Stricken geht im Februar immer noch nicht. Wirklich. Ich hab es versucht und tja … wat soll ich sagen? Dat wird nix außer großes Verheddern von Schiene mit Wolle und herunter gefallenen Maschen. Allmählich geht mir die Geduld mit der lahmen Pfote aus. Jetzt haben wir noch Winter, aber in zwei, spätestens drei Monaten fängt die Saison wieder an und das Gestell um die lädierte Flosse verhindert ein schmerzfreies Gas geben. Und ich vermisse das Motorrad fahren, schmerzlich.
Noch ist ja ein wenig Zeit um die Gashand wieder fit zu machen. Bis es soweit ist lege ich weiterhin mein Strickzeug außer Sicht- und Reichweite und schaue mir die niedrigen Temperaturen auf dem Thermometer an während ich mir einrede, daß ich bei acht Grad doch sowieso nicht aufs Moped steigen würde … Es ist schließlich meine Tasche und da kann ich mir hinein lügen, was ich will. So! Karneval fällt dieses Jahr wieder aus, was mich ziemlich unberührt läßt. Ich mochte Karneval noch nie so wirklich. Abgesehen vom abgesagten Frohsinn, was hat der Februar so in der Tasche?
Grund Nr. 1: Übernachtungsbesuch im Februar!
Die kleinen Kinder, die „Tante“ zu mir sagen, kommen im Februar zum Übernachten. Alle beide. Zusammen. Find ich super, endlich darf ich im Arbeitszimmer aus Stühlen, Hockern, Sesseln und vielen, vielen Decken wieder eine Vorlesehöhle bauen! Das wird toll. Dann werden wir alle Kissen, die wir so im Wohnzimmer finden, in die Höhle schleppen und die künstlichen Kerzen anmachen, uns warm in kuschelige Wolldecken einpacken, zu Naschen gibt es klein geschnittenes Obst mit Nüssen während die Tante spannende Geschichten vorliest. Das wird mega!
Wenn das Wetter mit spielt gibt es einen Besuch im Naturwildpark Granat, Tiere füttern und an der frischen Luft spazieren gehen oder auf dem Spielplatz herum toben. Da kann die Tante wie ein gut gefüllter Klingelbeutel von Futterautomat zu Futterautomat tingeln, um ihr Kleingeld loszuwerden. Und sonst gibt es viel Vorlesen, malen, basteln, zusammen einen Film gucken, Frühstück mit Croissants und Nougatherztoast und sehr frühem Aufstehen am Sonntag. Sechs Uhr an einem Sonntagmorgen ist einfach nicht meine Uhrzeit – es lebe der Mittagsschlaf!
Ihr Kinderlein kommet! Ich freu mich drauf.
Grund Nr. 2: Ich lern was und das online.
Letztes Jahr im Frühjahr, als der Lockdown noch mal und noch mal und noch mal verlängert wurde, habe ich beschlossen, meinen Bonus, den mein Arbeitgeber mir für 2020 gezahlt hat, in meine persönliche Weiterbildung zu investieren. Blöderweise fielen die Kurse, die mich interessieren, entweder in Zeiträume in denen ich im Urlaub war oder aufgrund der immer noch andauernden Pandemie gleich ganz aus. So saß das Geld da und flüsterte mir immer mal wieder leise zu, daß die Summe doch auch für eine neue Kamera reichen würde …
Hmm. Kamera oder Weiterbildung? Letzteres gewann dann nach langer innerer Auseinandersetzung und so buchte ich zwei Kurse bei der IHK zu Themen, die mich schon lange interessieren und wo mein Wissen wahlweise rudimentär, veraltet oder schlicht nicht vorhanden ist: Personalwesen und Excel. Ja, genau. Excel. Die verhaßte Tabellenkalkulation. Ich kann damit schon recht viel – so im Vergleich mit den meisten anderen Menschen. Stoße aber in dem, was ich umsetzen will, immer öfter an die Grenzen meines Wissens und das will ich ändern. Einfach, um mir die tägliche Arbeit zu erleichtern. Gut, und weil ich knifflige Probleme liebe …
Ab Mitte Februar werde ich also zwei Mal die Woche abends vor dem PC sitzen und in einem Online-Seminar mein sehr rostiges Personalwissen auf den neuesten Stand bringen. Da bin ich sehr gespannt drauf, wie das so wird. Mein Arbeitgeber hält das für eine gute Idee, daß ich was dazu lerne, und übernimmt die Kosten dafür.
Was mich jetzt wieder zu dem Punkt bringt, ob ich mir eine neue Kamera kaufen soll oder doch nicht?
Grund Nr. 3: Echt guter Kundenservice!
Bei meinem letzten Besuch bei Frau Rabe hatte sie mich mit genommen in einen sehr niedlichen kleinen Laden (muss ich da jetzt Werbung dran schreiben oder nicht?), der unter anderem auch Tee verkauft. Von dort habe ich mir fünfzig Gramm eines Tees namens „Herrentoffee“ mit genommen, zum Probieren. Mit der Menge kann man nix falsch machen. Dachte ich. Und wie ich damit mal so außerordentlich daneben lag …
Denn der Tee ist richtig, richtig lecker. Der hat das Zeug, den seit fünfundzwanzig Jahren getrunkenen O’Connor’s Cream von Platz eins der aromatisierten Tees zu werfen. Richtig, mit fünfzig Gramm bin ich erwartungsgemäß nicht sehr weit gekommen. Obwohl ich mir den Genuß sorgfältig eingeteilt habe, dauerte es nicht lange bis mir in der Dose Leere entgegen gähnte. Jetzt bin ich nicht ganz dumm sowie recht versiert darin, die ein oder andere Suchmaschine zu bedienen. Kriegt man doch auch bestimmt hier irgendwo in der Nähe oder, noch besser, im Internet. Ja, ich bin überzeugte Internet-Einkäuferin. Aus Gründen.
