Ich habe keine Kinder. Diesen einen, sehr kurzen Satz habe ich geschrieben und dann erst einmal ein Weilchen darauf gestarrt. Frauen, die auf Sätze starren … Oder so ähnlich. Weil dieses Thema immer wieder mal Präsenz fordert in meinem Leben. Sich freiwillig gegen Kinder entschieden zu haben wirft immer wieder Fragen auf. Fragen, die einem Mann selten gestellt werden. Sie müssen sich nicht ständig für ihre Entscheidung gegen Kinder rechtfertigen. Kinderlose Frauen hingegen schon. Heute geht es um Fragen und Aussagen, die ich in diesem Zusammenhang immer wieder höre.
Was stimmt denn mit Dir nicht?
Gegenfrage: warum sollte mit mir etwas nicht stimmen? Ich freue mich für Schwangere und wünsche Ihnen alles Gute für diese, hoffentlich wunderbare und einmalige, Zeit in ihrem Leben. Ich war und bin niemand den es traurig macht wenn andere Frauen schwanger werden oder süße, kleine Babys haben. Schwer zu erklären, in mir hat das nie den „Ich will auch“ Effekt ausgelöst. Ein Kind in mir heranwachsen zu spüren, es dann auf die Welt zu bringen und aufzuziehen ist keine Erfahrung, die ich sehnsüchtig erleben möchte.
Wenn etwas mit mir nicht stimmen sollte dann ist es die Abwesenheit eines Mutterinstinkts, der jeder Frau angedichtet wird. Auch wenn es in unserer Gesellschaft anders dargestellt wird hat nicht jede Frau automatisch einen Kinderwunsch nur aufgrund des Besitzes einer Gebärmutter. Ich halte diesen Mutterinstinkt im Übrigen für ein Gerücht und glaube, dieser entwickelt sich dank Hormonen und Erfahrungen erst in der Schwangerschaft und wenn das Kind da ist. Der Wunsch nach Kindern ist ebenso individuell wie die Frau an sich, keine Frau hat ihn von Geburt an.
Du wirst dann aber im Alter ganz schön einsam sein!
Gegenthese: es gibt genug Eltern, die im Alter einsam sind obwohl die Kinder und Enkelkinder sich allerbester Gesundheit erfreuen. Im Gegenzug gibt es genauso viele Senioren, die sozial sehr aktiv und gut vernetzt sind obwohl sie keine Kinder haben. Was ist das also bitte für ein Zusammenhang? Wer Kinder nur bekommt um später mal nicht alleine zu sein hat meiner Meinung nach sich selber und seine Motivation nicht richtig hinterfragt. Einsamkeit, ganz egal in welcher Lebensphase, hat selten etwas mit der Entscheidung für oder gegen Kinder zu tun.
Was hast du gegen Kinder und warum magst Du sie nicht?
Ich mag Kinder. Nur … Mir geht Kindergeschrei auf den Nerv. Ich finde Schulklassen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Schwimmbad aufgrund des Lärmpegels einfach ätzend. Das laute Geschrei und Getrampel der Nachbarskinder über uns macht mich auch nicht unbedingt glücklich. Fremde Kinder in Gruppen sind nichts, womit ich mich freiwillig umgeben würde. Von daher stimmt die Feststellung wenn man das so oberflächlich betrachtet.
Das heißt aber nicht daß ich Kinder per se nicht leiden kann. Im Gegenteil. Ich mag Kinder. Einzeln oder in kleinen Gruppen. Weil sie unvoreingenommen sind und die Welt in ihrem eigenen Tempo entdecken. Weil sie viel mehr auf dem Kasten haben als wir Erwachsene manchmal glauben. Weil sie Fragen stellen die Erwachsene nie stellen würden und die Antworten einfach als gegeben hin nehmen. Weil sie herrlich unverkrampft mit anderen Menschen, die anders sind als sie, umgehen. Und schlußendlich mag ich Kinder weil man von ihnen so unheimlich viel lernen kann wenn man sich darauf einläßt.
Du kannst so toll mit Kindern umgehen, du wärst sicher eine gute Mutter …
Falsch. Kinder können toll mit mir umgehen, so herum wird da eher ein Schuh draus. Sie mögen mich weil Kinder eine sehr feine Antenne für Menschen haben mit denen man allen möglichen Blödsinn veranstalten kann. Zur Kindererziehung gehört für mich aber ein bißchen mehr als der beste Spielkamerad des eigenen Nachwuchses zu sein.
