Klopf. Klopf. Der Advent steht vor der Tür.

Und die letzten Jahre habe ich dem armen Kerl einfach nur entnervt die Türe wieder vor den Kopp geknallt. Hab ich auch kein Problem mit. Der Advent steht vor der Tür und ich bin die Grinchtante, die ihm den Zutritt verweigerte. Denn die weihnachtliche Zeit und ich, wir haben ein sehr gespaltenes Verhältnis. Wir sitzen sozusagen schon seit Jahren beim Paartherapeuten auf der Couch und schweigen uns wahlweise ins Gesicht oder spucken einander Gift und Galle vor die Füße. Ich hab zwei Herzen, die in punkto Weihnachten in meiner Brust schlagen.

Ich mag Weihnachten. Echt jetzt.

Auf der einen Seite mögen wir uns. Das ist die schöne Seite in mir, die Weihnachten toll findet. Diese Seite steht auf Kerzenlicht. Sie mag den Geruch von Zimt und frisch gebackenen Plätzchen. Weihnachtskarten basteln und mit viel Liebe Geschenke für Herzensmenschen aussuchen oder gar selber herstellen machen ihr Freude. Zusammen über den Weihnachtsmarkt schlendern wo es nach Glühwein und leckerem Essen riecht. Einen ganzen Tag damit zu verbringen die liebevoll ausgesuchten oder selbst gemachten Geschenke kunstvoll einzupacken. All das, was die Vorweihnachtszeit so schön macht.

Ich bin der Grinch. Oder nah dran.

Die andere Seite hingegen kriegt die Pimpernellen und wird zum Grinch wenn Ende August die ersten Weihnachtsmänner aus Schokolade und Zimtsterne in den Supermarktregalen auftauchen. Ich weiß, ich weiß. Niemand kauft das Zeug. Deswegen legen die Händler das da hin. Weil es ja niemand kauft. Pft. Spätestens wenn der Grinch in gefühlt jedem Laden mit „Last Christmas“ beschallt wird während draußen noch der goldene Oktober in voller Kraft vor sich hin leuchtet liegt die Lust auf Weihnachtszeit im harten Zweikampf mit dem Grinch. Von dem Konsumterror um das „schönste, beste, teuerste, dämlichste, nutzloseste“ Geschenk ganz zu schweigen.

Weihnachtsfreundin versus Grinch. Sieg nach Punkten?

In den letzten Jahren hat das Grinchherz in meiner Brust immer mehr die Oberhand gewonnen. Weihnachten ging mir auf die Zwiebel. Durchgängig von September bis zum bitteren Ende. Mir gehen die Fragen danach was ich gekauft haben möchte auf den Sender, mir geht das Gedudel auf die Nerven, bei marktschreierischer Werbung gehe ich an die Decke und die Tatsache daß man sich ab November nach Feierabend in keinem Laden mehr bewegen kann ohne angerempelt und umgerannt zu werden zerkrümelt mir den letzten Geduldskeks.

Ich möchte doch einfach nur eine nette Vorweihnachtszeit. Niemand ist gerne Grinch. Gut, fast niemand. Ich kenne mindestens eine Ausnahme, die mir jedes Jahr Weihnachten wieder erzählt daß früher das Weihnachtsfest doch viel besser, schöner, toller war und weil das heute alles so scheiße ist boykottieren wir Weihnachten. Na denn, kann man machen. Möchte ich aber nicht. Wie gesagt, niemand ist doch gerne Grinch. Auch ich nicht. Ich nehme mir ja schon seit Jahren vor, mir Weihnachten zurück zu erobern und es aus den Händen gieriger Kapitalisten zu befreien. Alle Jahre wieder eben.

Der Advent in den Jahren zuvor.

Das hat die letzten Jahre nicht wirklich gut funktioniert. Letztes Jahr stand der Adventskranz auch erst nach dem die zweite Kerze angezündet werden durfte. Adventskranz ist jetzt auch nicht das richtige Wort für das, was ich auf den Tisch gestellt habe. Auf dieses traditionelle Baumkranzdings mit roten Kerzen und Flitter stehe ich nicht so. Mein Adventskranz ist mehr so ein abstraktes Ding mit vier Kerzen. (P.S.: wenn Ihr etwas Tolles für den Advent sucht was eben nicht der klassische Kranz sein soll, dann schaut mal bei Fabulatoria, Fee oder Gelbkariert vorbei!). Kekse gebacken habe ich gar nicht und der Plan mit meinen selbst gemachten Weihnachtskarten blieb auch genau das, nämlich ein Plan. Stattdessen habe ich mir entnervt den Kopf darüber zerbrochen was mir meine Familie und Freunde denn kaufen könnten und das einzige Geschenk, das ich selber gemacht habe, war die Strickjacke für meinen Vater. Und wie jedes Jahr war ich heilfroh daß der Spuk am 27.12. wieder vorbei war.

