Der September ist vorüber. Die letzten zaghaften Umarmungen des Spätsommers klingen noch ein wenig nach und im Rückblick war es ein richtig guter Monat. Mein Trip mit dem Motorrad nach Weimar hat mir eine wunderbare Zeit geschenkt. Mit dem Brummen meiner Maschine, vielen schönen kleinen Strecken durch Dörfer und Landschaft, Raum für das Alleine sein sowie Kultur und den eigenen Horizont erweitern. Genossen habe ich „Downton Abbey 3“ in meinem Lieblingskino und die zweite Staffel „Wednesday“ auf meiner Couch. Liebe Menschen wieder gesehen, die ich viel öfter besuchen möchte. Entdeckt habe ich die Reihe „Thursday Murder Club“. Und auch wenn die Kommunalwahlen enttäuschende Ergebnisse hier in Gladbeck gebracht haben, mit viel Zuversicht zusammen mit anderen Menschen Gedanken, Ideen, Pläne ausgetauscht, was wir die nächsten fünf Jahre angehen wollen.
Nun beginnt der Oktober, der mir liebste Monat, der mich morgens mit knackig kühlen Temperaturen begrüßt wenn ich zur Arbeit radle. Die Bäume beginnen bereits, ihre bunten Kleider aus dem Schrank zu kramen, Kastanien liegen auf dem Bürgersteig, die Tage werden kürzer und endlich bricht die Zeit an, in der ich mich auf wärmende Suppen und dampfende Eintöpfe freuen kann. Wie ich nicht müde werde zu erwähnen: ich bin einfach Team Herbst. Und ich bin so was von bereit für Herbst, bereiter geht nicht. Es gibt so einiges, worauf ich mich diesen Oktober freue.
Grund Nr. 1: Langes Wochenende in Franken.
Gleiche Prozedur wie letztes Jahr? Gleiche Prozedur wie jedes Jahr. Herbsttreffen in Franken steht vor der Türe. Mopedleute treffen. Wobei ich mich, angesichts der kühlen Temperaturen, dazu entschlossen habe, das Schwänchen in der Garage zu lassen und mit dem Auto anzureisen. Angesagt sind um die zwölf Grad. Grund genug für mich, dieses Jahr die Weichei-Karte zu ziehen. Ich fahre prinzipiell bei jedem Wetter, die Aussicht auf vierhundert Kilometer bei den Temperaturen finde ich allerdings weniger verlockend. Spätestens nach anderthalb Stunden hab ich einfach Eisfüße. Selbst wenn ich Wollsocken über die Baumwollstrümpfe ziehe.
Mit gefühllosen Tiefkühlfüßen Schalt- und Bremshebel bedienen? Keine so gute Idee, mir geht da, gerade beim Bremsen, das Gefühl für die richtige Dosierung verloren. Dazu noch Blätter auf der Straße und der Dreck, den Traktoren vom Feld auf den Asphalt schleppen? Mit Pech kommt noch Regen dazu und dann wird das ganze zur ungemütlichen Zitterpartie. Nö, dann lieber gemütlich mit der Dose anreisen. Immerhin habe ich mir für den Trip die Firmen-Laura ausgeliehen, mit Automatik fährt es sich im Stau entspannter als mit unserem Beschleunigungsmonster. Wo mir nach längeren Staufahrten gerne mal der Kupplungsfuß schmerzt.
Grund Nr. 2: Ich hab Herbstferien. Und Urlaub!
Wie, schon wieder Urlaub? Ja, und ich finde das kein bißchen unverschämt. Streng genommen habe ich zwar Urlaub, allerdings nehme ich die Kinder meines Geschwisters für eine Woche mit in den Schwarzwald. Man könnte also sagen, die Kinder haben Urlaub und die Eltern kinderfrei. Ob das für mich Urlaub im Sinne von Erholung wird? Das wird sich noch zeigen. Allerdings bin ich Profitante, ich hab im Anschluß noch zwei freie Tage, die ich erfahrungsgemäß mit Schlafen verbringen werde.
Mittlerweile ist es zum dritten Mal, daß ich die Zwei mit in den Urlaub nehme. Die Jahre davor ist das gut gegangen. Für die Kinder, lädiert hat es meist mich. Entweder bin ich irgendwo auf einem Schotterpfad auf die Nase gefallen, mir wurde eine Tür ins Gesicht gedonnert, ich habe im Pool Spielzeug ins Auge bekommen oder ein Kinderellenbogen hat sich des Nachts in meine Rippen gebohrt. Ob mir dieses Jahr die blauen Flecken als Reisesouvenir erspart bleiben? Ein kleiner Preis für ein paar Tage Spaß mit meinen Lieblingskindern. Ich freue mich ganz unglaublich auf diese Woche Herbstferien auf dem Bauernhof, die Zwei sind einfach super. Und ich bin ein klitzekleines bißchen stolz auf das Vertrauen der Eltern, daß ich das als kinderlose Frau mit fragwürdigen pädagogischen Kenntnissen gewuppt bekomme.
Grund Nr. 3: Die (Arbeits)Welt wird wieder scharf.