Ich habe eine Menge Geduld im Umgang mit Kindern weil ich weiß, daß diese gemeinsame Zeit endlich ist. Früher oder später ist der Besuch zu Ende und ich kann alleine in mein ruhiges Zuhause gehen. Oder eben die Eltern mit Kind treten den Heimweg an. Es sind Stunden oder maximal Tage, in denen ich zum überwiegenden Teil mit den fröhlichen und spaßigen Momenten konfrontiert bin. Kinder zu haben bedeutet aber bei weitem nicht nur fröhlich und lustig. Nur weil Kinder gut mit mir können heißt das im Umkehrschluß also nicht, daß das aus mir eine gute Mutter machen würde, die mit Bravour durch die nervigen Zeiten segelt.
Warte ab, in zehn Jahren siehst Du das ganz anders!
Das ist der Satz, den ich mit Mitte zwanzig ständig gehört habe. Meistens begleitet von der Ergänzung, daß ich meine Meinung ändern würde wenn ich erst den „Richtigen“ gefunden hätte. Was ich immer als ziemlich übergriffig empfunden habe. Weil es impliziert daß mein Lebenspartner der Falsche sei. Und auf so etwas reagiere ich sehr unwirsch. Nun, mittlerweile sind die zehn Jahre mehr als vergangen und ich sehe das Thema immer noch nicht anders. Ich bin immer noch kinderlos und zufrieden mit meiner Entscheidung. Abgesehen davon, bin ich mittlerweile Tante und ich glaube, das ist etwas das ich viel besser drauf habe als Mutter sein. Meiner Meinung nach braucht jedes Kind ganz unbedingt mindestens eine verrückte Tante, die mit Kind auf dem Schoß ein halbes Dutzend Mal ihr Auto umparkt. Welcher knapp Zweijährige kann von sich schon behaupten er hätte bereits ein Cabrio gelenkt, hmm?
Es war meine Wahl und nicht Schicksal.
Das mag merkwürdig klingen, doch ich wußte mit zwanzig bereits daß die Zukunft keine Mutterrolle für mich bereit hält. Weil ich mich selber nicht in der Rolle einer Mutter gesehen habe. Und das heute auch immer noch nicht tue. Seit ein paar Jahren weiß ich außerdem daß es biologische Ursachen gibt, auf die ich nicht näher eingehen möchte, die es mir nicht unbedingt einfach machen würden überhaupt schwanger zu werden. Und diese Tatsache hat mich nie traurig gemacht oder mit meinem Leben hadern lassen.
Ich habe es selbst so gewählt. Es war meine Entscheidung gegen das traditionelle „Heiraten, Kind kriegen, Haus bauen“ Modell und nicht das böse Schicksal, das mir eben jenen Lebensweg vorenthalten hätte. Es gibt so viele Lebensmodelle und Wege, das eigene Leben zu gestalten. Von daher fällt es mir zunehmend schwerer nicht ausfallend zu werden wenn ich mich wieder mal für meine Entscheidung kinderlos zu bleiben rechtfertigen soll. Schließlich gehe ich auch nicht zu anderen Menschen hin und verlange Rechtfertigungen für ihre Entscheidung zum traditionellen Lebensentwurf. Das darf doch bitte jeder Mensch so halten wie er möchte.
Ich bin habe keine Kinder, bin also keine Mutter und ich möchte auch keine sein. Niemand muß mir Mitgefühl entgegen bringen weil ich kinderlos bin. Dahinter steckt keine tragische Lebensgeschichte. Es gibt genügend Frauen, die sich nichts sehnlicher wünschen als Kinder und diesen Wunsch aus verschiedensten Gründen nicht erfüllen können. Da ist Mitgefühl angebracht.
Ich hingegen gebe mich mit Verständnis zufrieden. So schwer kann es nicht sein über den eigenen Tellerrand zu schauen und zu kapieren, daß der eigene Lebensentwurf nicht die ultimative Richtlinie für jeden Menschen ist. Ich habe meine Wahl getroffen und Ihr habt Eure Wahl getroffen. Welche auch immer das ist, am Ende zählt doch nur daß man mit der getroffenen Entscheidung glücklich ist.
Und ich bin einfach kinderlos glücklich.
Du hast Recht- mit Allem!
Ich verstehe bis heute nicht, warum es immer wieder Menschen gibt, die sich „einmischen“ müssen. Ich finde, selbst diese Kommentare, sind Einmischungen, das Aufdrücken von Wünschen und Meinungen, die Nicht-Akzeptanz eines Umstandes. Aber warum?
Es ist dein Leben und du hast es so für dich entschieden – und das ist absolut okay.
Mich würde auch ein „In ein paar Jahren siehst du es anders…“ kränken. Das impliziert doch, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht ganz beisammen bin und mir die große Erleuchtung in ein paar Jahren käme.
Ich habe zwar Kinder, aber ich hasse diese Schulklassen in Zügen ebenso wie du. Oder meine Nachbarn von oben und ihr Gehampele. Ich habe mich bei ihnen auch schon beschwert und die Mutti sagte: „Du hast doch selber Kinder. Du weißt doch, wie das ist!“
Fakt ist, dass ich es (trotzdem) nicht weiß. Es gibt keine schlechten Kinder, es gibt nur unfähige Eltern. Meine Meinung!
