Rothenburg ob der Tauber

Analog unterwegs: Spaziergang durch Rothenburg ob der Tauber

Etwas, das mich an der analogen Fotografie immer wieder fasziniert: ich kann in dem Moment, in dem ich den Auslöser drücke, nie wirklich sagen, wie das Ergebnis am Ende ausfallen wird. Manchmal kann ich nicht einmal mehr sagen, was ich eigentlich mit den 36 Möglichkeiten, Bilder auf eine Filmrolle zu bringen, angestellt habe… Jeder zur Entwicklung gebrachte Film gleicht so einer Wundertüte. So auch der Film, den ich zuletzt zur Drogerie brachte und der mir längst vergessene Bilder von einem Spaziergang durch Rothenburg ob der Tauber bescherte.

Offensichtlich habe ich letztes Jahr im September, als Cookie und ich mit anderen NTV-Fans in einem winzig kleinen Örtchen in Mittelfranken zum sogenannten Basislager zusammen trafen, meine Analogkamera mit. Also eine davon, ist ja nicht so als besäße ich nur eine. Was machen Motorradfahrer wenn sie sich mit Gleichgesinnten treffen? Genau, entweder übers Moped reden oder zusammen Moped fahren. In Ermangelung eines eigenen Führerscheins Klasse A sowie dem dazugehörigen Moped habe ich all den Zweiradfahrern ein wenig wehmütig hinter her gewunken als sie aufbrachen zur gemeinsamen Ausfahrt. Während die Zweiräder sich nun an Kurven und Straßen erfreuten, beschlossen die Invaliden und Motorradlosen eben, das sozusagen um die Ecke gelegene  und weltbekannte, Rothenburg ob der Tauber zu besuchen.

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Auf nach Rothenburg ob der Tauber!

Also enterten wir meinen Corolla, der für gewöhnlich auf den Namen Padme hört, in diesen Kreisen allerdings den Spitznamen „Transportfahrzeug“ verpaßt bekam. Rothenburg ob der Tauber, der Name sagte mir bis dahin mal so … gar nichts. Sieht man einmal davon ab, daß ich vor Ewigkeiten einen Artikel darüber gelesen hatte, wie sich die tagsüber die Touristenströme durch die engen, mittelalterlichen Gassen schieben würden und man nur in den Nachtstunden als Anwohner den Ort für sich hätte …

Rothenburg ob der Tauber ist tatsächlich ein ziemlicher Touristenmagnet, doch an diesem Samstag haben wir unverschämtes Glück. Es scheint nicht nur die Sonne und es zeichnet sich ein perfekter, frühherbstlicher Sonnentag ab sondern offensichtlich haben sich die Touristenmassen woanders hin verirrt. Oder rennen gerade da herum, wo ich nicht bin. Man weiß es nicht. Außerhalb der Stadtmauern stelle ich das Transportfahrzeug ab und wir begeben uns durch eines der Tore in den alten Stadtkern.

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Filmkulisse, Disneyland oder Freilichtmuseum?

Keine Frage, dieses kleine Städtchen, das oberhalb der Tauber liegt, mit seinem gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern ist durchaus sehr pittoresk. Nun, wie man halt guterhalten so definiert. Schon vor dem zweiten Weltkrieg zog das kleine Städtchen Besucher an, bekam dann allerdings im Krieg ziemlich viel Zerstörung ab. Originalgetreu, so heißt es, habe man den mittelalterlichen Stadtkern wieder aufgebaut und versuche seit Jahrzehnten, diese Ursprünglichkeit aufrechtzuerhalten. Auch wenn es wohl beim Wiederaufbau nicht unbedingt ganz so historisch korrekt zugegangen ist. So wird aus einer schnöden Scheune schon mal eine alte Schmiede

Streckenweise habe ich das Gefühl, durch eine Filmkulisse zu wandern und jeden Moment könne die Wanderhure oder ähnliche Gestalten der modernen Historiendramen um die Ecke reiten, einer brülle „CUT“ und herbei geeilt käme ein Mensch, um der Hauptdarstellerin des Historiendramas die Nase zu pudern oder das Mieder zu richten. Stünden nicht überall die Autos der Anwohner herum, die gar nicht in diese Zeit zu passen scheinen und ständig im Bild stehen. Nun, besser die Kraftfahrzeuge stehen unvorteilhaft herum als wenn einem mal wieder ein unaufmerksamer Zeitgenosse auf der Suche nach dem besten Ort, um ein Selfie zu machen, durchs Bild latscht …