Als Mittvierzigerin komme ich mittlerweile in den Genuß der ein oder anderen Nebenwirkung des Alterns. Graue Haare und Falten, damit kann ich leben. Was mich aber zunehmen stört: die Sehkraft läßt nach. Vor zwei, drei Jahren empfahl mir der Augenarzt, die Verschlechterung wäre noch nicht so schlimm, daß eine Brille notwendig wäre und ich solle mir mit den Lesebrillen aus dem Drogeriemarkt das Leben ein wenig leichter machen.
Das hat bis vor ein paar Monaten auch hervorragend funktioniert. Bis mir irgendwann auffiel, daß ich trotz Brille weder das ganz kleingedruckte (Arial pt. 6, das gehört auf offiziellem Geschäftspapier verboten!) richtig lesen kann noch die Zahlen auf meinem Bildschirm so wirklich scharf sehe. Das liegt nicht am Bildschirm …
Schöne Scheiße. Ich habe damit ein wenig gehadert und mir vor ein paar Tagen dann doch das Herz gefaßt, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen und bin zum Optiker gedackelt. Jetzt bekomme ich zwei Brillen und dann wird die Welt, vor allem im Büro, hoffentlich wieder knackig scharf. Die kann ich in ein paar Tagen abholen und, so bekloppt das klingen mag für alle, die beim Wort „Altern“ phobische Anwandlungen bekommen, ich freue mich darauf endlich wieder ohne Verrenkungen und weit ausgestrecktem Arm vernünftig lesen und sehen zu können.
Grund Nr. 4: Ich werde ein Jahr älter. Schon wieder!
Dieses Jahr bin ich der fünfzig dann näher als der vierzig. Noch vier Jahre, dann erreiche ich die fünfte Null. Angeblich soll ich dieses Jahr sechsundvierzig werden. Sechsundvierzig, alter Falter. Steht so in meinem Personalausweis und der muß es ja wissen. Frage mich, wie jedes Jahr, wann das eigentlich passiert ist, daß ich schon so alt bin? Ich war doch gestern gerade mal zwanzig … Und im Kopf bin ich irgendwo Mitte zwanzig stecken geblieben, dieses Ding mit dem Erwachsen werden ist etwas, da bin ich mal so gar nicht gut drin.
Immerhin, auf meinen Körper kann ich mich verlassen. Der erzählt mir jeden Morgen „Fröllein, wir sind ma so ganich mehr zwanzig!“ und dann knackt und rumpelt es ordentlich im Gebälk beim Aufstehen. Trotzdem, ich hab Geburtstag! Im schönsten Monat des Jahres. Mit lieben Menschen zur Feier des Tages lecker essen gehen. Und Geschenke.
Grund Nr. 5: Eine Reise durch Osten Ard.
Was habe ich die Saga „Memory, Sorrow & Thorn„ geliebt als Teenager. Und im Laufe meines Lebens mindestens vier oder fünf Mal gelesen. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich 2017 über die Ankündigung stolperte, daß Tad Williams eine weitere Saga um Simon Mondkalb herausbringen wird. In drei Teilen. Gut, aus dem letzten Band wurden dann zwei und ich habe bis diesen Oktober warten müssen auf die Veröffentlichung des Taschenbuchs. Ich wollte die Saga nicht anfangen bevor alle Bände in meinem Regal versammelt sind. Um sie mit Genuß in einem Rutsch durch lesen zu können. Ich sage nur „Song of Ice and Fire“, nicht wahr, Mr. Martin … Oder der Herr Rothfuss, auf dessen „Door of Stone“ ich ebenfalls seit 2011 vergeblich warte …
Die Hoffnung, im Urlaub mit zwei Kindern mehr als zehn Seiten gelesen zu bekommen, habe ich nach den Erfahrungen der letzten Male zwar zu Grabe getragen, doch nach unserer Rückkehr ist noch genug Oktober übrig für gemütliche Lesestunden. Tässchen Tee, Kerze an, in die Kuscheldecke wickeln und abtauchen nach Osten Ard? Bin dabei!
Grund Nr. 6: Write like the Wind.
Wieder mehr schreiben. Für mich. Und für den Blog. Oder das Blog? Nach über zwanzig Jahren, die ich mich nun dem Bloggen als Hobby verschrieben habe, weiß ich immer noch nicht, ob es nun „das“ oder „der“ Blog ist. Wie dem auch sei, wieder mehr schreiben steht auf dem Plan für den diesjährigen Oktober. Ich habe keine Ahnung, wie das am Ende ausgehen wird und ob dabei etwas taugliches herum kommt. Lassen wir uns mal überraschen.
Fazit: Der Oktober wird aufregend.
Nicht nur, weil ich die Antwort auf die Frage, wie viele blaue Flecken ich dieses Mal aus den Herbstferien mit nach Hause bringen werde, bekommen werde. Sondern weil er viele Dinge zur Vorfreude mit bringt. Große Dinge als auch die kleinen Alltagsfreuden. Wie bunte Blätter, goldene Sonnenstrahlen und Morgennebel, Kuschelsocken und Strickjacken, Spaziergänge durch herbstlichen Wald und Kerzenschein am Abend.
Ich wünsche Euch einen tollen goldenen Oktober! Gehet hin und genießet den Herbst.