Ich finde, du bist sehr reflektiert und für mich sind alle Aspekte und Ausführungen auch nachvollziehbar (auch als Mutter ;)).
Und der Mutterinstinkt kommt tatsächlich nach der Geburt. Der Kinderwunsch vorher. Und wenn der nicht da ist, dann steht einem auch keine Geburt bevor. So einfach.
Mich würde es absolut beleidigen, wenn ich mich immer rechtfertigen müsste oder erklären müsste, weshalb ich mich für eine Lebensform entschieden habe.
Aber ich schätze dich so ein, dass du auch auf den Tisch hauen kannst, wenn es so sein sollte!
Guter Artikel, gut geschrieben!
Und ich hoffe, dass besagte Menschen nun versuchen werden DICH mit all deinen Entscheidungen zu akzeptieren, wie du bist.
Jeder hat das Recht ohne große Fragerei, Mitleid oder Besserwisserei sein Leben so zu gestalten, wie er es mag.
Es tröstet mich ungemein, daß Menschen, die selbst Eltern sind, laute Kindergruppen auch als nervig empfinden 🙂
Das sind Fragen, die in den letzten fünfzehn Jahren immer mal wieder in Unterhaltungen in den verschiedensten Gruppen und sozialen Interaktionen aufgetaucht sind. Die Fragen an sich sind ja nicht das Schlimme, es sind die Untertöne. Sobald ich merke, daß ich es mit jemandem zu tun habe, der nicht über seinen Tellerrand gucken kann oder will antworte ich nicht mehr und wechsel schlicht das Thema. Oder wende mich jemand anderem zu. Oder gehe.
Dieses „In ein paar Jahren siehst du das anders …“ hat mich als Feststellung nie sonderlich getroffen, zumal dieser Satz immer von Frauen kam die der Generation meiner eigenen Eltern oder Großeltern angehören. Und diese Generation kann ich ganz hervorragend überhören, meine Mutter kann da ein Lied von meinen Fähigkeiten des „selektiven Hörens“ singen 😀
Ich kann ihnen zugestehen, daß sie einfach in anderen Zeiten und Verhältnissen aufgewachsen sind. Wenn ich das von Gleichaltrigen höre trifft mich das wesentlich mehr. Auch komisch irgendwie 😉
Oh! Ein Text, der mir aber soooo aus der Seele spricht!!!!
Ich bin mittlerweile 38 und bewusst kinderlos! Seitdem ich 16 bin habe ich für mich beschlossen dass ich keine Kinder möchte! Natürlich hat man im Laufe der Zeit immer mal wieder gehört dass sich das garantiert ändern wird… hat es aber nicht!
Auch wenn eine meiner Mütter-Freundinnen ihr Kind in die Arme drückt und sagt: Und???? nein! Da regt sich auch immer noch nichts bei mir! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen dass ich eine Mutter werde. Zum Glück habe ich einen Partner gefunden, der meine Entscheidung akzeptiert und seinen Lebensmittelpunkt nicht im Vater-werden gefunden hat!
Aber es gibt Tage und Situation da nervt es mich auch sehr gewaltig dass ich mich vor anderen teilweise fremden Menschen rechtfertigen muss/will warum ich keine Kinder habe und auch nicht haben will.
Aber das wird, denke ich, in Zukunft immer häufiger vorkommen dass Frauen sich bewusst gegen die Mutterrolle entscheiden. Und dann wird das auch zum Alltag dazu gehören!
Viele liebe Grüße
Steffi mit den 2 Fellnasen Ren & Stimpy
Nun, bei mir tut sich schon etwas, wenn man mir so einen frisch geborenen, kleinen Erdenbürger in die Arme drückt. Zum einen das absolute Erstaunen darüber, daß die Eltern offensichtlich genug Zutrauen zu mir haben daß ich ihren Nachwuchs nicht fallen lasse. Zum anderen könnte ich so ein Baby stundenlang angucken weil sie einfach kleine Wunderwerke sind. Sie lösen in mir aber nun mal keinen Kinderwunsch aus.
Ich bin mit einem Vater zusammen, der ein erwachsenes Kind hat. Und das ist auch gut so, ich habe immer gesagt ich bin da keine Mutter, ich bin seine Lebenspartnerin und gut ist.
Wünschen würde ich mir, das unkonventionelle Lebenskonzepte sich mehr durch setzen. Nur weil eine Familie nicht aus Mutter, Vater, Kindern und eventuell Haushund besteht heißt es ja nicht, daß es keine Familie ist. Ich glaube, mittlerweile stehen viel mehr Frauen unter dem Druck sich rechtfertigen zu müssen. Und zwar ganz egal, wofür sie sich entscheiden. Ob für oder gegen Kinder, ob Hausfrau oder Karriere oder was dazwischen, ob Heirat oder nicht Heirat.
