die schönen Seiten des Lebens haben ohne Hektik, Stau am Morgen und dem nervigen Alltag im Genick. Urlaub ist dann, wenn ich den Tag ohne Uhr verbringe, dafür aber mit viel Zeit. Vor allen Dingen viel Zeit für gute Bücher. Urlaubslektüre darf bei mir gerne mal vom sonst üblichen Programm abweichen, schließlich habe ich Zeit und Muße für Geschichte, Biographien und dergleichen.

Zum Urlaub gehört für mich Lesen einfach dazu. Überhaupt, ich lese seit einiger Zeit wieder viel mehr und das mit Genuß. Und weil demnächst wieder Sommerferien vor der Türe stehen und damit die Urlaubszeit beginnt, komme ich heute mal mit ein paar Vorschlägen zur Urlaubslektüre um die Ecke. Kleine Warnung vorab, ich lese keine Schmonzetten, Thriller, historische „starke“ Frauenromane oder pseudoerotische Schmuddelbücher. Wer sich also diesbezügliche Tips erhofft hat, den muß ich leider enttäuschen. Dafür habe ich Euch starke Frauenpersönlichkeiten mit gebracht, deren Lebensgeschichten mich beeindruckt haben und die ich Euch gerne ans Herz legen möchte.

Urlaubslektüre

1. „Abenteuer reisender Frauen“ von Armin Strohmeyr

Der Klappentext verspricht fünfzehn Portraits von starken Frauen, die gegen Vorurteile kämpften, Kontinente bereisten, getrieben waren von Mut und Freiheitsdrang. Hier werden die Geschichten von Abenteurerinnen aus fünf Jahrhunderten erzählt. Frauen, die entgegen der Pläne von Vätern und Ehegatten, in die Welt hinaus zogen und sich für ein Leben als Forscherinnen, Weltreisende, Soldatinnen oder Hochstaplerinnen entschieden.

Mir hat das Buch gefallen, ich fand die Portraits sehr kurzweilig, unterhaltsam und interessant. Das Buch eignet sich gut wenn man morgens einfach eine Stunde am Strand, am Pool, auf der Terrasse oder wo auch immer in der Sonne sitzen und ein wenig über eine interessante Frau erfahren möchte. Natürlich kann man auf dreißig bis fünfzig Seiten nicht so ausführlich werden wie ich mir das bei der ein oder anderen der vorgestellten Damen gewünscht hätte, doch für kurzweiliges und dabei interessantes Lesevergnügen reicht es allemal.

Die Kurzbiographien fühlen sich gut recherchiert an und der Autor wechselt ganz geschickt zwischen narrativen sowie informativen Passagen. Die Auswahl der Persönlichkeiten war nicht das, was ich anfangs erwartet habe – es tauchen sehr viele Frauen auf, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Was ihre Leben nicht minder außergewöhnlich macht. Der Autor würdigt den Mut dieser Frauen, die ihr Leben auf eine selbstbestimmte Art lebten, die Grenzen überschritt. Diese Frauen taten Dinge, von denen viele für uns heutzutage selbstverständlich sind, die für damalige Verhältnisse jedoch aufsehenerregend waren. Mir hat es Spaß gemacht, mich mit diesen außergewöhnlichen Frauen auf Reisen zu begeben. Mein Favorit? Ganz klar Ida Pfeiffer!

Urlaubslektüre

2. „Margarethe Krupp – Das Leben meiner Urgroßmutter“ von Diana Maria Friz

Vorweg gesagt, dieses Buch ist vergriffen und man bekommt es nur noch antiquarisch. Einfach mal beim großen Versandhändler mit dem A oder anderen Online-Antiquariaten gucken, Ihr bekommt das Buch schon für knapp einen Euro plus Versandkosten.

Der Name „Krupp“ ist ein Begriff, den hier im Ruhrgebiet jeder kennt. Umso neugieriger war ich auf das Buch, geschrieben von der Urenkelin der Unternehmersgattin, der Essen die schönste Arbeitersiedlung des Ruhrgebietes verdankt. Margarethe Krupp, Tochter einer kinderreichen Beamtenfamilie, arbeitete als Gouvernante in England und für den deutschen Hochadel bevor sie mit 28 Jahren Alfried Krupp, Erben des Krupp-Konzerns heiratete.

Diana Maria Friz erzählt die Geschichte ihrer Urgroßmutter auf der Basis zahlreicher, bis dato unveröffentlichter, Briefe und Dokumente. Das Buch wird durch Fotos aus dem Familienarchiv ergänzt und erzählt die Geschichte einer starken, mutigen und sehr klugen Frau in der Zeit der industriellen Revolution.

