Ist das Spam oder kann das weg?

Sehr geehrte Frau S.,

heute habe ich Ihr Schreiben per E-Mail erhalten, welches mich bei längerem Nachdenken doch ein wenig befremdet. Wissen Sie, wenn mich beim Lesen das Gefühl beschleicht ob ich es nicht vielleicht doch mit Spam zu tun habe, dann haben Sie als Verfasserin etwas falsch gemacht. Nicht nur, weil Sie bzw. Ihr Unternehmen dieses Schreiben gleich massenhaft in der Blogosphäre zu verbreiten scheint. Meinen Sie nicht auch?

Es fängt schon damit an, daß Sie mich einfach duzen. Sorry, geht mal so gar nicht. Ich mag den Umgangston nicht kennen dessen man sich im Bereich PR befleißigt wenn man es mit noch unbekannten Geschäftspartnern zu tun hat allerdings hätte Ihnen klar sein müssen, daß Sie es in meinem Falle mit einer kaufmännisch ausgebildeten Bloggerin zu tun haben. Sie haben ja mein Blog gelesen und wissen also, daß ich lange genug meine Brötchen mit, neben anderen Aufgaben, dem Verfassen von geschäftlicher Korrespondenz verdient habe. Und als solche muß ich Ihnen leider mitteilen daß ich es ein bißchen daneben finde von fremden Personen mit Du angesprochen zu werden die Geschäfte mit mir machen möchten.

Wo wir schon einmal bei geschäftlicher Korrespondenz sind: Ihnen scheint nicht bewußt zu sein, daß in einer geschäftlichen E-Mail bestimmte Angaben zwingend zu machen sind. Wie Firmenname, wie er aus dem Registereintrag hervorgeht sowie die Rechtsform des Unternehmens. Des weiteren sind ebenfalls so lapidare Informationen wie die vollständige Anschrift sowie die Angaben zu Registergericht und die Handelsregisternummer anzugeben. Für gewöhnlich packt man das in die Signatur der E-Mail und nein, der Link auf die eigene Website reicht da nicht. Das habe ich mir nicht ausgedacht, das ist auf dem Mist des Gesetzgebers gewachsen, so um 2007 herum. Sie sollten die fehlende Signatur in ihren E-Mails schleunigst mit Hilfe Ihrer IT-Abteilung beheben, eine fehlende Signatur mit den gesetzlich vorgeschriebenen Angaben kann Ihr Unternehmen bis zu 5.000 Euro Bußgeld kosten.

Ich muß Ihnen immerhin zu Gute halten daß Sie mein Blog zumindest überflogen haben und wissen, daß ich stricke und fotografiere, gerne Auto fahre und Tee trinke. Das ist schon nett und spricht mich auch an. Wie Sie allerdings darauf kommen, ich hätte ein DIY Blog erschließt sich mir nicht so ganz, aber gut. Immerhin vier von fünf. Denn, werte Frau S., ich verrate Ihnen noch etwas: ich mag keine Werbung. Steht auch hier auf dem Blog.

Und genau das soll ich letzten Endes machen: Werbung. Auf meinem Blog und das für Unternehmen, mit denen ich sonst vermutlich nix am Hut hab. Und wo ich grad schon mal so schön ehrlich bin. Sie wissen schon daß es Blogger so richtig in die Scheiße reiten kann wenn sie gekaufte Blogbeiträge und Links veröffentlichen ohne diese als Werbung zu kennzeichnen? Und hier möchte ich Sie gerne zitieren:

Derzeit gibt es bei uns noch vermehrt Aufträge ohne Kennzeichnungswunsch, jedoch auch einige, bei denen dies möglich ist. Falls Du diesbezüglich eine bestimmte Philosophie verfolgst oder eine Präferenz hast, dann lass mich das gern wissen, damit wir Dir dann auf Dich abgestimmte Aufträge zusenden können.

Ohne Kennzeichnungswunsch. Ich soll also meine Zeit und Energie in Beiträge investieren, in denen ich meinen Lesern weismache daß ich Firma XY ganz doll finde und das dann nicht als Werbung kennzeichnen? Man mag mich für naiv halten doch soweit meine Kenntnis der Rechtslage reicht ist genau das verboten und kann im schlimmsten Falle zu teuren Abmahnungen führen. Man könnte also sagen ich habe eine diesbezügliche Philosophie: ich lehne dankend ab.

§6 Abs. 1. Nr.1 TMG
„Kommerzielle Kommunikationen müssen klar als solche zu erkennen sein.“
§58 Abs. 1 RstV
„Werbung muss als solche klar erkennbar und vom übrigen Inhalt der Angebote eindeutig getrennt sein. In der Werbung dürfen keine unterschwelligen Techniken eingesetzt werden.“
§3 Abs. 3 UWG ist es untersagt
„redaktionelle Inhalte zu Zwecken der Verkaufsförderung entgeltlich zu platzieren, ohne dass sich dieser Zusammenhang aus dem Inhalt oder aus der Art der optischen oder akustischen Darstellung eindeutig ergibt (als Information getarnte Werbung).”