Wow! Ich wundere mich gerade… Ist es wirklich noch so, dass man da manchmal bei anderen auf Unverständnis trifft? Gerade heutzutage sind doch die meisten auf Karriere und Freiheiten, die es mit Kindern nicht gibt, „scharf“ (überspitzt ausgedrückt). Oder sind es eher die älteren Generationen? Ich habe zwei Kinder, die ich über alles liebe. Doch es ist, wie du es sagst, kein Zuckerschlecken und manchmal möchte ich die zwei einfach nur auf den Mond schießen 😉 und meine Ruhe haben. Aber es würde auch nicht lange dauern, dass ich sie zurückholen würde. Das ist mein Leben und ich bin sehr glücklich damit.
Ich finde deine Entscheidung super, denn es ist ja deine Entscheidung und dein Leben.
Ganz liebe Grüße
Monika
Ja, ist es. Auch wenn ich jemand bin, den Karriere nicht interessiert. Den Vorwurf des Egoismus hört man dann auch immer wieder mal …
Ich glaube ja, daß es durchaus gesund ist wenn man selbst die Menschen, die man am meisten liebt, ab und an auf den Mond schießen möchte weil sie einem gerade auf den Wecker gehen. Ob das jetzt der Mann, die Geschwister, die Eltern oder eben die eigenen Kinder sind 😀
Was für ein toller Artikel meine Liebe! Weil Du tatsächlich mal an allen Ecken ein bisschen herumbohrst und sie erläuterst. Und: Bis auf einen Absatz stimme ich so hundertprozentig überein, das ist schon gruselig, sogar die verrückte Tante, gaaanz genau so muss das sein! 😀
Meine arme Nichte und mein Neffe haben nämlich leider nur mich als Tantenmöglichkeit, und da ich eben auch finde, dass sie eine verrückte Tante haben müssen, haben sie eben nur diese. Der Neffe möchte übrigens Weltforscher und Reisender werden. *g*
Also fast zu allem: Ja, ja, ja! Ich wusste es allerdings mit Mitte 20 noch nicht, ich habe immer diesem Märchen „das ändert sich noch bei Dir“ geglaubt. Als ich dann 35 war, wusste ich auf einmal, nee, das ändert sich nie mehr und das ist auch gut so. 😉
Und dann, mit 36, traf ich den Kerl meines Lebens, der bereits 4 Kinder hat. Schicksal? Und ob, glaub ich. 😀 Wenn ich jetzt auch noch ein Kind hätte haben wollen – Du meine Güte. Aber: Ich bin sehr froh, dass er sie hat. Ich bin froh, dass ich, trotzdem ich selber keine haben möchte (und mich auch immer fleißig rausziehe, wenns mir zu stressig wird -> eigene Wohnung und so), ihn als Papa erleben kann, dass ich weiß, wie ein Familienleben ist. Das ist schön und irgendwie sehr optimal, und wenn wir uns früher gekannt hätten, also, da hätte unsere Beziehung gar nicht funktioniert, denn er wollte immer Papa sein, mit voller Inbrunst.
Und ja, ich habe vor diesem „dann wirst Du im Alter einsam sein“ irgendwie immer Schiss gehabt. Das war meine einzige Sorge meiner Kinderlosigkeit.
Aber du hast natürlich völlig Recht in dem, was Du dazu schreibst: So ein quatsch. Hätte ich jetzt weniger Familie, hätte ich mehr Zeit für Freunde. Und mal ehrlich: Freunde sind im Alter doch mindestens so wichtig (von wegen gleiche Augenhöhe und so). Und Kinder schützen vor dieser Einsamkeit nicht unbedingt.
Mich rechtfertigen muss ich übrigens selten, und schon gar nicht vor Männern. Was mir persönlich viel schlimmer aufstößt sind die Frauen (Freundinnen (!) inklusive), die mir vorknallen „ach Kinder, das ist doch das Wichtigste auf der Welt“ oder „Was wäre ein Leben denn schon ohne Kinder?“ Da kommt mir echt die Galle hoch und das gab bisher immer einen gewaltigen Knick in der Freundschaft.
Manchen Menschen kann man in ihrer Verbohrtheit, den eigenen Lebensentwurf als den einzig Wahren zu sehen, eben nicht mehr helfen.
