Impfen oder nicht – wie war gleich die Frage?

Um die Antwort vorweg zu nehmen, ich bin definitiv Team Corona Impfung. Darüber diskutiere ich auch nicht mehr, zumal ich mittlerweile die Erstimpfung erhalten habe. Es wäre also ohnehin zu spät mich davon zu überzeugen, daß das mit der Spritze keine gute Idee sei.

Jetzt bin ich weder systemrelevant noch in einem Bereich mit Kundenkontakt tätig. Vom Rentenalter bin ich weit entfernt, chronische Krankheiten habe ich eigentlich keine und ich pflege weder schwerstkranke Angehörige oder habe Schwangere in meinem direkten Umfeld. Wieso bin ich dann trotzdem zum ersten Mal geimpft?

Tja. Ich bin dick. Nicht nur so ein bißchen dick sondern halt schon richtig. In der Medizin heißt das Adipositas und in der Impfverordnung Paragraph 3 „Schutzimpfungen mit hoher Priorität“, Absatz 2 steht unter j) folgendes: Personen mit Adipositas (Personen mit Body-Mass-Index über 40). Da falle ich halt rein. Und laut Impffahrplan sind die Impfungen für diese Personengruppe bei der KV Westfalen-Lippe schon seit Ende März freigegeben.

Soll ich oder soll ich nicht?

Ich hab lange darüber nachgedacht, ob ich das wirklich tun soll. Denn auch wenn der Gesetzgeber sagt, ich hätte ein Risiko und sei höher angesiedelt in der Reihenfolge, fühle ich mich halt nicht so. In einer Reihe zu stehen mit Menschen, die schwere Erkrankungen haben im Gegensatz zu nur einem BMI von über 40? Das fühlte sich schräg und, für mich, nicht richtig an. Nur weil mir eine Verordnung das Recht zugesteht? Nehme ich nicht jemandem, der die Impfung nötiger hätte aufgrund seines Alters oder Gesundheitszustandes, etwas weg und drängle mich damit vor?

Andererseits ist jeder, der eine Impfung erhalten hat, ein Mosaiksteinchen in der Bewältigung dieser Pandemie. Selbst wenn die Spritze mich nicht davor bewahren sollte, mir diesen Driss einzufangen, so reduziert sich das Risiko einer schweren Erkrankung dramatisch. Ob Geimpfte andere anstecken können oder nicht wird noch diskutiert, doch für mich macht es einen Unterschied ob ich ohne Impfung hochgradig und mit Impfung nur noch geringfügig ansteckend bin.

Aber … das ist doch böses Genzeugs?!

Mir fehlt die Zeit, all die Argumente, die Impfgegner ins Feld führen, hier auseinander zu dröseln. Stattdessen verweise ich Euch lieber auf die Videos von MaiLab mit „7 kritische Fragen zur Impfung“, „Wie sicher ist AstraZeneca wirklich?“ und „Impfen: das wahre Problem hinter den Risiken“. Auch Herr Lesch hat mit TerraX „Macht uns die Impfung krank?“ ein gutes Video zur Thematik. Mir ist aus der Ecke der Menschen, die sich selber als Kritiker und Querdenker bezeichnen, noch nicht eine einzige ernst zu nehmende Studie oder auch nur gut recherchierter Beitrag zu dem Thema untergekommen.

Mir persönlich gehen all die alternativen Schwurbler, die nicht verstanden haben oder verstehen wollen, wie Wissenschaft funktioniert, gewaltig auf den Keks. Wissenschaft ist keine Religion, in der ein Buch (oder das Buch interpretierendes Oberhaupt) sagt, was richtig ist und was nicht. Wissenschaft lebt vom Diskurs. Ich finde es schon ziemlich beeindruckend, zu was wir als Menschheit in der Lage sind, wenn wir Zeit, Geld und Ressourcen konzentriert auf ein Ziel werfen … Man stelle sich nur vor, wir täten das um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten …

Muß das so kompliziert sein?

Als ich im Winter zum Check-Up beim Hausarzt war, da fragte mich die Arzthelferin am Empfang ganz unbürokratisch, ob ich mich gegen Grippe impfen lassen wolle. Da ich mittlerweile eine andere Auffassung zu dem Thema Grippe-Impfung habe als ich sie vor der gegenwärtigen Krise vertrat, hab ich das Angebot angenommen. Ganz unkompliziert. Frage, Antwort, fünf Minuten später Pieks, Pflaster drauf, schönen Tag noch.