Und jetzt wird alles anders.

Dieses Jahr stehen die vier Kerzen schon seit ein paar Tagen auf dem Tisch. Ursprünglich hatte ich geplant ein paar tolle Halter aus Blitzzement zu gießen und sie mit ein bißchen Weihnachtsflitter in schwarz und silber zu dekorieren. Nun ja. Ich habe fleißig mit Blitzzement Teelichthalter gegossen. Allerdings habe ich nicht die richtigen Formen dafür gefunden. Also mußten die kleinen Gläser vom letzten Jahr wieder ran. Jetzt steht mein Adventskranzding in ganz schlicht auf dem Tisch.

Der Advent steht vor der Tür

Das Werkeln mit Blitzzement hingegen macht mir unheimlich viel Freude. Mehr noch, generell macht mir das Basteln und in Ruhe vor mich hin frickeln gerade unglaublich viel Spaß. Der Fernseher bleibt aus, manchmal mache ich mir dabei ein Hörbuch an oder es ist einfach nur still. Gut, so still wie es mit einem Cookie im Haushalt eben sein kann. Ich habe keinen Bock mehr darauf in der Vorweihnachtszeit Wunschzettel zu verteilen damit Freunde und Familie was haben was sie mir kaufen könnten. Ich will dieses stumpfe Gekaufe nach Liste nicht mehr. Bämm. Ich werde meinen Liebsten auch nichts mehr im klassischen Sinne kaufen. Habe ich echt keinen Nerv mehr zu. Stattdessen will ich Dinge verschenken in denen Herzblut, ganz viel Überlegung und Zeit steckt. Die man eben nicht an jeder Ecke kaufen kann.

Ich möchte dieses Jahr Plätzchen backen und Weihnachtskarten verschicken. So ganz altmodisch mit der Post. Ich werde nicht durch Geschäfte hetzen oder mein Geld einer Firma in den Rachen werfen, die in Deutschland nicht einen Cent Steuern bezahlt und ihre Mitarbeiter schäbig entlohnt. Ich werde eine ruhige Adventszeit haben mit Kekse backen, viel Basteln, was man neuerdings DiY nennt, Kerzenlicht und Kakao mit Zimt. Nur „Last Christmas“ und ich, wir werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Auch nicht mit Paartherapie.

Morgen dürfen wir die erste Kerze anzünden und ich wünsche Euch allen eine ebenso schöne, ruhige und besinnliche Vorweihnachtszeit!

Der Advent steht vor der Tür

10 Gedanken zu „Klopf. Klopf. Der Advent steht vor der Tür.“

  1. Ach je…
    Ich habe ja mittlerweile so meine ganz eigenen Regale. Das das Weihnachtszeug so früh in den Regalen steht, stört mich nicht. Entweder ich hab Bock drauf und dann kauf ich auch was oder eben nicht. Sowas kann ich prima ignorieren.
    Das die Weihnachtsmärkte so früh anfangen, finde ich super. Ich mag nämlich Weihnachtsmärkte. Genau gesagt: unseren Weihnachtsmarkt. Und da ich nur einen Schritt davon entfernt wohne, hab ich eh ständig den Duft in der Nase, sobald ich die Fenster öffne und das Gedränge stört mich höchstens, wenn ich fix durch die Stadt zum nächsten Termin muss…
    Ich glaub, ich bin da inzwischen ganz entspannt. Geschenkestress hab ich nicht. Einmal mangels Familie und im Freundeskreis haben wir schon seid Jahren die Verabredung, geschenkt wird nix, wie bekochen uns gegenseitig.. das klappt prima.

    Ich muss aber auch sagen: spätestens am 27. Dezember fliegt hier alles Weihnachtliche raus. Bis zum nächsten Jahr reicht es dann und von mir aus könnte es dann auch umgehend wieder Frühling werden. Den Januar und Februar hasse ich nämlich wie die Pest 🙂

    1. Guten Morgen Haydee,

      ignorieren im Sinne von „Nicht kaufen“ kann ich das auch ganz hervorragend. Für mich ist das einfach nur ein weiteres Symptom dafür das Weihnachten mittlerweile die heilige Kuh der Menschen geworden ist, die unser Geld haben möchten. Und es paßt halt einfach nicht im T-Shirt bei spätsommerlichen Temperaturen Zimtsterne zu essen. So irgendwie.