Liebe Grüße,
Inka
Gut zu wissen daß da noch ein paar Kinder auf eine verrückte Tante zählen können. Mein Neffe hat zum Glück noch vernünftige Tanten und Onkel zum Ausgleich. Und der Plan, Weltforscher und Reisender zu werden, ist echt toll! 🙂
„Das ändert sich noch bei dir“ Märchen hat mich immer an mir zweifeln und mich in dem Glauben gelassen, daß ich ja nicht ganz normal sein könne wenn sich das bei allen ändert nur bei mir nicht. Das hat mich eine Zeit lang wirklich belastet und traurig gemacht weil ich eben so gar keinen Kinderwunsch hatte. Zum Glück gibt es das Internet, wo man ganz vielen schrägen, verrückten, lustigen, andersdenkenden Menschen begegnen kann. Und wenn ich mich da einsortiere bin ich durchaus nicht so unnormal mit meinen Ansichten zu dem Thema wie ich vor vielen Jahren noch gedacht habe.
Mir kommt eigentlich immer die Galle hoch wenn jemand anderes mir seinen eigenen Lebensentwurf als die ultimative Wahrheit verkaufen möchte. Ganz egal worum es dabei geht. Solche Leute halten sich in meiner Umgebung auch nicht lange. Gut, wenn man beruflich mit diesen Menschen konfrontiert ist, sollte man höflich bleiben und sie einfach auf Distanz halten – das macht das Zusammenleben für einen selber streßfreier.
Liebe Mirtana,
nach der Lektüre geht mir so viel durch den Kopf, dass ich nicht weiß, wo anfangen bzw. ob nicht die Hälfte doch ungesagt bleibt.
Unsortiert nun die Gedanken:
Zu viele Menschen bekommen Kinder ohne diese Aufgabe mit Zuneigung, Verantwortungsbewußtsein, Demut oder Kompetenz zu füllen. Das sollte selbst bei geringem Medienkonsum niemandem entgangen sein. Dass man also im Umkehrschluss überhaupt auf die Idee kommt, eine reflektierte Entscheidung in Frage zu stellen, als Dritter, als nicht Involvierter, das erschließt sich mir nicht.
Viele Kinder, die man so im Vorbeifliegen miterlebt, sind keine gute Werbung für ihre Gattung. Aus vielerlei Gründen, natürlich. Und auch „mein“ kleines Volk ruft nicht in allen Neidgefühle hervor. Manche Extravaganz kann man wohl auch nur mit liebendem Auge ertragen.
Muttersein ist eine lebenslange Geschichte. Wenn man sich davon keine Verbesserung des individuellen Allgemeinzustandes verspricht, warum dann? Sind wir nicht der „Deutschen Frau Als Mutter“ entwachsen? Ist das alles, was uns einfällt?
Menschen, die anderer Leute Lebensmodell in Frage stellen, sind mir unsympathisch. Es ist an niemandem sich zu erheben, zu bewerten, gar eine Rechtfertigung auszlösen, wenn es nicht darum geht, dass Wehrlosen Leid zugefügt wurde, sondern das Gegenüber für sich eine legitime Wahl trifft.
Stereotyp doch, diese vorprogrammierten und damit so stumpfen Fragen. Wann wird geheiratet? Wann kommt das erste Kind? Wann das zweite? Wieso noch ein Viertes?? Sollten wir als Menschen mit Bildungshintergrund nicht mehr sein als das?
Respekt wäre eine schöne Sache. In so vielen Kontexten, dass es den Rahmen hier sprengen würden.
Also einfach DANKE.
Das hast Du großartig auf den Punkt gebracht, sehr schön formuliert, nachvollziehbar, unaufgeregt, sehr bei Dir. Besser kann das nicht und ich lese Deinen Beitrag bestimmt noch öfter.
Nina
Unsortiert ist vollkommen in Ordnung, das macht Deine Gedanken nicht weniger wertvoll für mich 🙂
Ich bin da ganz bei Dir wenn Du sagst, daß sich zu viele Menschen darüber keine Gedanken machen und ihre Eltern-Aufgabe mit mangelnder Kompetenz erfüllen. Andererseits, wer kann schon beurteilen wer für die Elternrolle geeignet ist und wer nicht? Diese Frage muß jeder für sich selber beantworten. Gut, viel mehr Menschen sollten sich diese Frage vielleicht stellen bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Vielleicht ist es auch einfach an der Zeit, diese althergebrachten Rollen in Frage zu stellen? In Kanada zum Beispiel wurde ein Gesetz verabschiedet das Eltern erlaubt „soziale Eltern“ für sein Kind eintragen zu lassen. Damit wird aus der traditionellen Vater-Mutter-Kind(er) Geschichte ein sehr vielfältiges Modell. Ich finde das gut, das ergibt doch sehr bunte Familien 🙂
Wir sollten diesem Heiligenbild der Mutter schon lange entwachsen sein. In der Theorie. In der Praxis wird an allen Ecken das Bild der Supermutti propagiert: Kinder, Karriere, perfekter Haushalt, perfekte Figur zwei Wochen nach der Geburt, perfekte Kochkünste und so weiter und so fort.
