„Hört der Wahnsinn denn gar nicht mehr auf?“ war zumindest eine der Fragen, die mich die letzten Wochen umtrieb. Da dachte ich, wir kämen in punkto Pandemie endlich mal in navigierbare Fahrwasser und was ist? Nix ist. Im Gegenteil, gefühlt hat jeder zweite aktuell Corona, wir lassen alle Maßnahmen sausen im April und klar, Impfpflicht geht nicht wegen Papiermangel. Da fällt einem doch der Kit aus der Brille … Tja, willkommen im Land der analogen Bürokratisierung. Aber Hauptsache, wir haben einen Freedom-Day und die Schwurbler können endlich wieder ohne Maske im Supermarkt vor sich hin husten. Super.
Während wir nach zwei Jahren Pandemie immer noch ziemlich planlos herumeiern, meint der freundliche Diktator von fast nebenan, jetzt wäre es mal an der Zeit, seine Nachbarn zu „entnazifieren“. Und plötzlich haben wir Krieg. In Europa. Keine zwei Flugstunden entfernt. Während woanders Menschen in U-Bahnhöfen Schutz suchen müssen, jammern wir weil der Spritpreis plötzlich ungeahnte Höhen erreicht und kaufen, mal wieder, wie die Bekloppten Mehl. Und Sonnenblumenöl. Nebenbei fällt uns auf die Füße, was wir die letzten zwei Jahrzehnte in punkto sauberer Energie schlichtweg verpennt haben und müssen uns recht unangenehmen Tatsachen stellen. Und als wäre das noch nicht erschreckend genug, kommen jetzt die Corona-Schwurbler in Form von Putin-Verstehern aus ihren Löchern gekrochen und verbreiten munter den Stuß, den sie irgendwo bei den alternativen Medien aufgeschnappt haben.
Ehrlich, das macht gerade alles keinen Bock. Eigentlich wollte ich mich auf den vergangenen März freuen. Auf meinen Urlaub, auf meine Fortbildung, auf die ersten Anzeichen von Frühling … Uneigentlich hatte ich keine Lust, öffentlich kundzutun, was mich in meinem kleinen Leben im letzten Monat erfreut. Wenn es nach mir ginge, dann fiele ich in einen langen Schlaf und wenn ich erwachte, dann hätte die Welt ihren Verstand wieder gefunden.
Wenn das mal so einfach wäre. Nun, jammern bringt da nix. Außer schlechter Laune. Bevor mich die schlechte Laune in ein schwarzes Loch kippt und mir Dreck auf den Kopf schaufelt, schaue ich einfach in meinem kleinen Leben nach vorne und konzentriere mich auf die Dinge, die mir im April helfen, weiter zu strampeln und den Kopf oben zu halten.
Grund Nr. 1: Der neue fahrbare Untersatz.
Wie jetzt? Neuer Untersatz, auch noch vom Arbeitgeber? Und dann nicht einfach irgendeinen, sondern was wirklich Stabiles. In Deepskyblue Glossy. Wer denkt sich eigentlich diese schrägen Farbnamen aus? Er kommt mit der Möglichkeit einen Einkauf zu transportieren und verfügt über die wunderbare Eigenschaft, überall einen Parkplatz damit zu finden. Ohne Parkgebühren bezahlen zu müssen.
Nein, offenbar also kein Auto. Was soll ich mit einem Dienstwagen? Bei dem bißchen Arbeitsweg von gerade mal fünf Kilometern sprengt das dezent die Definition von „Overkill“. Ich bekomme also nix mit vier Rädern, sondern mit zwei. Auch kein Motorrad – fände ich zwar sehr geil, aber nein. Es wird ein Fahrrad. Genauer gesagt, ein Pedelec. Mein Arbeitgeber bietet Dienstradleasing an und die Idee fand ich gut, also habe ich mich dafür angemeldet und bekomme Anfang April meinen neuen fahrbahren Untersatz. Glaube, darüber werden wir uns hier noch mal ausführlicher unterhalten.
Grund Nr. 2: Die Motorradsaison startet!
Bleiben wir bei den fahrbaren Untersätzen mit zwei Rädern. Es ist nicht nur offensichtlich Frühling, es wird auch höchste Zeit das Schwänchen für die kommende Saison fit zu machen. Endlich wieder Motorrad fahren. Hach und Seufz.
