… oder “Der Tag, als wir zum Schauinsland wollten.”
Hat denn wirklich jemand geglaubt, daß es das schon wäre mit dem Schwarzwald? Natürlich war es das noch nicht mit Frau Mirtana und dem Schwarzwald, ich habe da schließlich noch den ein oder anderen Ausflug auf Lager. Da müssen wir jetzt ganz tapfer durch.
Ich so: “YEAH, lass das machen!”
Mein Leben so: “Nö, jetzt nicht. Hab andere Pläne.”
Kennt Ihr diese Tage, an denen Ihr etwas geplant habt und Euer Weg dann urplötzlich auf Pfade führt, die Ihr nicht mal auf dem Schirm hattet? Kennt Ihr. Da bin ich mir sicher. Ich kann nicht die einzige Person sein, die in Richtung A fährt und auf einmal in der entgegen gesetzten Richtung in Z landet.
So ging es Cookie und mir unserem Ausflug zum Schauinsland, wie sich der Freiburger Hausberg nennt. Ein Berg mit so einem hübschen Namen, den muß man doch einfach besuchen. Vor Jahren, also sehr vielen Jahren, war Cookie bereits im Schwarzwald um an diesem schönen Flecken seinen Urlaub zu verbringen. Und er hat mir glaubhaft versichert, es hier gäbe hier ganz viel was er mir zeigen wolle und er hat mir genauso glaubhaft erklärt, daß man mit der Seilbahn auf den Freiburger Hausberg fahren kann. Behaltet den Namen Schauinsland mal im Hinterkopf. Vertraut mir, wir werden den Namen noch brauchen.
Wir wollen mit der Seilbahn fahren!
Und so machen Cookie und ich uns bei schönstem Niesel- und Nebelwetter auf den Weg einen Berg zu besuchen. Für später ist Sturm angesagt und wir zweifeln nicht eine Sekunde daran, daß es keine Schnapsidee sei bei dem Wetter inklusive noch angesagter Verschlechterung, und wir reden hier nicht von ein bißchen Wind sondern einem sehr ausgewachsenen Sturm, mit einer Seilbahn auf einen Berg hinauf zu wollen. Ja, im Nachhinein ist man immer klüger, danke auch.
Erstmal fahren wir friedlich durch den verregneten Schwarzwald, Hügel rauf und Berge runter. Wir folgen nach etlichen Kilometern durch den Regen, uns fast am Ziel wähnend, den Schildern, auf denen eine Seilbahngondel abgebildet ist, als diese endlich am Straßenrand auftauchen. Immer schön bergauf, besagten Hinweisschildern folgend. Bis wir uns auf einer Bergkuppe wieder finden, der Wind uns mit Sturmböen fast von selbiger pustet und Cookie verwirrt feststellt, daß sich hier in den letzten Jahren doch echt alles verändert habe und wo zum Geier ist jetzt die Seilbahn abgeblieben?
Der Zahn der Zeit?
Nun, wie sage ich das jetzt am Besten? Machen wir es kurz und schmerzlos, Pflaster reißt man so schnell wie möglich runter und piddelt sie nicht in stundenlanger Kleinstarbeit von der Haut. Ich kann nicht beurteilen ob sich da oben überhaupt etwas verändert hatte in all den Jahren, schließlich war ich noch nie auf dem … Feldberg. Auf dem Schauinsland übrigens auch nicht. Wir stehen in Regen und Sturm schlicht auf dem falschen Berg, wie uns letztendlich Google Maps verrät.
Da sitzen wir jetzt im Darth Avensis, das Wetter außerhalb unseres treuen Gefährts erstickt jegliche Motivation selbiges zu verlassen sofort im Ansatz und ich muß lachen. Ich lache so hart, ich bin kurz vor dem Ersticken. Das ist etwas, das kann nur Cookie und mir passieren. Cookie wendet den Darth Avensis und wir verlassen diesen Ort auf dem selben Weg, den wir gekommen sind. Nicht ohne an einer geeigneten Stelle noch kurz Rast zu machen weil der weibliche Part im Auto unbedingt ein Foto vom regenverhangenen Schwarzwald haben will. Wenn der Mann Dir den Regenschirm über die Rübe hält, damit Du beim Fotografieren nicht naß wirst? Dann muß das einfach Liebe sein.
Dann eben kein Berg, sondern ein Wasserfall!
Für heute haben wir die Schnauze voll von Bergen. Ein falscher Berg pro Ausflug reicht voll und ganz. Der Tag ist allerdings noch frisch, der Tank so gut wie voll und damit ich überhaupt etwas zu sehen und vor die Linse bekomme, fährt Cookie mit mir über eine Landesgrenze. Ab in die Schweiz, zum Rheinfall von Schaffhausen.
Schon auf dem Parkplatz kann ich ihn hören, den Rheinfall. Ein tiefes Donnern, das seinen Widerhall irgendwo in meiner Magengrube findet. Wir laufen den Weg hinunter, vorbei an anderen Touristen und dann kann ich ihn auch endlich sehen. Auf einer Breite von hundertfünfzig Metern stürzt das Wasser dreiundzwanzig Meter in die Tiefe und macht den Rheinfall damit zum wasserreichsten und größten Wasserfall Europas. Selbst vor grauem, wolkenverhangenen Himmel hinterläßt der Rheinfall einen äußerst prägnanten ersten Eindruck. Und wie wir alle wissen, der erste Eindruck zählt.