Respekt ist immer eine schöne Sache. Leider auch Mangelware, da gebe ich Dir recht.
Liebe Mirtana,
ein sehr schöner Artikel! Auch wenn ich selber Kinder habe und immer wußte, ich will später irgendwann mal Kinder haben und Spießer werden (so mit Haus und Garten) kann ich Dich absolut verstehen. Mir gehen auch die Menschen auf den Trichter, die immer was zu maulen haben … bei mir heißt es dann immer:
Warum hast Du denn Kinder in die Welt gesetzt, wenn Du sie dann weg gibst und lieber Arbeiten gehst?
Und weil mir auch springede Kinder über mir auf die Nerven gehen habe wir den Spießer gegeben und uns ein Haus gekauft… Meinen Kindern kann ich sagen, Jetzt ist aber mal schluß mit dem Hüpfen ich will meine Ruhe.
Wir sollten mal allen (meistens) Frauen beibringen, dass sich jede erst mal an die eigene Nase packt und nicht andere mit doofen Fragen beleidigen , nerven, brüskieren soll!
Und wie viele setzen Kinder in die Welt ohne sich darüber im klaren zu sein, was das alles bedeuten kann.
lg
Michaela
Ich mag Menschen, die sich augenzwinkernd als „Spießer“ bezeichnen 😀
Kritik an Frauen, die arbeiten gehen und Kinder haben, kann ich überhaupt nicht verstehen. Schließlich wird das doch als das große Ideal überall gepredigt? Im Gegenteil, ich habe den größten Respekt dafür wenn Frauen das hinkriegen. Und warum sollte man seine Kinder nicht stundenweise in der Obhut anderer Menschen lassen wo sie Kontakt mit anderen Kindern haben? Sorry, da fehlt mir das Verständnis für.
Ich sehe Tagesmütter und Kindergärten als Bereicherung für Kinder an. Andere Kinder zum Spielen und weitere Bezugspersonen, da kann ich nichts schlechtes dran finden. Aber gut, auch das dürfen Eltern für sich entscheiden und wenn ich dazu etwas sage bekomme ich dann immer das Urteil zu hören „Was weißt du denn schon, du hast ja keine Kinder!“ 😀
Wie man es macht, gell?
Du hast ja so recht! Mit allem!
Ich bin jetzt 23, in meinem Freundeskreis werden immer mehr Leute Eltern und ich bekomme so oft Sprüche zu hören, wie eben, warte bis Du älter bist bla bla… Ich finde es wirklich traurig, dass man nicht einfach akzeptieren kann, wenn eine Frau sagt, sie möchte keine Kinder…
Ich habe mir sogar mal anhören müssen, dass solche Frauen wie ich egoistisch seien, weil ich ja eben keine Nachkommen habe.
Liebe Grüße
Anna
Den Egoismus-Vorwurf kenne ich auch. Ich finde da nichts egoistisches an der Entscheidung für oder gegen Kinder. Wenn ich mich gegen Kinder entscheide, dann entscheide ich mich auch gegen all die schönen Momente, die Eltern vorbehalten sind. Die ersten Schritte, die ersten Worte, die ersten Zähne, der erste Blödsinn, der erste Schultag … Gut, dafür kann ich ausschlafen und habe keine Probleme Vollzeit arbeiten zu gehen, kann außerhalb der Ferien in den Urlaub fahren und so weiter und so fort.
Natürlich bin ich egoistisch und ich treffe meine Entscheidungen danach, was für mich das Beste ist. Genauso ist jede Frau egoistisch, die sich für Kinder entscheidet. Schließlich bekommt keine Frau Kinder nur um die Rentenkasse am Leben zu erhalten … Sondern aus persönlichen Gründen, die ganz verschieden sein mögen aber alle genauso egoistisch sind.
Vielen, vielen Dank für diesen Artikel. Ich hätte es selbst einfach nicht besser beschreiben können. Du triffst mit deinen Aussagen den Nagel auf den Kopf.
Mein Mann und ich haben auch entschieden, das wir kinderlos bleiben möchten. Immer wenn ich es jemanden erzähle, werde ich angeguckt, als wenn ich gesagt hätte ich gesagt ich benutze Pralinen als Zäpfchen oder so 😀 und bekomme genau deine erwähnten Sprüche an den Kopf geworfen. Ich mag Kinder aber eigene kommen einfach nicht in Frage für uns und das ist auch okay.
Liebe Grüße
Christina
Pralinen als Zäpfchen benutzen, grandioser Vergleich! 😀
Vielen Dank für Deine netten Worte, ich finde es immer wieder gut zu erfahren daß es auch noch andere wie mich da draußen gibt in der großen weiten Welt des Internets.