Ich glaube, wenn wir in diesem Land wirklich mal etwas auf die Kette kriegen ohne haufenweise Bürokratie drum herum aufzubauen, dann macht es einfach nur „PUFF“ und Deutschland explodiert. Dann ist da, wo auf der Karte mal die BRD war, nur noch ein riesiger Krater in der Landschaft.

Nun bin ich weder auf den Kopf gefallen noch habe ich Angst vor diesem Computerkram. Die Anmeldung bei der KV (Kassenärztliche Vereinigung) für den Termin im Impfzentrum? Ging so, es halt gedauert bis ich kapiert habe bei welcher KV ich mich anmelden muß … KV Westfalen-Lippe, weiß man das auch mal. Die Terminvereinbarung war dann noch das leichteste an der Übung als ich erstmal auf den Trichter gekommen bin, daß ich Erst- und Zweitimpfung zusammen buchen muß. Was leider auf der technischen Seite ziemlich blöde gelöst ist.

Das ganze Papierzeugs dahinter, das erschließt sich mir dagegen so gar nicht. Acht Seiten Papier inklusive einer Bescheinigung meiner Arztpraxis, daß ich wirklich dick bin. Ernsthaft jetzt? Ja, ernsthaft jetzt. Die KV will eine Bescheinigung darüber, daß mein BMI über 40 liegt. Ist ja nicht so als würde man das gar nicht sehen können. Der BMI steht zwar nicht auf dem Stück Papier, da steht nur „ist impfberechtigt“, aber trotzdem mußte ich halt erstmal zum Hausarzt latschen und dort Aufwand fürs Personal produzieren. Zwei ausgefüllte Formulare, fünf Unterschriften, ein Impfpaß, ein Ausweis, eine Krankenversichertenkarte … Hätte mich nicht gewundert wenn ich noch meine Füße hätte vermessen lassen müssen. Bürokratie können wir halt. Andere Länder impfen recht formlos in Apotheken und Möbelhäusern. Mein ja nur …

Und, wie war die Impfung?

Die Impfung selber in einem Wort: unkompliziert. Ich habe die Termine für die Impfung Mitte April gemacht, also bevor unsere Bundesregierung Erleichterungen für Geimpfte, Genesene und negativ Getestete beschlossen hat. Genau, bevor das total unerwartete Rennen auf freie Impftermine anfing. Da der Kreis Recklinghausen mit achthunderttausend Einwohnern anscheinend weniger Impfstoff erhält als die Nachbarstadt hab ich mich eben in Gelsenkirchen angemeldet. Ist für mich auch näher, davon mal abgesehen. Vielleicht will man sich in der Nachbarstadt nicht impfen lassen und deswegen gab es noch so viele Termine?

Man kommt dort an, am Eingang kriegt man die Fieberthermometer-Pistole auf die Stirn sowie ein Armbändchen „Impfberechtigt“ verpaßt und wird weiter zur ersten Station geschleust. Die kontrolliert den Papierkram und schickt einen in den Wartebereich. Ich hatte Glück, vor mir war keiner und ich mußte nicht warten. Oberarm frei machen, Papierkram ausfüllen und Klebchen in den Impfpass, Pieks und Pflaster drauf. Fünfzehn Minuten im beobachteten Bereich abwarten, dann zur Abmeldung (wieder Papierkram …) und nach Hause fahren.

Das Ganze hat keine halbe Stunde gedauert, im Gegensatz zur Anmeldung und Papierkram erledigen… Alle waren nett und freundlich. Nebenwirkungen? Nun, mir tat ungefähr ein Tag lang der Oberarmmuskel weh. Wie ein sehr fieser Muskelkater. Ich habe die Impfung als Rechtshänder in den linken Arm setzen lassen, das war nicht so clever. Ich schlaf auf der Seite, das hat für eine sehr unruhige Nacht gesorgt. Außer dem gefühlt kaputten Arm hab ich sonst nichts gemerkt. Mal gucken ob das nach der Zweitimpfung auch so läuft.

Würde ich zur Impfung raten?

Schwere Frage. Diese Entscheidung muß jeder für sich selber treffen, von daher rate ich weder jemanden dazu, sich impfen zu lassen noch rate ich davon ab. Informiert Euch vernünftig und versteht, wie Impfungen funktionieren. Redet mit Fachleuten wenn Ihr Euch vor etwas fürchtet oder nicht versteht. Wägt für Euch selber den Nutzen gegen das Risiko ab und trefft die Entscheidung ob Impfung oder nicht.

Laßt Euch bitte von selbsternannten Kritikern, Querdenkern, Schwurblern, alternativen Medien und Quacksalbern keine Angst machen.

Und bleibt gesund.

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