Man merkt dem Ort an, er lebt von Touristen. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei mal dahin gestellt. Ob ich dort leben wollen würde, wo in Stoßzeiten bis zu vier Touristen auf einen Einwohner kommen? Vermutlich eher nicht. Dennoch, für einen Spaziergang an einem sonnigen Frühherbsttag mit Freunden eignet sich Rothenburg ganz hervorragend. Mittags kehrt man in einem der vielen Gasthäuser ein, die erstaunlicherweise alle recht zivile Preise auf der Karte stehen haben, und gönnt sich Leckeres aus der fränkischen Küche. Bevor man die Stadtmauer erklimmt und auf dem Rundgang zumindest so tun kann, als würde man jetzt einen Bruchteil der eben vernichteten Kalorien abarbeiten.

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Macht sie jetzt einen auf Lomo hier?

Nein, macht sie nicht. Zumindest nicht mit Absicht. Offensichtlich hatte ich einen überlagerten Film in der Kamera. Und weil ich nicht mehr wußte, was auf dem Film eigentlich drauf war, habe ich ihn zum Entwickeln einfach bei der Drogerie um die Ecke abgegeben und somit kommen die Ergebnisse aus dem Großlabor und nicht aus dem kleinen Unternehmen, bei dem ich meine Filme sonst liebevoll entwickeln und scannen lasse.

Daher die etwas lomographiemäßige Anmutung der Bilder. Nun, sieht man wenigstens, hier war jemand voll analog am Werk.

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Die Moral von der Geschichte?

Wenn ich ein nächste Mal nach Rothenburg ob der Tauber fahren sollte, nehme ich vielleicht nicht unbedingt eine Kamera mit, in der ein überlagerter Film steckt und warte dann auch noch ein Jahr, bevor ich eben jenen Zelluloidstreifen zum Entwickeln bringe.

Solltet Ihr gerade mal in der Nähe sein, das Wetter mit spielen und Ihr Euch die Beine vertreten wollen? Dann parkt außerhalb der Stadtmauer und bummelt durch die kleinen Gassen und Straßen, erfreut Euch an den schönen Häusern und geht lecker essen. Vergesst die Kamera nicht, an jeder Ecke finden sich neue Details und Ansichten, die auf den Sensor, oder auch Film, zu bannen sich lohnen. Wünsche Euch viel Spaß dort!

3 Gedanken zu „Analog unterwegs: Spaziergang durch Rothenburg ob der Tauber“

  1. Hi Mirtana,

    vielen Dank für den schönen Bericht und die wunderbar anmutigen Bilder. Ich finde, diese Fotos passen besser zur Stadt als meine Hochglanzbilder die ich dort immer geschossen habe und nicht damit aufhöre.

    Denn neben diesem städtebaulichen Touristenmagnet, gibt es jährlich auch das Taubertal-Festival. Das ist ebenso ein Tipp, genauso wie eine Nachtwächterrunde in dieser Stadt!

    Schön von Dir zu lesen.

    Viele Grüße,
    Schirrmi

    1. Hi Schirrmi,

      schön, daß Du noch vorbei schaust! In Rothenburg werde ich bestimmt noch einmal Station machen, die Stadt ist einfach ein tolles Fotomotiv. Allerdings war ich ja nicht alleine unterwegs, da will ich nicht immer alle fünf Meter stehen bleiben und mit der Kamera spielen. Wenn dann vier Leute ständig auf Dich warten müssen, macht mir das Druck und die anderen sind irgendwann genervt. Für einen Spontanbesuch gefallen mir die Bilder auch. Beim nächsten Mal würde ich mir (alleine) mehr Zeit und die Digitalkamera mitnehmen … Oder vielleicht doch lieber analog und schwarzweiß?

      Das mit der Nachtwächterrunde merke ich mir mal, danke für den Tip!

      Viele Grüße,
      Frau Mirtana

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