Ich bin bisher kinderlos und will es nicht so, aber ich kann deinen Standpuntk dennoch verstehen und nachvollziehen. Im Gegenzug sind Fragen danach wann man denn endlich Kinder bekommen würde, ob man denn schon geprüft hätte ob man künstlich nachhelfen müsse, oder ob man dann vielleicht adoptieren möchte ebenso schrecklich. Viele Leute scheinen in solchen Dingen einfach unsensibel und taktlos zu sein. Die gesellschaft gibt etwas vor und wenn man dem nicht folgt oder folgen kann, dann müssen Außenstehende offenbar einfach helfen und mit unerwünschten Ratschlägen parat stehen.
Im Übrigen mag ich auch keine Gruppen von Kindern oder das Getrampel der Nachbarn. Das hat nichts damit zu tun, dass Kinder einfach Kinder sind, sondern auch viel mit Erziehung ;o)
Gut, dass du deinen Weg gefunden hast. Ich hoffe für dich, dass vielleicht nun ein paar weniger Menschen meinen dir deinen Lebensweg vorschlagen zu müssen.
Liebe Grüße, Carmen
Das finde ich, mit Verlaub gesagt, schon mehr als unsensibel. Das ist übergriffig! Das gilt im Übrigen für alle nicht erbetenen Ratschläge, ganz egal welches Thema das betrifft. Ich kenne einige Frauen, die sich nichts sehnlicher wünschen (oder gewünscht haben) als Kinder zu bekommen. Für die ist dieses Thema sehr schmerzhaft und mit vielen Enttäuschungen verbunden. Da streu ich doch nicht mit ungebetenen Ratschlägen Salz in die Wunden?!
Ich bin der Meinung, auch Takt und zu einem gewissen Grad Empathie sind Erziehungsfragen. So etwas hat man nicht von Geburt an, das lernt man im Laufe seines Lebens. Ebenso wie rücksichtsvolles Verhalten und das es nicht okay ist, Sonntags morgens um halb sieben mit dem Roller durch die Bude zu düsen so daß die Nachbarin glauben muß das Haus stünde kurz vor dem Zusammenbruch. Besagte Nachbarin klingelt dann um halb sieben auch gnadenlos so lange bis jemand aufmacht der volljährig ist und verschlafen zur Schnecke gemacht wird. 🙂
Mir geht es genauso. Ich hatte nie den Wunsch, Kinder zu haben. Wenn ich davon gehört habe, daß irgendwann bei jeder Frau die „biologische Uhr“ tickt, dann tickte nur mein Finger gegen die Stirn. Mag ja sein, daß das bei anderen so ist. Aber ich bin nun mal ich. Deswegen bin ich nicht unglücklich.
Tante sein gefällt mir dagegen auch sehr, auch wenn ich keine besonders verrückte Tante bin. Aber ich bin wohl etwas mitschuldig, daß der Wurzelzwerg sich sehr zu Computern hingezogen fühlt… 😉
In meinem Beruf begegne ich vielen Kindern. Mit denen bin ich immer gut klar gekommen, auch wenn es manchmal in gewissen Gegenden eine etwas klare Ansage brauchte. Aber ab 5 Kindern um einen herum kann es manchmal nervig werden…
Die biologische Uhr hört man vermutlich nur ticken wenn man Kinder haben möchte 😉 Es ist ja kein Geheimnis, daß bei Frauen irgendwann der Zeitpunkt kommt an dem sie keine Kinder mehr gebären können, das ist von der Natur nun mal so vorgesehen. Dumm finde ich an diesem Konzept der biologischen Uhr immer nur, daß prinzipiell alle Frauen damit über einen Kamm geschoren werden.
Tante sein ist toll, da stimme ich Dir zu. Und es ist die Aufgabe von Tanten (und Onkel), Kinder zu begeistern und ihnen etwas beizubringen. Egal ob verrückt oder nicht.
Ein sehr toller Beitrag. Ich habe auch keine Kinder und das aus verschiedenen Gründen.
Unfassbar finde ich es, dass sich meine Mutter ständig dafür rechtfertigen musste (und manchmal auch heute noch), warum sie keine Oma ist. Wenn man sich vorstellt, dass das ja durchaus ein heikles Thema für Paare ist, die keine Kinder bekommen können, finde ich es einfach sehr unsensibel und unverschämt so etwas ständig zu fragen. Manche Menschen machen sich einfach keinen Kopf darüber, dass sie vielleicht jemanden verletzen könnten. Mir ist es tatsächlich noch nie passiert, dass ich mich hätte rechtfertigen müssen. Dabei arbeite ich mit Kindern und ich hätte angenommen, dass da schon öfter mal die Fragen kommen würden.
