Monatsliebe Januar: Fünf vor Zwölf – alles auf Anfang.

Man soll das Neue Jahr nicht mit Programmen
beladen wie ein krankes Pferd,
wenn man es all zu sehr beschwert,
bricht es zu guter Letzt zusammen.

Je üppiger die Pläne blühen,
um so verzwickter wird die Tat.
Man nimmt sich vor, sich schrecklich zu bemüh’n
und schließlich hat man den Salat.

Es nützt nicht viel, sich rot zu schämen,
es nützt nichts und es schadet bloß,
sich tausend Dinge vorzunehmen.
Lasst das Programm und bessert euch drauflos.

– Erich Kästner –

Ich weiß. Ich wiederhole mich, das Gedicht habe ich nicht zum ersten Mal einem Post vorangestellt. Weil ich es einfach mag. Erst recht in Jahren, in denen mir der Jahreswechsel herzlich egal ist, das Datum stellt sich schließlich auch ganz ohne mein Zutun um. Es hat sich mir noch nie wirklich erschließen wollen, warum ab dem ersten Januar plötzlich alles besser werden soll. Eben so wenig leuchtet mir ein, warum Menschen im Januar plötzlich das Joggen für sich entdecken und glauben, es wäre eine super Idee, an einer unbeleuchteten Straße ohne Bürgersteig dieser neu entdeckten Leidenschaft nachgehen zu müssen. Und das in schwarzer Kleidung ohne Reflektoren … Mal gucken, wie viele dieser Darwinisten mir dieses Jahr wieder fast vors Gefährt joggen.

Die regen sich dann immer so schön auf über den Auto- oder Fahrradfahrer, der kaum eine Chance hatte, die schwarz gewandeten Neujahrsvorsätze, die auf der Fahrbahn hoppelnd ihrem Weihnachtsspeck an den Kragen wollen, im winterlichen Dunkel rechtzeitig zu erblicken. Bisher habe ich Glück gehabt und keinen dieser Todeswunsch-Kandidaten umgefahren und ich drücke mir die Daumen, daß das dieses Jahr auch so bleibt. Spätestens Mitte Februar ist der Spuk zum Glück wieder vorbei und die guten Vorsätze beziehungsweise die Laufschuhe sind in der Versenkung verschwunden.

Das alte Jahr endete hier mit Corona. Nachdem ich seit 2020 diesem Virus durch die Finger schlüpfen konnte, hat es mich am Ende doch erwischt. Und noch mal brauche ich das wirklich nicht. Die Weihnachtsfeiern waren damit für mich gestrichen. Timing? Können wir hier. Andererseits habe ich einfach von zu Hause aus gearbeitet und es ist sehr erstaunlich, was man alles geschafft bekommt wenn man nicht ständig gestört wird. Alleine die ganzen nervigen Anrufe von Headhuntern, die mir irgendwelche dämlichen Stories erzählen, und Menschen, die ihren Krempel verkaufen wollen, die ich im Home Office nicht hatte? Gold wert.

Der Dezember entwickelt sich bei mir immer mehr zum unbeliebtesten Monat des Jahres. Und nicht nur, weil ich im vergangenen Jahr dank Corona weder Motivation noch Bedürfnis hatte, eine Kamera, egal welche, in die Hand zu nehmen oder mittels Tastatur Texte entstehen zu lassen. Nun, jetzt ist er vorbei, dieser mir so unbeliebte Monat. Ein frisches Jahr steht verheißungsvoll in den Startlöchern, das Alte kann dann weg. Mal sehen, was der erste Monat des neuen Jahres so an Annehmlichkeiten mit sich bringt.

Grund Nr. 1: Es kommt Übernachtungsbesuch.

Das große Kind kommt zum Übernachten zu uns. Gewünscht ist ein Ausflug ins Kino und Sushi essen. Ja, genauso habe ich auch geschaut als ich von der Vorliebe des Großen für in Reis eingerollten Fisch erfuhr. Erwartet man eher nicht, daß ein Kind bereits einen dermaßen teuren Geschmack entwickelt. Ist halt ein Feinschmecker. Dann geht die Tante mit dem Kind ins Kino und danach zum Japaner. Gut, daß es dort auch andere Dinge auf der Speisekarte gibt, die Tante ist nämlich nicht unbedingt ein Fan von Sushi. Mal gucken, ob der Große und ich dann noch dazu kommen, bei uns Minecraft zu zocken. Richtig, die Tante zockt Minecraft. Manchmal zusammen mit Kind, meist jedoch alleine. Ist das Praktische an diesem Erwachsen sein: niemand sagt mir, daß ich meine Spielkonsole nach der vereinbarten Bildschirmzeit ausmachen muß …

Grund Nr. 2: Falling in Love with Jane.

Der beste Cookie vonne ganze Welt hat mir zu Weihnachten eine wunderschöne Gesamtausgabe von Jane Austens Werk geschenkt. In englisch, natürlich. Die jetzt darauf wartet, gelesen zu werden. Wer hätte das gedacht, die Betreiberin dieses Blogs, deren Romantiklevel für gewöhnlich weit unter normal Null herum dümpelt, auf Jane Austen steht? Was soll ich sagen, ich habe einfach ein Herz für klassische Literatur. Muß was mit meinem Faible für Geschichte zu tun haben.

Grund Nr. 3: Der Neue.