Klick, Klick, Klick! Und eine Glaskugel dazu.
Zu meinem Glück ist Cookie ein geduldiger Mensch, der sich mittlerweile daran gewöhnt hat daß seine bessere Hälfte ständig, und ich meine damit wirklich ständig, hinter dem Sucher ihrer Kamera klebt wenn er mit ihr Ausflüge macht. Und so banne ich Foto um Foto auf die Speicherkarte, immer das laute Dröhnen des Rheinfalls im Ohr. Ich spiele mit meiner Glaskugel und mein Entzücken kennt keine Grenzen mehr als zum Schluß noch die Wolkendecke aufreißt und die Sonne scheint. Wir verzichten darauf, mit dem Boot zu dem Felsen in der Mitte zu fahren. Vermutlich wäre mir bei meiner Tollpatschigkeit auch nur die Kamera ins Wasser gefallen. Und ich hinterher.
Egal welche Färbungen der Himmel vorzuzeigen hat, dieses Naturschauspiel ist unglaublich beeindruckend. Alleine diese Farben! Und die Gischt und das Dröhnen! Ich kann mich einfach nicht daran satt sehen an dieser Kraft des Wassers. Während ich am Rand stehe und eine kleine Barkasse nach der nächsten zur Felsnadel in der Mitte übersetzen sehe, denke ich darüber nach wie hoch die Chancen eines Menschen wohl sein mögen in diesen tosenden Wassermassen zu überleben. Und bin ganz froh darüber, daß wir uns gegen eine Bootsfahrt entschieden haben.
Wir wandern einmal auf unserer Seite hoch zum Wasserfall und wieder zurück, während die zum Vorschein kommende Sonne die Gischt in glitzernde Vorhänge verwandelt. Das Geräusch wird, naturgegeben, immer lauter je näher man den fallenden Wassermassen kommt. Ich könnte mich Stunden einfach dort hin setzen, zuhören und zuschauen. Mich faszinieren Naturschauspiele jeglicher Art. So vergehen mehr als zwei Stunden, ein Wunder daß ich mich mit der Kamera vor dem Gesicht nicht ständig auf die Nase lege.
Gefühlt tausend Bilder später fahren wir wieder zurück nach Deutschland. Ganz nebenbei ein Tip vom Profi: wenn man von Deutschland für ein paar Stunden in die Schweiz fährt sollte man das Handy auf Flugmodus stellen oder gleich ganz ausmachen. Uns haben die drei Stunden Schweiz mal eben locker fünf Euro Roaming gekostet … Für jeden.
Im Ernst, fahrt zum Rheinfall von Schaffhausen!
Es war, trotz anfänglicher Mißgeschicke, ein toller Tag und ein schöner Ausflug zu einem beeindruckenden Ort. Wenn Ihr die Gelegenheit habt dort hin zu fahren, dann macht das! Ganz unbedingt und egal, was das Wetter sagt. Der Ort kann bei grauem Himmel genauso viel wie bei Sonnenschein, ich hab das schon mal für Euch getestet.
Gehört mit zu den Orten, die man mal gesehen haben sollte, dieser Rheinfall von Schaffhausen. Und ich hab ihn gesehen. Ihr auch?
Hallo Frau Mirtana
In den 70ern war ich mit meinen Eltern am Rheinfall, als wir am Bodensee Urlaub machten. Und nochmal in 2003 mit meinem Lebensabschnittsgefährten. Es hat sich nichts verändert seitdem, immer noch dieses riesige, wunderschöne Naturschauspiel und das Glitzern des Wassers.
liebe Grüße Christa
Hi Christa,
fast genauso beeindruckend wie das Glitzern des Wassers und die Gischt fand ich das Donnern des Rheinfalls. Und wie weit man es hören kann! Es ist in der Tat ein wunderbarer Ort 🙂
Liebe Grüße,
Mirtana
1. Wir haben das auf unsere Wollen-wir-hin-Reiseliste gesetzt
2. Ich habe Tränen gelacht… falscher Berg…
3. Ja, auch ich plane gelegentlich mal Ziel A und lande an Ziel Z ;-D
1. Gute Idee. 😉
2. Ich hab auch Tränen gelacht. Nicht nur einmal.
3. Passiert. Anscheinend nicht nur mir.
Ich war ja schon mindestens 4 Mal am Rheinfall. Und ich würde es immer wieder tun! Und auch das übersetzen mit dem Boot ist toll. So kann man ihn tatsächlich umrunden, wenn man denn will. Bei meinem nächsten Besuch muss ich unbedingt auch mal die Burg/ das Schloß auf der Anhöhge besichtigen. Bei den ersten drei Malen hatte es immer zu und beim letzten Besuch waren wir mit einer Gruppe dort. Aber das ist zumindest eine Gelegenheit wieder einmal hinzufahren ;o)
Liebe Grüße, Carmen