Das Argument mit dem Egoismus zieht echt nicht, da bin ich ganz deiner Meinung. Auf jeden Fall sollte sich niemand dafür rechtfertigen müssen, warum er wie lebt. Jeder so, wie es für ihn am besten ist und die Gründe gehen keinen etwas an.
Liebe Grüße, Kirsten
Örks, Rechner abgestürzt und nun ist die Antwort im Nirvana verschwunden. Dann eben noch einmal 🙂
Die Generation unserer Eltern, zumindest bei meinen ist das so, ist mit diesem Lebensmodell aufgewachsen. Also Heiraten, Kinder, Karriere, Haus bauen. Da kann ich Unverständnis beim Umgang mit anderen Lebensmodellen zumindest im Ansatz nachvollziehen. So nach dem Motto: im Zweifel für den Angeklagten. Unsensibel und nicht die Sache von Außenstehenden bleibt es trotzdem.
Ich stimme Dir zu. Viel zu viele Menschen machen sich keine Gedanken darüber wie sie mit anderen Menschen umgehen.
Das ist eine sehr ehrliche Beleuchtung. Ich bin Mutter und akzeptiere ohne jedes Problem, dass Frauen bewusst keine Kinder haben möchten. Ich habe einige Freunde, die ebenfalls keine Kinder haben… Wie du schon richtig sagst, so etwas spürt man in sich. So wie ich immer wusste, dass ich Kinder haben möchte.
Auch mich machen Klassenfahrten wahnsinnig, wenn sich alle da produzieren. Da bin ich ganz bei dir. Mich nerven auch die oft zickigen Mädchen, und wenn dann zwei oder drei aufeinandertreffen und da einen gequirlten Mist von sich geben – ich könnte da schreien. Ich bin eine recht untypische Mutter : )
Das kann ich verstehen, ich schüttel auch oft mit dem Kopf wenn ich Jugendlichen zuhöre und stelle mir die bange Frage ob wir als Teenager auch so … merkwürdig geredet und gedacht haben. 🙂
Kurz und knapp will ich sagen – Ein ernstes Thema, welches du verdammt gut auf den Punkt gebracht hast.
Du hast dir deine Gedanken gemacht und deine Wahl für dich getroffen. Traurig, dass es immer Menschen gibt die so etwas nicht akzeptieren können und die einem lieber das Gefühl vermitteln wollen, der eigene Plan vom Leben wäre „falsch“.
Mir ist schon oft aufgefallen, dass Menschen damit nicht klar kommen, wenn man sich nicht in dieses vorgefertigte Schema eines Lebensentwurfs pressen lässt. Nur weil alle anderen das Schema „Hochzeit, Kinder, Haus“ leben, muss man das selbst noch lange nicht. Es nervt, wenn jeder denkt er kann seinen Senf zu etwas geben wovon er keine Ahnung hat!
Schön, dass du deinen Entwurf liebst, lebst und genießt! <3
Hallo FrauHeldin,
vielen Dank für das Kompliment. Dieses Gefühl, den „falschen“ Lebensentwurf zu leben, kenne ich in der Tat viel zu gut 😉
Ich finde das, ehrlich gesagt, sehr spannend welche Lebensentwürfe andere Menschen für sich gewählt haben. Die Vielfalt ist doch toll und es ist gut, daß wir die Wahl haben. Ist ja noch nicht allzulange so – wenn ich mal bedenke, daß es verheirateten Frauen noch Anfang der 70ern nicht erlaubt war ohne die Einverständnis des Mannes überhaupt arbeiten zu gehen.
Lieben Gruß,
Mirtana
Die beste Entscheidung meines Lebens: keine Kinder bekommen zu haben. Weniger Stress, mehr Selbstbestimmung und alles in allem: Leben können. Mit Kind ist man noch mehr fremdgesteuert bis zur Selbstaufgabe, zumindest in den ersten Jahren. Mir erschließt sich auch nicht der Sinn Kinder zu haben: Im Bauch der Mutter hat diese noch Mitspracherecht, wenn sie sich keine Angst machen lässt. Nächte ohne Schlaf, dann Trotzphase, ständige Reibereihen, das Kind irgendwie auf den Weg in die Sklaverei ebnen (wenn wir ehrlich sind, ist es nicht mehr), Ärger mit Kindergarten und Schule, weil das Kind vielleicht nicht so genormt ist, wie die Gesellschaft gerne hätte, ADHS Stempel, Authistenstempel, sonstige Stempel, obwohl Kinder Kinder sind. Dann die Pupertät. Wenn alles glatt geht, dann hat man danach noch Kontakt. Und dieser Spaß in einer Handyverseuchten, Mediengesteuerten, Matetialistischen Welt kostet eine Menge Geld und Ärger, das erspare ich mir. Alles richtig gemacht.