Daraus ergibt sich logischerweise daß Blogposts, die von einem Unternehmen in Auftrag gegeben und bezahlt werden, auch als Werbung zu kennzeichnen sind. Blogs fallen in Deutschland seit 2007 unter das Telemediengesetz, mal am Rande erwähnt.

In Ihren Richtlinien schreiben Sie unter anderem, daß die Beiträge so zu formulieren sind wie der nicht-kommerzielle Teil meines Blogs auch. Das Ganze übersetzt sich für mich am Ende so: Wir möchten gerne daß Du einen Text schreibst, der so klingt wie Dein sonstiger Kram auch, und darin Werbung unterbringst an der wir mit verdienen, die aber nicht als Werbung zu erkennen sein soll. Yadda, yadda, yadda … Und wenn das dann in die Hose geht und ich mit einer teuren Abmahnung blöd in der Gegend stehe bin ich für den Scheiß auch selber verantwortlich, nech? Nein. Nicht mit mir.

Ich bin kleine Tagebuchbloggerin und ich mag meine Leser. Das sind freundliche, intelligente, mitfühlende und tolle Menschen. Ich werde mit Sicherheit nicht anfangen diese Menschen für blöd zu verkaufen und auf meinem Blog getarnte Werbung unterbringen nur um damit ein paar Kröten zu verdienen. Ich lehne Ihr freundliches und gut formuliertes Angebot hiermit dankend ab.

Mit freundlichen Grüßen,

Mirtana

9 Gedanken zu „Ist das Spam oder kann das weg?“

  1. Hahaha,

    grandios! Weißt du (- wir kennen uns ja jetzt persönlich, da darf man sich immerhin auch dutzen, insbesondere, da ich mit dir soweit ja keine Geschäfte machen möchte-), jedes verdammte Mal, an dem mich solche Email erreichen, möchte ich antworten. Irgendwas antworten, was dem nahe kommt, was du geschrieben hast.
    Aber ich bekomme immer direkt einen Knoten im Kopf – tendenziell denke ich dann nur noch “Waaaas? Für wie doof haltet ihr mich?” – und antworte dann garnicht.

    Super geschrieben- und gib mal Bescheid, wenn sie antworten. Würde mich echt mal interessieren!

    Liebe Grüße
    Heidi

    1. Das mit dem Du geht voll und ganz in Ordnung, ich bin da mit Dir auf einer Wellenlänge. Und ja, der erste Gedanke war dann auch “Halten die mich für doof?” und wenn ich das denke werde ich … komisch. 😉

      Große Klappe kann ich schriftlich viel, viel besser als im realen Leben – da habe ich dann sehr häufig einen Knoten im Kopf. Oder die pfiffige Antwort geht irgendwo auf dem Weg vom Hirn zu den Stimmbändern verloren und taucht erst Stunden später wieder auf. Und dann weiß keiner mehr wovon ich eigentlich rede 😀

    1. Was mich halt wirklich ärgert ist dieses “Ach mal locker flockig mit dem Blog Geld verdienen” was einem da suggeriert wird. Auch Nebeneinkommen müssen versteuert werden und da man dort nicht angestellt ist oder ein sonstwie geartetes Arbeitsverhältnis eingeht muß man das im Prinzip freiberuflich laufen lassen. Damit verbunden sind dann für einen selber wieder Folgekosten: Gewerbeanmeldung, Steuern, Gebühren für IHK, etc. pp. … Da relativiert sich dann ein Honorar von fünfzig Euro für einen Artikel ganz schnell wieder. Zumal wir alle wissen wieviel Arbeit in einem vernünftigen Blogpost steckt 😉

  2. vielen Dank für die Veröffentlichung deiner Worte, die alles auf den Punkt bringen!!! Ich hatte eben diese Dame auch heute im Postfach und bin nur noch nicht dazu gekommen, Ähnliches zu formulieren. 10000 Punkte!!! Danke und liebe Grüße, Britta

    1. Die E-Mail muß in Massen raus gegangen sein … Abschreiben werde ich Dir mit Sicherheit nicht in Rechnung stellen 😉

      Ich finde das wirklich erstaunlich daß es immer noch auf diese Art versucht wird billigen Content und Links einzukaufen. Vermutlich gibt es noch genug Menschen, die mit ihren Blogs da mit machen. Sei es aus Unwissen um die rechtliche Lage oder aus “Ist mir doch egal” Gründen :-/

  3. Pingback: Mein Problem mit Kooperationsanfragen.

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