Ich habe das Buch nicht aus der Hand legen können. Nicht mal unbedingt, weil es so spannend und mitreißend geschrieben wäre, sondern weil ich die Persönlichkeit von Margarethe Krupp unglaublich faszinierend finde. Die Frau ist für mich ein echtes Vorbild wenn es darum geht, sein Leben selbst zu gestalten. Den genau das hat Margarethe Krupp getan. Und ihr dabei zu folgen ist eine ziemlich spannende Angelegenheit. Zu lesen wie sie die Villa Hügel und alles, was dazu gehörte, verwaltet und den unrühmlichen, von Gerüchten umwitterten, Tod ihres Mannes bewältigt hat, das hat mich ziemlich beeindruckt. Eigentlich müssten solche Biographien in der Schule gelesen werden. Wir brauchen solche weiblichen Vorbilder.

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3. „Bertha Krupp und ihre Kinder – Das Leben meiner Großmutter“ von Diana Maria Friz

Dieses Buch kann man noch kaufen, allerdings würde ich Euch empfehlen es antiquarisch für ein, zwei Euro zu kaufen. Bertha Krupp war nicht so eine schillernde Persönlichkeit wie ihre Mutter, was ihr Leben allerdings nicht uninteressant macht. Wenn man einen Faible für Geschichte hat wie meinereiner.

Bertha Krupp wuchs in der Villa Hügel auf. Ihre Erziehung war davon geprägt, daß auf ihr als älteste Tochter und Erbin eine riesige Verantwortung lastete. Mit sechzehn Jahren erbte Bertha das Krupp-Imperium und in ihre Lebenszeit fielen das Ende des Kaisserreichs, die große Wirtschaftskrise, die Weimarer Republik gefolgt vom dritten Reich sowie zwei Weltkriege.

Es hat mir Spaß gemacht Bertha durch ihr Leben zu folgen. Sie war eine große Dame, geachtet und auch gefürchtet. Ihre Enkelin gibt einen Einblick in Leben und Wirken Berthas auf dem Hügel (kann man heute übrigens besuchen, die Villa Hügel) durch bewegte Zeiten.

Was man sich allerdings nicht versprechen sollte ist eine neutrale, detaillierte Darstellung der Verstrickungen des Krupp-Konzerns in die Machenschaften des dritten Reiches. Man merkt an dieser Stelle, daß die Biographie von einem Familien-Mitglied geschrieben wurde. Was ich persönlich auch nicht wirklich schlimm finde und, ehrlich gesagt, auch nicht erwartet habe. Trotz des persönlich eingefärbten Blickwinkels zeichnet die Autorin ein detailliertes Bild ihrer Großmutter und des Lebens, das sie auf dem Hügel geführt hat. Für einen verregneten Urlaubstag im Schwarzwald (aber nicht nur da) kann man das Buch getrost zur Hand nehmen.

Urlaubslektüre

4. „Meine gute alte Zeit“ von Agatha Christie

Ich bin ein großer Fan der Miss Marple Romane seitdem ich vor über zwanzig Jahren das erste Mal in Torquay, der Geburtsstadt Agatha Christies, war und anfing, die ersten Romane der Grand Dame des Kriminalromanes zu lesen. In diesem Buch geht es um das spannende und wendungsreiche Leben der großen Krimi-Autorin. Mittlerweile gibt es eine Neuauflage des Buches, die schlicht „Agatha Christie – die Autobiographie“ heißt. Als ich das Buch gekauft habe war die englische Ausgabe vergriffen und nicht zu bekommen ohne Unsummen dafür auf den Tisch legen zu müssen. Mittlerweile gibt es sowohl die englische als auch die deutsche Ausgabe wieder regulär zu kaufen.

In ihrer Biographie erzählt Agatha Christie von ihrer Kindheit, ihren zwei Ehen, ihrem Leben als Autorin. Sie hat zwei Weltkriege erlebt und ihren zweiten Mann, Max Mallowan, auf zahlreichen archäologischen Ausgrabungen begleitet. Agatha Christie erzählt uns nicht nur ihr bewegtes Leben, sie nimmt uns auch mit auf eine Zeitreise in das England, in das sie hinein geboren wurde. In ihren Worten zeigt sich eine lebenslustige Frau voller Charme, mit der ich gerne am Tisch gesessen und eine Tasse Tee getrunken hätte während sie von ihren Abenteuern erzählt.

Ich habe dieses Buch verschlungen. Nicht nur einmal. Und ich werde es bestimmt noch ein viertes Mal lesen, dann allerdings auf englisch. Ein wunderbar abenteuerliches Leben, das in diesem Buch erzählt wird. Mrs. Christie war eine der ganz großen Erzählerinnen und auch dieses Buch würde ich in der Schule lesen lassen – wenn ich was zu sagen hätte. Man kann sie sich durchaus zum Vorbild nehmen, diese unerschrockene Frau, die sich nicht hat unterkriegen lassen.