      Ob ich jetzt einen Weihnachtsmarkt vor der Türe brauche? Bei meinem Glück steht dann der Fischräucherstand unterm Fenster 😀

      Das mit dem Schenken in der Familie und stattdessen etwas Schönes zusammen machen versuche ich seit Jahren in meiner Familie durch zu boxen. Keine Chance. Bei mir ist der ganze Spuk auch Silvester wieder verschwunden, allerdings mag ich den Januar und den Februar gut leiden. Zum einen weil man langsam merkt daß es wieder länger hell wird und zum anderen weil die mich selten enttäuschen und knackig kalt daher kommen. Ich mag knackig kalt und Winterspaziergänge 😉

      Liebe Grüße,
      Mirtana

  2. Also ich mag Weihnachten. Mir geht es wie Haydee und kann die Weihnachtssachen gut ignorieren, bis es für mich an der Zeit ist. Ich liebe die Weihnachtsdekorationen, Weihnachtsmärkte und etwas Schönes zu verschenken. Mittlerweile gelingt es mir immer besser, mir keinen Stress zu machen. Dafür bin ich dann zwar immer auf den letzten Drücker, aber egal. Wir haben nur eine kleine Familie, so dass das auch eher stressfrei ist. Mit den Patenkindern schmücke ich immer ihren Weihnachtsbaum, das ist eine kleine wunderbare Tradition geworden, genau wie ein lustiges Wichteln mit Freunden am zweiten Weihnachtstag. Zwei Mal waren wir schon über Weihnachten im Urlaub (in der Sonne) und das habe ich auch sehr genossen. In den folgenden Jahren habe ich mich dann aber auch umso mehr auf die Weihnachtszeit gefreut.
    Ganz liebe vorweihnachtliche Grüße, Kirsten

    P.S. Danke fürs Verlinken!!!

    1. Huhu Kirsten,

      Dein Weihnachten klingt in der Tat sehr schön und entspannt. So möchte ich mein Weihnachten auch haben 😉

      Aber Weihnachten in die Sonne fahren? Ich glaube, das wäre nicht so meins. Ich würde vermutlich eher in den Norden fahren wo es kalt ist und schneit. Das ist eigentlich gar keine so schlechte Idee fürs nächste Jahr. Weihnachten im Schnee, am besten eine Blockhütte mit ohne Nachbarn drum rum.

      Liebe Grüße,
      Mirtana

      P.S.: Nichts zu danken, nicht dafür <3

  3. Hallo Mirtana,

    ich bin ein Weihnachts-Mensch, aber auch nicht um Biegen und Brechen. Die Stimmung ist auch bei mir nicht immer da…. Heute habe ich zum Beispiel keine Lust zu schmücken – obwohl ich es mir in Anbetracht des kommenden 1. Advents fest vorgenommen hatte. Da mache ich mir jetzt aber auch keinen Kopf, der Rest wird dann morgen gemacht!

    Vor Jahren hatte ich echte Mengen an Deko, heute würde ich sagen, das war ein Overload. Ich setze heute nur noch Akzente.

    Und zu Geschenken, jawoll – ich mache Geschenke innerhalb der Familie (Kinder ausgeschlossen) selbst. Dieses Jahr gibt es Limoncello, ich liebe Geschenke aus der Küche.

    Und Last Christmas kann ich auch nicht mehr hören…

    Liebe Grüße, Bee

    1. Hi Bee,

      ich habe es generell nicht so mit Deko. Zum einen habe ich da nicht das Händchen für … Oder zählt überall Kerzen verteilen als dekorieren? Und zum anderen auch nicht den Platz, sprich Fläche wo ich was hinstellen könnte. Auf meinen Fensterbänken drängeln sich die Sukkulenten, auf unserem Wohnzimmertisch steht immer irgendwas Drapiertes mit Kerze und natürlich habe ich überall Fotos an der Wand, darunter sehr viele analog aufgenommene. Und das war es dann auch schon.

      Ich werde auch selbstgemachte Geschenke oder einfach Zeit verschenken. Weil ich das schön finde. Und „Last Christmas“ wäre das erste Lied das ich auf den Index packen würde wäre ich Königin von Deutschland 😛

      Liebe Grüße,
      Mirtana

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