Aber, Pustekuchen. Ich fand den Tee nicht. Es gibt zwar einen Herrentoffee eines Großhändlers, aber der isses nicht. Der kleine niedliche Laden hat leider keinen Internet-Shop, nichtsdestotrotz dachte ich mir „Fragen kostet nix“ und schickte eine Anfrage über das Kontaktformular, ob man mir den Tee gegen Erstattung der Portokosten vielleicht zusenden oder eine Bezugsquelle hier in der Nähe nennen könne.
Zwei Stunden später klingelte mein Handy. Vielen Dank für meine freundliche Nachricht und selbstverständlich könne man mir den Tee zusenden! Wie viel darf es denn sein, wie ist die Adresse und welcher Versanddienstleister passt besser? Die Rechnung kommt dann mit dem Tee, dann könne ich einfach überweisen. Da war ich, ehrlich gesagt, am Telefon so ziemlich geplättet. Und hab mich unglaublich gefreut. Weil ich diesen Service so nett und toll fand, möchte ich hier einfach ein wenig Werbung (für die ich nix gekriegt hab) für den Laden machen: wenn es Euch mal nach Bad Bramstedt verschlägt, stattet dem kleinen Ladengeschäft Tee & 1000 Ideen unbedingt einen Besuch ab!
Ein paar Tage später war das Päckchen mit dem Tee dann da und jetzt kann ich mich die nächsten Wochen daran erfreuen, den Tag mit einer Tasse Herrentoffee zu beenden.
Grund Nr. 4: Wieder schmerzfrei schreiben können.
Wie schon im Januar berichtet, verfüge ich über die Fähigkeit, blind mit dem Zehnfingersystem schreiben zu können. Was gerade etwas mühsam ist mit der Schiene an der Hand. Das geht zwar, allerdings habe ich festgestellt, daß ich eigentlich mit neun Fingern schreibe. Die Leertaste wird bei dieser Technik mit den Daumen bedient, ich nutze allerdings nur den rechten Daumen um Platz zwischen den einzelnen Worten zu schaffen.
Jetzt stocke ich nach jedem Wort. Weil ich bewußt mit dem linken Daumen die Leertaste betätigen muß. Abgesehen davon schreibt es sich auf meiner alten Tastatur einfach nicht gut. Trotz zugekaufter Handballenauflage habe ich nach zwei, drei Seiten Schmerzen in den Handgelenken. Tja, man wird halt älter. Früher konnte man auch auf jeder abgeranzten und platt gelegenen Schlafcouch tief und fest schlafen ohne sich am nächsten Morgen zu fühlen als wäre man im Schlaf um fünfzig Jahre gealtert. Heute fährt man mit eigenem orthopädischen Kopfkissen in den Urlaub und braucht ewig, um sich von einer durch gemachten Nacht zu erholen.
Wie dem auch sei, ich habe mir jetzt für das heimische Büro eine ergonomische Tastatur gekauft. Und wirklich ewig gesucht weil ich diese Tastaturen, die aussehen wie ein Bonsai-Gebirge ohne Begrünung, überhaupt nicht brauchen kann. Ich habe das ein paar Mal ausprobiert, ich kann da nicht drauf schreiben. Jetzt habe ich also eine Tastatur mit einem leicht kurvigen Layout ohne großartige Hügellandschaft und nach den ersten zwei Wochen bin ich so zufrieden mit dem Ding daß ich unsere IT-Abteilung genötigt habe, mir das Teil fürs Büro zu ordern. Dann kann die Alte dort endlich weg, bei der ich mittlerweile gut ein Viertel der Tasten so blank geschrieben habe, daß die Beschriftung futsch ist.
Ich freu mich drauf, demnächst im Büro damit vernünftig arbeiten zu können, auch mit dem doofen Schienending. Und zu Hause wieder längere Texte verfassen zu können ohne daß mit fiesen Schmerzen in Schulter oder Handgelenk bezahlen zu müssen. Ja, ich weiß. So lange wie meine Daumensehnen meinen, sie müssten mir den Dienst quittieren, sollte ich eigentlich gar nix an einer Tastatur verloren haben. Gibt mit Sicherheit noch eine Zeit nach der Sehnenscheidenentzündung, gell?
Fazit: Tja, wird wieder recht ruhig …
Ist immer noch Pandemie, so irgendwie. Ich hoffe einfach mal auf den Sommer und bis dahin versuche ich, mich mit den kleinen Annehmlichkeiten über Wasser zu halten. Auch diese Katastrophe wird irgendwann vorbei gehen und dann kann ich mich neu ordnen, bis dahin hangel ich mich halt durch die Wochen und Monate. Mehr als die Gegebenheiten zu nehmen wie sie kommen kann ich ohnehin nicht.
Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende. In diesem Sinne: paßt auf Euch auf da draußen, bleibt mir gesund in diesem Februar und laßt die Ohren nicht hängen. Irgendwann kommt die Zeit nach Corona.