Nachdem mein alter Laptop noch mit Windows 10 läuft, für das es in absehbarer Zukunft keine Sicherheitsupdates mehr geben wird, und das Schätzchen die Voraussetzungen für Windows 11 nicht erfüllt (auch so ein Thema, über das ich mich seitenlang aufregen könnte …), mußte ein neues Gerät her. Da wir in der Firma regelmäßig die Hardware tauschen müssen und sich so im Laufe des letzten Jahres das ein oder andere Gerät angesammelt hatte, haben wir kurzerhand die Altgeräte unter der Belegschaft verlost. Bevor wir Geräte, die noch funktionieren, einfach weg werfen … Und ich habe eines der Notebooks gewonnen und das Teil erfüllt die Voraussetzungen für Windows 11. Also hat mir Cookie, mein hauseigenes WizKid in punkto IT, das Gerät mit Betriebssystem versorgt …

Und jetzt sind der Gerät und ich auf dem Weg, uns anzufreunden. Denn eigentlich mag ich das überhaupt nicht, neue Geräte – egal ob Rechner, Tablet, Handy oder was auch immer – in Betrieb zu nehmen. Das dauert immer gefühlte Ewigkeiten, bis alles auf dem neuen Gerät ist, was mir das Leben auf dem Alten so schön einfach gemacht hat … Ich bin in der Hinsicht ein echtes Gewohnheitstier und scheue neue Hardware. Deswegen habe ich mein Smartphone bereits seit fünf Jahren und schiebe den Austausch vor mir her.

Statt also ein neues Notebook zu kaufen, versuche ich es mit dem gewonnenen Gerät. Denn das Display ist kleiner als mein altes und die Tastatur hat keinen Nummernblock. Mal schauen, ob das für mich funktioniert. Ich bin in der Lage, Texte mit zehn Fingern blind zu schreiben in einer Geschwindigkeit, die schon recht formidabel ist. Was allerdings weniger formidabel ist: meine Fertigkeiten, Zahlen über die Zahlenreihe einzugeben. Ich nutze lieber den Nummernblock, den ich ebenfalls blind sowie in formidabler Geschwindigkeit bedienen kann. Mal sehen, ob ich privat auf den Nummernblock verzichten kann … Immerhin, da das Teil im Gesamten viel kleiner ist als mein altes Gerät, bringt es auch wesentlich weniger Gewicht auf die Waage. Oder, genauer gesagt, auf meine Beine. Denn meist sitze ich mit dem Notebook auf dem Schoß in diversen Sesseln oder der Couch herum.

Oder, anders gesagt: einen neuen Laptop kann ich mir immer noch kaufen, sollte ich mit dem gewonnenen Teil so gar nicht klar kommen.

Grund Nr. 4: Jetzt geht es endlich los.

Ich habe mich bereits letztes Jahr für ein Programm namens “RV Fit” angemeldet. Hier bei einem örtlichen Anbieter für Reha-Sport. Läuft über die deutsche Rentenversicherung und kostet nichts. Nachdem die Eingangsuntersuchung und das Einführungsseminar durch war, hat mir ein netter Therapeut anhand der Ergebnisse (hey, immerhin habe ich eine überdurchschnittlich gute Balance, wenn der Rest schon unterirdisch ist …) ein Training zusammen gestellt und mir fast zwei Stunden lang erklärt, was ich an welchem Gerät und warum tun soll. Hoch motiviert und mit Vorfreude auf den ersten Termin hat mich dann erst einmal Corona aus der Bahn geschossen. Und so mußte ich die bereits vereinbarten Termine absagen weil wegen krank und ansteckend.

Dafür geht es jetzt im Januar richtig los. Und ich freue mich darauf. Ja, ist ein wenig blöd, daß der Start jetzt mit den Neujahrsvorsätzen zusammen fällt. Ich spekuliere einfach mal darauf, daß das in einer Reha-Einrichtung nicht die Ausmaße annimmt wie in normalen Fitness-Studios. Bin dafür sehr gespannt, wie ich zwei Mal Sport die Woche in meinen Alltag eingebaut bekomme.

Grund Nr. 5: Eine Youtube Empfehlung.

Nicht so sehr etwas, worauf ich mich freue. Sondern mehr eine Entdeckung der letzten Tage, über die ich mich immer noch freue und die ich Euch ebenfalls ans Herz legen möchte: den Youtube Kanal von Peter Santenello. Die Videos dort geben einen wunderbar vielfältigen Einblick in USA und mir gefällt daran, daß er zum einen wenig politisch unterwegs ist und zum anderen seine Interview-Partner nicht abwertet. Oder versucht, sie auf eine gewisse Art darzustellen. Egal ob er bei den Amish, den Mormonen, im Grenzgebiet zu Mexiko, diversen Reservaten oder wo und mit wem immer unterwegs ist, er verhält sich respektvoll und wertet nicht. Finde ich herrlich erfrischend und ich habe eine Menge über die vielfältigen Seiten der USA gelernt.

Schaut da mal rein, es lohnt sich.

Fazit: Wird schon werden.

Das Schlimmste liegt immerhin hinter mir: endlich werden die Tage wieder länger. Vermutlich noch nicht wirklich spürbar, doch das Wissen darum reicht mir. Wird ein guter Monat, dieser Januar. Drückt mal die Daumen, daß unser Beschleunigungsmonster ohne Probleme die TÜV-Plakette für die nächsten zwei Jahre bekommt. Das wäre der einzige Dämpfer, den dieser Monat für mich mit bringen kann. Zumindest einer, den ich absehen kann. Welch kleine oder großen Katastrophen sich im Januar verbergen? Das wird sich zeigen.

Und, bei Euch so? Team gute Vorsätze oder eher nicht? Wünsche Euch auf jeden Fall ein gutes Jahr 2024. Bleibt gesund, neugierig und von Katastrophen verschont.

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