Doch bevor sorgenfreies Fahren dran ist erwartet das Schwänchen erstmal eine gründliche Inspektion und Wartung. Was bei der verkleideten Maschine wohl nicht ganz so einfach ist, um an diverse Teile zu kommen muß das Kleidchen runter.
Handbuch vorhanden? Check. Technisch versierter Mann zur Hand? Check. Motivation meinerseits? Aber immer doch. Check. Also runter mit dem Kleidchen, raus mit alten Flüssigkeiten, rein mit frischen und dann putzen, putzen, putzen. Gut, das putzen werde ich hinkriegen … Der Rest wird vermutlich mehr so aussehen: Cookie schraubt, Frau Mirtana steht interessiert im Weg herum und weiß dafür, wo Cookie welches aktuell vermisste Werkzeug vor fünf Minuten abgelegt hat. Hauptsache, daß Schwänchen und ich starten frisch gewartet und gewienert in die neue Saison. Mopedfahren! Hach und Seufz.
Grund Nr. 3: Frau Mirtana wird zertifiziert.
Mein Online-Lehrgang „Grundlagen Personalwesen“ neigt sich Anfang April dem Ende zu. Und obwohl es wirklich schon eine Hausnummer ist, nach acht Stunden Arbeit noch drei Stunden vor dem PC zu sitzen und möglichst aufmerksam zu sein, hat es mir jede Menge Spaß gemacht. Abgesehen davon habe ich eine Menge gelernt und ich finde, lernen kann nie verkehrt sein. Drückt mir also mal die Daumen nächste Woche, da ist die Abschlußprüfung.
Damit ich mit dem Lernen nicht aus der Übung komme, folgt dann Ende April direkt die nächste Schulung. Zu einem Thema, oder, besser gesagt zu einem Programm, was man entweder haßt oder liebt: Tabellenkalkulation. Richtig, ich gehöre zu denjenigen, die das lieben. Und damit ich demnächst auch viel komplexere Probleme damit lösen kann, drücke ich noch mal die Schulbank. Ich freu mich.
Grund Nr. 4: Kirschblüte!
In der Seitenstraße geben die Bäume schon ganz schön Gas. Dürfte sich nur noch um ein paar Tage handeln bevor die Bäume sich in ein zartrosa Kleid hüllen, deren Anblick mir jeden Morgen und Abend auf dem Arbeitsweg ein dickes Lächeln ins Gesicht zaubert. Wenn mir nicht ständig irgendwelche Insta-Girls mit Smartphone im Gesicht vor den fahrbahren Untersatz rennen würden … Doch auch die können mir nicht die Freude daran nehmen, wenn für ein paar Tage bis zwei Wochen die Straße in zartem Pink erstrahlt.
Grund Nr. 5: Kann sie endlich wieder stricken?
Nach einer freundlichen Folter mittels Spritze direkt ins Sehnenfach klingt die vermaledeite Sehnenscheidenentzündung, die mich seit Ende November nervt, allmählich ab. Und vor lauter Euphorie darüber habe ich mir erstmal neue Fachlektüre gegönnt. In der Hoffnung, mir im April neue Techniken beizubringen mit deren Umsetzung dann ich dann vorzeigbare zwei- oder gar mehrfarbige Ergebnisse mit Nadel und Wolle zu kreieren gedenke.
Immerhin, die Wolle lagert schon ein gutes halbes Jahr hier und wartet geduldig auf ihren Einsatz. Bleibt abzuwarten, wie häufig das Strickzeug durch den Raum fliegt weil ich es nicht auf die Kette kriege. Cookie erinnert sich mit Grausen an meine ersten Versuche, ein Paar Socken zu stricken … Egal, da muss er jetzt durch. Apropos Socken, da wären noch zwei Bestellungen von Kindern, die abzuarbeiten sind.
Und sollte das mit dem Stricken gar nicht klappen, dann les ich halt „Zwei rechts, zwei links“ von Ebba D. Drolshagen. Kleiner Geschichtsausflug kann ja auch nicht schaden.
Fazit: Wird arbeitsreich, der April.
Hab ich mir ja ordentlich was vorgenommen mit dem Umstieg auf den Drahtesel, dem Aufwecken des Schwänchens aus dem Winterschlummer, viel lernen und, hoffentlich, schmerzfrei neue Dinge stricken. Besser viel zu tun haben als Däumchen drehen und an einer aus den Fugen geratenen Welt zu verzweifeln.
Und, wie sehen Eure Pläne für diesen April so aus?