Urlaubslektüre

Was sind Eure Tips für gute Urlaubslektüre?

So, damit hätte ich Euch jetzt vier Bücher auf den Tisch gelegt, die ich für lesenswert halte, die mir Spaß gemacht und das ein oder andere Aha-Erlebnis beschert haben. Vielleicht ist ja was für Euch dabei?

Der nächste Urlaub steht schon in den Startlöchern und dieses Jahr fehlt mir ein wenig Inspiration, was ich an Lesestoff mit in den Schwarzwald nehmen soll. Für gute Vorschläge bin ich immer zu haben, also traut Euch, mir in den Kommentaren Eure liebste Urlaubslektüre zu verraten!

Urlaubslektüre

4 Gedanken zu „Eine Runde Urlaubslektüre mit starken Frauen.“

  1. Liebe Mirtana,
    ich danke dir fürs anregend geschriebene Vorstellen deiner Urlaubslektüre. Sie passt gut zu meinem Büchergeschmack und habe daher viel Freude empfunden beim Lesen. Zu Ida Pfeffer habe ich noch im Internet nachgelesen und dabei entdeckt, in Wien Landstraße, im 3. Bezirk wurde 2008 der Ida-Pfeiffer-Weg nach ihr benannt. Dort komme ich während des Jahres öfters mal vorbei auf meinem Weg in der Weltstadt.

    Was meine Urlaubslektüre betrifft, so nenne ich ein paar, die mir schlicht ans Herz gewachsen sind:

    .) Gezeiten des Glücks – Lya Luft (Über die Höhen und Tiefen eines erfüllten Lebens. Lya Luft blickt auf ihr Leben zurück , wo sie nie das Staunen verloren hat. Eine Art privater und philosophischer Lebensbilanz.)

    .) Der Typus der kämpfenden Frau -Eva Geber (Die Autorin hat sich hier in die Geschichte der Arbeiterinnenbewegung vertieft und Skizzen und Portraits von Frauenleben in dem Buch versammelt. Akribisch und empathisch.)

    .) Die Kunst des Reisens – Alain de Botton (Er beschreibt unaufdringlich und charmant Wagnisse des Reisens vom Aufbruch bis zur Heimkehr. Erzählt von persönlichen Erlebnissen, warnt vor faslchen Erwartungen, berichtet von Besuchen bei großen Reisenden und Malern, die unser Sehen veränderten, wie beispielsweise Vincent van Gogh. Poesie des Unterwegsseins. )

    .) Odysseus aus Bagdad – Eric Emmanuel Schmitt (Er erzählt mit seiner Geschichte über Saad Saad, dem Jungen der das Chaos der Stadt Bagdad, die Armut seiner Familie hinter sich lassen will und nach Europa aufbricht, um frei zu sein und eine Zukuft zu haben. Aber wie überwindet man Grenzen ohne Geld in der Tasche, wie trotzt man den Stürmen, überlebt Schiffbrüche, entkommt Drogenhändlern und dem Gefängniswächter?)

    Möglicherweise ist da etwas dabei, das deinem Lesegeschmack entgegenkommt.

    1. PS: Von Eva Geber finde ich alle Bücher emfehlenswert. „Was hat der Geist denn wohl gemein mit dem Geschlecht“, wo sie über das Leben der Journalistin, Lyrikerin udn Übersetzerin Betty Paoli schreibt, hat mich ebenso begeistert wie „Louise Michel“. Louise Michel (1830–1905), die Ikone der Pariser Kommune 1871, war für die einen eine blutrünstige Wölfin, für die anderen die große Bürgerin, die gute Louise. Ihr Mut im Kampf, ihre Unerschrockenheit vor Gericht sind legendär. Verurteilt zur Deportation nach Neukaledonien, suchte Louise Michel Kontakt mit der indigenen Bevölkerung. Sie erlernte die Sprache der Kanak und vermittelte in ihren Schriften deren Mythen und Kultur.

    2. Liebes Rosenherz,

      hab von Herzen dank für die tollen Buchempfehlungen! Das ein oder andere ist bereits auf meine „Will ich lesen“ Liste gewandert, die zum Glück nicht nur für den Urlaub gilt.

      Übrigens hat Ida Pfeiffer auch selber Bücher geschrieben und veröffentlicht, ich bin versucht mir die Bücher zu besorgen. Habe allerdings ein bißchen die Sorge, daß ich mit dem Stil nicht klar komme, die Bücher sind schließlich Mitte des 19. Jahrhunderts veröffentlicht worden.

      Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!

      LG, Mirtana

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